Die öffentliche Diskussion um eine gesetzliche Frauenquote für den Aufsichtsrat dreht sich im Kreis, sie hantelt sich von einer Ausflucht zur nächsten: Fordert man eine verpflichtende Quote, heißt es, man müsse eigentlich viel früher ansetzen und Mädchen für Karrieren als Managerinnen begeistern. Und kaum wird dieses Thema angeschnitten, ist von mangelnden weiblichen Rollenvorbildern die Rede. You can’t be, what you can’t see! Also doch bei der Frauenquote beginnen, um Einkommen, Macht und Teilhabe gerecht auf die Geschlechter aufzuteilen?
In Deutschland hält man sich nicht länger mit solchen Henne-Ei-Fragen auf. Während man hierzulande nach Ausreden sucht, hat die deutsche Regierung im Dezember 2014 eine verpflichtende Geschlechterquote beschlossen: Ab 2016 sollen in den Aufsichtsräten der großen deutschen Unternehmen mindestens 30 Prozent Frauen sitzen. Dieses Gesetz wird rund 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen betreffen. Für weitere 3.500 mittelgroße Firmen wird eine sogenannte Flexiquote eingeführt, sie müssen ab 2015 eigene, verbindliche Zielvorgaben für den Frauenanteil in Vorstand, Aufsichtsrat und den obersten zwei Management-Ebenen setzen.
Nichts als Ausreden
Und in Österreich? Hier spielt man Vogel Strauß und hofft offensichtlich immer noch, das Problem löse sich von selbst. Und das, obwohl die Zahlen seit Jahren zeigen, dass sich nicht viel tut: Der Frauenanteil in den österreichischen Geschäftsführungen hat sich seit 2006 um nur 2,2 Prozentpunkte erhöht. Nur 5,9 Prozent der Vorstands- und Geschäftsführerposten sind mit Frauen besetzt. Das zeigt der gestern veröffentlichte Frauen.Management.Report.2015 der AK Wien. In 164 der Top 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs gibt es keine einzige Frau in der Geschäftsführung. Der weibliche Anteil in den Aufsichtsräten dieser Firmen hat sich seit 2006 zwar um 8,5 Prozentpunkte auf 16,2 Prozent erhöht, aber: Wächst der Anteil in diesem Tempo weiter, braucht es aber noch knapp 30 Jahre, bis eine 40-prozentige Quote erreicht ist.