Mitten in der dritten COVID-19-Welle haben Österreichs Banken umfassende Dividendenpläne vorgelegt. Doch angesichts hoher Unsicherheit und drohender Kredit- und Solvenzrisiken sind großzügige Ausschüttungen nicht angebracht, vielmehr sollten die Banken jetzt dem Vorsichtsprinzip Rechnung tragen. Für Dividenden, Boni oder Rückkäufe von Aktien heißt das: Zurückhaltung! Denn: Der Kreditkanal muss offen bleiben und das Eigenkapital darf nicht knapp werden. Banken sollten daher ihr Eigenkapital erhöhen, um die Kreditvergabekapazitäten zu halten und sich für drohende Kreditausfälle zu wappnen.
Die COVID-19-Krise hinterlässt – trotz staatlicher Kreditgarantien und Unterstützungsprogrammen der Europäischen Zentralbank (EZB) – deutliche Spuren in der Ertragsentwicklung österreichischer Banken: Im Jahr 2020 müssen die heimischen Kreditinstitute laut Statistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) nach drei Geschäftsjahren mit Rekordgewinnen eine deutliche Reduktion des Jahresüberschusses auf 2,7 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen: Das entspricht einem Minus von 44,7 Prozent. Wie der AK-Branchenreport zum Kreditsektor zeigt, ist dies primär auf deutlich höhere Risikovorsorgen zurückzuführen. Damit kommen österreichische Kreditinstitute en Gros dem Aufruf der EZB nach, angesichts drohender Kreditausfälle in der Bemessung der Kreditrisiken höchste Sorgfalt walten zu lassen. Auf der Kapitalseite sieht es – dank des erforderlichen Eigenkapitalaufbaus nach der Finanz- und Wirtschaftskrise – gegenwärtig (noch) stabil aus: Die Kapitalisierung (gemessen an der harten Kernkapitalquote) liegt mit durchschnittlich 16,1 Prozent für das Jahr 2020 fast doppelt so hoch wie 2009. Wenngleich auch österreichische Kreditinstitute in den letzten Jahren durchgehend knapp hinter dem europäischen Durchschnitt zurückgeblieben sind. Dieser Abstand hat sich im ersten Jahr der COVID-19-Krise sogar noch erhöht.