Obwohl der Besuch öffentlicher Schulen in Österreich unentgeltlich sein sollte, fallen hohe schulbedingte Ausgaben an, die für die Eltern zur finanziellen Belastung werden. Das ist das beunruhigende Ergebnis der von November 2022 bis Juli 2023 durchgeführten Elternbefragungen in Oberösterreich. Gute, öffentlich finanzierte Ganztagsschulen könnten den finanziellen Druck auf Familien nachhaltig reduzieren und zu Chancengerechtigkeit im Bildungssystem beitragen.
Die Arbeiterkammer Oberösterreich und das Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung befragten im Schuljahr 2022/23 oberösterreichische Eltern in insgesamt drei Online-Befragungswellen zu deren Schulkosten. Die Befragungen fanden nach den Herbstferien (Anfang November), zu Semesterwechsel (Anfang März) und am Schulende (Ende Juni/Anfang Juli) statt. Insgesamt beteiligten sich 702 Personen bei der ersten, 4.038 Personen bei der zweiten und 1.538 Personen bei der dritten Befragungswelle. 81 Personen mit insgesamt 156 Schulkindern nahmen an allen drei Befragungswellen teil. Zusätzlich zu den Online-Befragungen wurden vertiefende qualitative Telefoninterviews mit drei Familien zu drei Zeitpunkten geführt.
Eltern müssen für die Zukunftschancen ihrer Kinder tiefer in die Tasche greifen
Die erhobenen Durchschnittskosten pro Schulkind über das gesamte Schuljahr 2022/23 hinweg lagen zwischen 2.550 und 2.656 Euro (Durchschnittskosten für die Gruppe der Teilnehmer:innen aller Wellen 2.550 Euro, für die Gruppe der gesamten Teilnehmer:innen 2.656 Euro). Abgefragt wurden Ausgaben für allgemeine Schulmaterialien, spezielle Schulmaterialien (z. B. Arbeitskleidung/-schuhe, Materialien für Kochunterricht), Schulreisen und -exkursionen, Beiträge sowie Selbstbehalte (z. B. Schülerfreifahrten, Jugendticket, Materialbeiträge), Nachmittagsbetreuung/Hort, Internat und Schulgeld, EDV-Ausstattung, Nachhilfe und weitere Kosten sowie die voraussichtlichen Ausgaben für die Sommerbetreuung oder die Nachhilfe in den Ferien.
Die größten Ausgaben für die befragten Eltern, die an allen drei Befragungswellen teilgenommen haben, fallen im Bereich „Nachmittagsbetreuung/Hort, Internat und Schulgeld“ an. Diese betragen im Durchschnitt pro Kind 868 Euro und machen somit über ein Drittel aller Kosten aus. Weitere 499 Euro (20 Prozent der Gesamtkosten) entfallen durchschnittlich auf Schulreisen/-exkursionen und rund 453 Euro (18 Prozent der Gesamtkosten) werden im Durchschnitt für allgemeine Schulmaterialien ausgegeben. Während diese Hauptkosten so gut wie alle befragten Familien mit Schulkindern betreffen, gibt es auch Kostenfaktoren, die erst bei Bedarf das Haushaltsbudget belasten. Wie zum Beispiel die außerschulische Förderung. Bei Schulkindern, die Nachhilfe gebraucht haben, betragen die Kosten dafür durchschnittlich 606 Euro pro Kind und Schuljahr.