„Frauen sind nicht fürs Führen gemacht. Es fehlt ihnen an Qualifikation und Erfahrung. Im Grunde wollen sie gar nicht. Und überhaupt: Es ist wirklich schwierig, gute Frauen für Führungspositionen zu finden.“ Erklärt das die Männerquote von 92,8 % in den österreichischen Geschäftsführungen? Nein. Was Frauenkarrieren wirklich bremst, sind Arbeitspraktiken und Berufslaufbahnen, die auf veraltete Geschlechterrollen ausgerichtet sind. Männerfreundliche Strukturen sorgen dafür, dass die weibliche Repräsentanz mit jeder Sprosse der Karriereleiter abnimmt – der Weg nach oben führt für Frauen durch eine “Leaky Pipeline”.
Y-Chromosom trumpft Bildung
Dem akademischen Siegeszug der Frau zum Trotz bleiben Geschäftsführung und Aufsichtsrat in Österreich auch im Jahr 2017 eine Männerbastion. Frauen verfügen häufiger als Männer über einen Studienabschluss und machen mittlerweile 46,8 % der Erwerbstätigen aus – trotzdem ist für die meisten spätestens im Mittleren Management Endstation. Frauen haben sich entwickelt, doch die Geschäftswelt steckt fest – stagniert in den alten Mustern, die geprägt sind von Netzwerk-Rekrutierung und Präsenzkultur. Das zeigen einmal mehr die Ergebnisse des Frauen.Management.Reports der AK Wien. Heuer wurde erstmals auch der Anteil am Mittleren Management untersucht, und zwar an Hand der Prokura, die als wichtige Station in Richtung obere Führungsetagen gilt. Scheinbar jedoch nicht für Frauen: In den 200 umsatzstärksten Unternehmen des Landes stellen Frauen nur 15,8 % des Mittleren Managements. Eine Ebene darüber, im Vorstand, sind nur noch 7,2 % der Posten mit Frauen besetzt. Ganz an die Unternehmensspitze schaffen es noch weniger: Nur 3,6 % aller CEOs der 200 umsatzstärksten Unternehmen sind Frauen. Obwohl fast die Hälfte aller Erwerbstätigen weiblich ist, stehen den sieben Frauen an der Spitze 193 Männer gegenüber.