Endlich Ferien – doch die große Erholung bleibt für viele leider aus. Schulferien sind eine finanzielle und organisatorische Herausforderung für Familien, die sie großteils privat stemmen. Vereinbarkeitsprobleme von Erwerbsarbeit und Familie belasten Eltern bei der Organisation der Ferienbetreuung. Für Kinder bleiben oft schöne Erlebnisse aus, da leistbare freizeitorientierte ganztägige Betreuungsangebote in den Sommerferien fehlen.
Lange Sommerferien sind für viele eine schöne Kindheitserinnerung. In der Praxis aber stellen Ferien für berufstätige Eltern eine echte Betreuungsherausforderung dar und verstärken herkunftsbedingte Bildungsungleichheit . Die AK Schulkostenstudie 2023/24 (Foresight, n = 1.277) zeigt, dass bei der Ferienbetreuung das Geldbörserl der Eltern und die Verfügbarkeit von Großeltern über die Feriengestaltung entscheiden.
Die Ferien der Kinder als Managementaufgabe für Eltern
Die Ferienzeiten werden insbesondere für berufstätige Eltern immer auch zur Managementaufgabe. Bei der aktuellen AK-Befragung von Eltern mit Schulkindern geben 81 Prozent der befragten Eltern an, die Sommerferien bereits durchgehend geplant zu haben.
Damit die Schüler:innen in den Ferien gut betreut sind, organisieren erwerbstätige Eltern oft schon Monate im Voraus ein Betreuungsnetz aus Großeltern, Bekannten, Feriencamps und nehmen sich selbst Urlaub oder Zeitausgleich. Teils wird als Notlösung Homeoffice eingesetzt, was für die betroffenen Eltern eine massive Doppelbelastung bedeutet. In 17 Prozent der Haushalte übernehmen ältere Geschwister und damit Kinder Betreuungsaufgaben.
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Ältere Schüler:innen verbringen längere Zeit allein zu Hause und besuchen kaum öffentliche Ferienbetreuung. Hier wird von den Eltern auch das fehlende leistbare Angebot für Teenager und die entstehende finanzielle Belastung durch teure private Angebote beklagt. Gleichzeit übernehmen in 17 Prozent der Familien ältere Geschwister Betreuungsaufgaben in den Ferienzeiten.
Große organisatorische Herausforderung
Die Betreuung der Kinder in den Ferien zeitlich und organisatorisch gut abzustimmen, kann eine echte Mammutaufgabe werden. Sechs von zehn Eltern beschreiben die Organisation der Sommerferien als große Herausforderung. Jeder fünfte befragte Elternteil (19 Prozent) findet diese Organisation sehr belastend, weitere 39 Prozent ziemlich belastend. Insgesamt ergibt sich auf Basis der Elternbefragung in etwa eine Betreuungslücke in den Sommerferien von zwei Wochen, für die die Eltern sich mehr kostengünstige und erlebnisorientierte Angebote für ihre Kinder und Jugendlichen wünschen.
Eltern brauchen Planungssicherheit & Flexibilität
Eltern wüschen sich darüber hinaus bei Ferienbetreuungsangeboten:
Planungssicherheit bei angemeldetem Betreuungsbedarf (rechtzeitige Zusagen, vor allem bei Angeboten, die vom gemeldeten Bedarf abhängen) Einheitliche Anmeldezeiten bei Angeboten für unterschiedliche Altersstufen Flexibilität, die aufgrund der Berufstätigkeit erforderlich ist (Dienstpläne stehen oft erst nach den Anmeldefristen fest) Bessere Information über Angebote, Kosten und Anmeldung
Seit 2020 gibt es in den letzten beiden Ferienwochen die sogenannte Sommerschule , die allen Schüler:innen grundsätzlich offensteht. Ziel ist das Wiederholen von Lerninhalten und die Vorbereitung auf die nächste Schulstufe. Die Sommerschule kann den Schulstart erleichtern, doch an den wenigsten Standorten ist dieses Angebot ganztägig und bietet daher selten Betreuungssicherheit. Eine Ausnahme bietet unter anderem das Burgenland , hier wurde die Sommerschule mit Ferienbetreuungsangeboten ergänzt.
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Die AK-Befragung zeigt, dass das Angebot der Sommerschule vielen Eltern noch nicht bekannt ist oder nicht ihrem Bedarf entspricht . Beispielsweise wünschen sich Eltern wohnortnahe Angebote, denn besonders außerhalb der Städte sind die Wege für die Kinder nicht allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen, aber gleichzeitig die Bring- und Holzeiten nicht mit den Arbeitszeiten vereinbar.
Fünf Wochen Urlaub sind nicht genug!
Während berufstätige Eltern in den meisten Fällen fünf Wochen Jahresurlaub haben, sind die Schulen in etwa 14 Wochen im Jahr geschlossen. Eltern müssen vielfach auf Großeltern und die Großfamilie zurückgreifen, um die Betreuung während der schulfreien Zeit zu bewältigen. Wenn sie diese Möglichkeit nicht haben, müssen sie auf andere – teils kostspielige – Betreuungsformen ausweichen. Damit Eltern einen wesentlichen Teil der Ferien selbst ihre Kinder betreuen können, jonglieren insbesondere Frauen mit ihrer Arbeit. Erschreckend insbesondere aufgrund des Fachkräftebedarfs ist, dass jeder zehnte Elternteil angibt, aufgrund der Betreuung die Arbeitszeit zu reduzieren, um auch die Ferienzeiten abdecken zu können.
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Finanzielle Kosten
Privat organisierte Ferienbetreuung kann sehr kostspielig werden. Im Durchschnitt geben Eltern 415 Euro pro Kind für die Ferienbetreuung aus. Die Hälfte der Eltern empfindet die Kosten für die Ferienbetreuung als Belastung (49 Prozent). Besonders belastend sind diese Zusatzkosten für Familien mit nur einem Elternteil.
Ferienzeit ist Freizeit
Kinder und Jugendliche wollen in den Ferien nicht in erster Linie schulische Lernziele verfolgen. Die meisten freuen sich auf Freund:innen, Familie, Urlaub, Zeit für Sport und ihre Interessen verfolgen zu können. Genau diese Motive sind für die Wahl der geeigneten Ferienbetreuung auch aus Sicht der Eltern entscheidend: Die Interessen des Kindes sowie die Qualität des Angebotes stehen bei der Wahl im Vordergrund (72 Prozent bzw. 69 Prozent).
Verlässliche und kostengünstige Betreuungsangebote
Eltern brauchen Betreuungssysteme, die verlässlich und kostengünstig sowie für Kinder und Jugendliche ansprechend sind. Dafür braucht es:
Finanzielle Unterstützung für Gemeinden, die Ferienbetreuungsangebote anbieten. Im Bereich der Freizeitförderung muss die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen unabhängig Elterneinkommen sichergestellt werden. Entlastungen für armutsgefährdete Familien und Alleinerziehende: Sie trifft die Teuerung in besonderem Maß. Ein Entlastungspaket (Anhebung Arbeitslosengeld und Sozialhilfe, Unterhaltsgarantie) sowie spezifische Unterstützungsangebote (z. B. Ferien- und Lerncamps) sind dringend notwendig! Die sechste Urlaubswoche für alle – denn die Familien benötigen Erholung. Beitrag der Arbeitgeber:innen: Sie sollen Eltern mit schulpflichtigen Kindern mindestens drei Wochen Urlaub in den Sommerferien ermöglichen. Daten zur Schulkostenstudie : FORESIGHT-Zwischenbefragung im Zuge der Panelstudie zu Schulkosten unter 1.021 Eltern mit 1.277 Schulkindern. Befragungszeitraum 7.6. bis 16.6.2024.
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