In zweieinhalb Jahren (2024) beginnt die Anhebung des Frauenpensionsalters, aber bereits derzeit tritt nur die Hälfte der Frauen direkt von einer aktiven Beschäftigung in die Pension über. Ein Mangel an (altersadäquaten) Arbeitsplätzen, gesundheitliche Einschränkungen, fehlende alternsgerechte Arbeitsbedingungen sowie jahrzehntelange Mehrfachbelastungen führen dazu, dass Frauen vor dem gesetzlichen Pensionsalter aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Die Betriebe haben sich auf das steigende Antrittsalter noch zu wenig vorbereitet.
Für Frauen beginnt ab 2024 die Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. Betroffen sind Frauen, die nach dem 31. 5. 1964 geboren sind. Die schrittweise Anhebung des Antrittsalters ist 2034 abgeschlossen. Eine aktuelle Studie von WIFO und FORBA nimmt die (potentiellen) Auswirkungen der Antrittsalterserhöhung auf Frauen, Branchen und Betriebe in den Blick.
Erhöhung des Frauenpensionsalters führt nicht automatisch zu längerer Beschäftigung
Im medialen und politischen Diskurs wird diese steigende Altersgrenze vielfach mit der Verlängerung der aktiven Beschäftigungsphasen der Frauen gleichgesetzt. Tatsächlich könnten durch eine Verlängerung der Beschäftigungsphase um fünf Jahre jene Maßnahmen, die seit 2003 (lebenslange Durchrechnung, Senkung des Steigerungsbetrags etc.) zu einer Reduktion der Pensionsleistungen insbesondere bei Frauen geführt haben, individuell kompensiert werden.
Die Annahme einer „automatischen“ Verlängerung der Erwerbstätigkeit durch eine Veränderung im Gesetzestext ist eine sehr optimistische Hoffnung, entbehrt jedoch einer empirischen Fundierung. Die allgemeine Wirtschaftslage und das damit verbundene Beschäftigungsniveau sind ebenso entscheidend wie die betriebliche Beschäftigungs- und Personalpolitik sowie die konkreten Arbeitsbedingungen in den Betrieben. Die Beschäftigungs- und Einkommenschancen der von der Erhöhung des Pensionsantrittsalters betroffenen Frauen sind wesentlich von diesen Bedingungen mitbestimmt. WIFO und IHS gehen in den jüngsten mittelfristigen Wirtschaftsprognosen von einem angespannten Arbeitsmarkt und einer hohen Arbeitslosigkeit bis in die Jahre 2024/25 aus. Die ökonomischen Rahmenbedingungen stehen dem erhofften Automatismus entgegen.
Nur der Hälfte der Frauen gelingt ein direkter Übertritt in ihre Alterspension
Die Studie von WIFO und FORBA zeigt, dass bereits jetzt eine sehr große Heterogenität beim Pensionsübertrittgeschehen der Frauen vorhanden ist; eine Tatsache, die auch noch in 2,5 Jahren, dem Zeitpunkt, zu dem die Anpassung beginnt, bestehen wird.
Vom WIFO im Rahmen der Studie durchgeführte Berechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass nur rund die Hälfte der vormals unselbständig beschäftigten Frauen (ohne Beamtinnen) direkt von einer aktiven Beschäftigung aus ihre Alterspension antreten kann. Im Beobachtungszeitraum 2010 bis 2019 reduzierten sich die Direktpensionsübertritte sogar von 57 % auf 50 %. Am häufigsten sind die Direktübertritte mit 70 % in der öffentlichen Verwaltung. Die geringsten Anteile an Direktübertritten gibt es in der Beherbergung und Gastronomie, hier treten nur 25 % der Frauen aus einer aktiven Beschäftigung in eine Alterspension über. Saisonale Beschäftigungsmuster gehen bislang schon Hand in Hand mit langen Erwerbslücken. Das steigende Pensionsalter wird hier wohl nicht zu einer Verlängerung der Beschäftigungsdauer, sondern zu einer Vergrößerung der Erwerbslücken für die betroffenen Frauen führen. Aber auch im Handel oder im Gesundheits- und Sozialwesen – hier arbeiten immerhin 18 % bzw. 13 % aller unselbständig beschäftigten Frauen – hat nur die Hälfte der Alterspensionistinnen keine Lücke zwischen der letzten Beschäftigung und der Pensionierung.