Flexible und hochgradig selbstgesteuerte Arbeitszeiten ohne Zeitaufzeichnung sind in vielen Fällen mit langen Arbeitszeiten verbunden. Das Risiko für unbezahlte Überstunden steigt stark an, wie schon eine FORBA-Studie aus 2018 zeigt, die derartige Arbeitszeitarrangements, ihre Formen und ihre tatsächliche Verbreitung am Arbeitsmarkt untersucht hat.
Die Mehrzahl der ArbeitnehmerInnen in Österreich arbeitet nach wie vor mit fix vorgegebenen Arbeitszeiten. Selbstgesteuerte und flexible Arbeitszeiten haben vor allem Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen. Mit selbstgesteuerten und flexiblen Arbeitszeiten werden im Durchschnitt mehr Arbeitsstunden geleistet als mit fix vorgegebenen. Auch eine Aufzeichnung der Arbeitszeiten wirkt hier dämpfend. Hoch flexible ArbeitnehmerInnen mit pauschal abgegoltenen Überstunden und ohne Arbeitszeitaufzeichnung erbringen über die bezahlten Arbeitsstunden hinaus noch viele unbezahlte, d. h. nicht mit den Pauschalen abgegoltene Überstunden.
Fix vorgegebene Arbeitszeiten am weitesten verbreitet
Starre Arbeitszeitregime sind noch immer weit verbreitet. So arbeiten unter den unselbstständig Vollzeitbeschäftigten 22 Prozent mit fix vorgegebenen Arbeitszeiten, einer automatisierten Zeiterfassung und ohne Überstunden- oder All-in-Vereinbarung. Insgesamt haben 58 Prozent der Vollzeitbeschäftigten keine Autonomie in der Arbeitszeitgestaltung, bei den Frauen in Vollzeit sind es sogar 62 Prozent. Über vollkommene Selbstbestimmung ihrer Arbeitszeit verfügen hingegen nur 13 Prozent der Vollzeitbeschäftigten. Vor diesem Hintergrund sind Diagnosen von absoluter Entgrenzung der Arbeitszeiten oder von ArbeitskraftunternehmerInnen als Leitfiguren der modernen Arbeitswelt zu relativieren.
Arbeitszeitautonomie hängt auch von der Bildung ab
Die österreichische Arbeitszeitlandschaft zeichnet sich durch große Heterogenität aus. Dies zeigt sich in besonderem Maße auch bei der Ungleichverteilung von Arbeitszeitautonomie. So haben PflichtschulabsolventInnen etwa zu 85 Prozent fix vorgegebene Arbeitszeiten, wohingegen 70 Prozent der Uni- bzw. FH-AbsolventInnen ihre Arbeitszeiten zumindest teilweise selbst bestimmen können. Selbststeuerung betrifft vor allem höhere berufliche und ausbildungsbezogene Qualifikationen. Im Modell der fixen Arbeitszeiten und automatischen Zeiterfassung sind vor allem niedriger qualifizierte Personen und Hilfsarbeitskräfte tätig.
Unterschiedliche Arten von Arbeitszeitarrangements
Für die Analyse wurde eine Typologie unterschiedlicher Arbeitszeitarrangements gebildet. Dafür wurden folgende Informationen herangezogen:
- der Grad der Selbstbestimmung der Arbeitszeit: fixe Arbeitszeiten, teilweise selbstbestimmte Arbeitszeiten und vollständig selbstbestimmte Arbeitszeiten
- die pauschale Abgeltung von Überstunden: All-in- oder Überstundenvereinbarung vorhanden (ÜSR)
- die Erfassung der Arbeitszeit: automatische (ZE autom.), nicht automatische (ZE nicht autom.) oder keine Erfassung der Arbeitszeit (keine ZE)
Diese drei Dimensionen beeinflussen und formen die Arbeitszeitorganisation wesentlich. Auf Basis ihrer empirischen Verbreitung wurden insgesamt zehn Typen mehr oder weniger flexibler Arbeitszeitformen gebildet. Diese reichen von „fixe Arbeitszeiten, keine Überstundenregelung, automatische Zeiterfassung“ über „teilweise selbstbestimmte Arbeitszeiten, keine Überstundensonderregelung, automatische Zeiterfassung“, d. h. Gleitzeit, bis hin zu „vollständig selbstbestimmte Arbeitszeiten, Überstundensonderregelung, keine Zeiterfassung“ (damit sind All-in-Vereinbarungen und pauschal abgegoltene Überstunden gemeint).
Selbstgesteuerte Arbeitszeit und Länge der Arbeitszeit
Eine zentrale Frage im Kontext von selbstgesteuerten Arbeitszeiten bezieht sich darauf, ob sie zu einer Verlängerung der Arbeitszeit führen. Die folgende Grafik zeigt die normalen Wochenstunden bzw. unbezahlte Überstunden nach Typ: