Ja, die Pflege. Anders als oft angenommen verursacht sie nicht nur Kosten, sondern schafft auch ganz schön viele Jobs. Rund 10 Prozent der Beschäftigten in der Europäischen Union (EU) arbeiten im Gesundheits- und Sozialwesen, inklusive Pflege. Das sind übrigens 22,8 Millionen Menschen. In Österreich haben 12 von 100 Frauen im Sektor Gesundheits- und Sozialwesen eine unselbständige Arbeit. Kostendruck und Prekarisierung plagen diesen Bereich aber seit vielen Jahren. Die Krise ist eine historische Chance, jetzt umzudenken und auf qualitativ hochwertige Beschäftigung zu setzen. Diese Beschäftigung dient dann als Jobmotor sowie als Zündschnur für mehr Gendergerechtigkeit. Eine Win-win-win-Situation also, die der folgende Artikel erläutert.
Wer mehr Pflegekräfte sagt, muss auch höhere Löhne und faire Arbeit sagen.
Wer noch nicht genug von beeindruckenden Zahlen und Statistiken hat: In der EU schaffen Jobs in Pflege, Sozial- und Gesundheitswesen einen wirtschaftlichen Gegenwert von 800 Milliarden Euro. Und die Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Pflegeversorgung, Gesundheit und Sozialdiensten wird in den kommenden Jahrzehnten weiter ansteigen. Sie ist nicht zuletzt auf demographische Veränderungen zurückzuführen. Die – prinzipiell erfreulich – steigende Lebenserwartung geht mit einem erhöhten Betreuungsbedarf einher. Demgegenüber steht jedoch eine beträchtliche Lücke in der Zahl an benötigten Pflegekräften – allein in Österreich fehlen bis 2030 rund 76.000 Personen, auf europäischer Ebene ist die Lücke ebenfalls beachtlich.
Ein Grund für den Personalmangel: Der große ökonomische und soziale Nutzen des Sektors für die Daseinsvorsorge spiegelt sich in den Löhnen und Gehältern der Beschäftigten nicht wider. Das Einstiegsgehalt einer Pflegekraft im Krankenhaus liegt beispielsweise bei unter 2.000 Euro brutto. In der Krise wird deutlich, dass die wichtigsten Berufe der Daseinsvorsorge oft überwiegend von Frauen ausgeführt werden, mit schlechten Arbeitsbedingungen einhergehen und in naher Zukunft deutliche Verbesserungen erfahren müssen.