Das WIFO erwartet nach der merklichen Rezession 2023 (-0,8 Prozent) für das kommende Jahr eine nur sehr bescheidene Erholung der Wirtschaftsleistung (real +0,9 Prozent). Diese wird von der Konsumnachfrage und damit von steigender Beschäftigung und kräftigem Reallohnwachstum (+3,7 Prozent pro Beschäftigten) getragen. Dazu kommt die beginnende Erholung der Industrie, die bei Anhalten die Konjunktur auch kräftiger als prognostiziert beleben könnte. Wiewohl der Anstieg der Realeinkommen breit und stark ist, erfasst er nicht alle Menschen. Vor allem (Langzeit-)Arbeitslose leiden unter drastischem Kaufkraftverlust.
Ungewöhnlich verhaltene Konjunkturerholung
Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt laut WIFO-Prognose 2024 nur um 0,9 Prozent. Damit bleibt die Konjunkturerholung sehr schwach. Die Wertschöpfung der Industrie und die Bruttoanlageinvestitionen sollen sogar nach 2023 auch 2024 zurückgehen.
Die Risiken der Konjunktur sind hoch: Kriege, drohende Immobilien- und Finanzkrise, Staatsausgabenkürzungen wegen der Schuldenbremse in Deutschland, Einbruch in der (deutschen) Kfz-Industrie. Dennoch könnte sich die Konjunktur besser entwickeln als vom WIFO unterstellt. Erstens ließ die saisonbereinigte Industrieproduktion bereits in den Sommer- und Herbstmonaten einen Aufwärtstrend erkennen und die Unternehmenserwartungen haben sich verbessert, wogegen die Auftragslage als schlecht eingeschätzt wird. Sollte sich die Erholung der Produktion auch im Spätherbst und Winter fortsetzen, so würde das einen merklichen Anstieg der Wertschöpfung im Jahresdurchschnitt 2024 ermöglichen.
Zweitens ist der Arbeitsmarkt sehr robust. Trotz Rezession wuchs die Zahl der unselbstständig Beschäftigten 2023 um 44.000 (+1,1 Prozent) und auch für 2024 zeichnet sich ein merklicher Anstieg ab (+26.000). Die Zahl der Arbeitslosen steigt 2023 und 2024 nur leicht (+8.000 bzw. +3.000). Es ist wenig wahrscheinlich, dass die Zahl der Beschäftigten dauerhaft steigt, aber die von ihnen geschaffene Produktion an Gütern und Dienstleistungen sinkt.
Drittens beflügeln der Anstieg der Beschäftigung und die außerordentlich starke Erhöhung der Reallöhne (2024: +3,7 Prozent je Beschäftigten) die Konsumnachfrage der Haushalte. Diese könnte stärker steigen als vom WIFO unterstellt (2024: +1,6 Prozent).
Sinkende Inflation, dauerhaft höheres Preisniveau
Das WIFO prognostiziert einen deutlichen Rückgang der Inflationsrate von 7,9 Prozent im Jahr 2023 auf 4,0 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024. Das täuscht nicht darüber hinweg, dass das allgemeine Preisniveau beständig steigt und bereits um mehr als ein Fünftel höher liegt als 2020. Die Teuerungskrise nahm ab Mitte 2021 an Fahrt auf, die Inflationsrate kletterte 2022 auf 8,6 Prozent und erreichte in einzelnen Monaten sogar knapp 11 Prozent.