Nach der Geburt eines Kindes sind es vor allem Mütter, die ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen und anschließend in Teilzeit auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Im Gegensatz dazu wird die Erwerbsarbeit von Männern wenig beeinflusst, Väter arbeiten im Schnitt sogar mehr als Männer ohne Kinder. Dabei wäre ungefähr gleich viel Zeit für Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit für alle besser. Neue Modelle – wie das von ÖGB und AK eben erst vorgestellte – sind gefragt!
Erwerbsarbeitsintegration von Frauen erfolgt(e) großteils durch Teilzeitarbeit
Obgleich sich die Differenz der Erwerbstätigenquoten von Müttern und Vätern im letzten Jahrzehnt verkleinert hat, sind die Unterschiede nach wie vor groß: Im Jahr 2020 nahmen 91 % der Männer und 68 % der Frauen zwischen 15 und 64 mit betreuungspflichtigen Kindern unter 15 Jahren aktiv am Arbeitsmarkt teil.
Im letzten Jahrzehnt haben sich vor allem die Erwerbsmuster von Frauen mit kleinen Kindern stark verändert: Die Phase der Nicht-Erwerbstätigkeit nach der Geburt eines Kindes hat sich deutlich verkürzt. Frauen kehren nach der Geburt eines Kindes früher auf den Arbeitsmarkt zurück. Insofern erhöhte sich die Erwerbsbeteiligung von Frauen deutlich. Allerdings fast ausschließlich als Folge der Ausweitung von Teilzeitarbeit.
Teilzeitarbeit – also Erwerbstätigkeit bis max. 35 Stunden die Woche – und geringfügige Beschäftigung (unter 12 Wochenstunden) sind prägend für die Erwerbsbeteiligung vieler Frauen, gerade wenn sie betreuungspflichtige Kinder haben. Zwischen 1994 und 2020 stieg die Teilzeitquote von Frauen mit Kindern unter 15 Jahren von 39 % auf 72 % an. Neben strukturellen Nachteilen, wie die berufs- und branchenspezifische Segregation, ist die geringere Zahl an Erwerbsarbeitsstunden bei Frauen ein Hauptgrund für geringere Erwerbseinkommen. In Folge führt das zu einem hohen Pensions-Gap zwischen den Geschlechtern und einer höheren Armutsgefährdung für Frauen.
Eine Betrachtung der durchschnittlich tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Woche zeigt, dass 22 % der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren bis zu 15 Wochenstunden erwerbstätig sind, 31 % der Mütter zwischen 16 und 30 Stunden und 5 % zwischen 31 und 35 Stunden erwerbsarbeiten. Bei Vätern von Kindern unter 15 sind hingegen 36 % zwischen 36 und 40 Wochenstunden erwerbstätig, 13 % zwischen 41 und 45 Stunden und 18 % sogar mehr als 46 Wochenstunden und nur 6 % zwischen 31 und 35 Stunden mit Erwerbsarbeit beschäftigt.
Traditionelle Rollenverteilungen sind schwer aufzubrechen
Gerade in Österreich erweist sich die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern als äußerst hartnäckig. Gesellschaftliche Rollenbilder wie der „gute Vater“, der seine Familie finanziell gut versorgen kann, sind immer noch vorherrschend, ebenso wie das Bild einer „guten Mutter“, die maximal die Rolle einer Zuverdienerin übernimmt, jedenfalls aber den Großteil der Kinderbetreuung besorgt. Insofern werden von Paaren mit der Geburt eines Kindes überwiegend Modelle gewählt, die auf die Haupterwerbstätigkeit von Männern abzielen: Bei 44 % der Paare mit Kindern unter 15 Jahren im selben Haushalt waren 2020 der Mann auf Vollzeitbasis und die Frau auf Teilzeitbasis erwerbstätig, bei 18 % war nur der Mann erwerbstätig. Nur bei jedem siebenten Paar mit Kindern unter 15 Jahren im selben Haushalt waren beide Partner vollzeiterwerbstätig. Arbeitszeitmodelle, die auf eine Haupterwerbstätigkeit der Frau oder Teilzeiterwerbstätigkeiten beider Partner:innen abzielen, wurden insgesamt in nur 8 % der Haushalte gelebt. Bei den verbleibenden 11 % war eine/r der Partner:innen, zum überwiegenden Teil die Frau, in Elternkarenz.