Die Wahlen zum Europäischen Parlament sind geschlagen: Für viele unerwartet, bringen sie eine knappe Mitte-links-Mehrheit, während der prognostizierte Erdrutschsieg rechtspopulistischer Parteien ausgeblieben ist. Die neue Mehrheitskonstellation könnte damit einen Wandel bei den Prioritäten in der EU-Politik bringen. Bei der Ausschussarbeit der österreichischen EU-Abgeordneten gibt es ebenfalls einige Änderungen.
Chance auf neue Mehrheiten bei Gesellschaftsthemen
Die Mehrheit für Europäische Sozialdemokraten, Grüne, Linke und Liberale ist dabei denkbar knapp: Sie verfügen zusammen über 377 der 751 Sitze. In sozial- und beschäftigungspolitischen Angelegenheiten sind kaum Fortschritte zu erwarten – zu stark sind die Divergenzen zwischen den linken Fraktionen und den Liberalen. Bei anderen Themenbereichen, beispielsweise bei Umwelt- und Bürgerrechtsanliegen oder beim KonsumentInnenschutz, gab es in der Vergangenheit jedoch bereits eine Zusammenarbeit dieser politischen Gruppierungen. Hier sind Verbesserungen für die Bevölkerung durchaus möglich. Ob die Mitte-links-Mehrheit erfolgreich sein wird, hängt auch von der Anwesenheitsdisziplin der MandatarInnen ab. Oft fehlen bei den Abstimmungen zwischen 50 und 150 von 751 Abgeordneten, wie Auswertungen zu den Abstimmungen im EU-Parlament zeigen.
Die Durchsetzung von Wünschen der Konzernlobbys dürfte im neu zusammengesetzten Parlament aber wesentlich schwerer werden als in der vergangenen Periode: Die traditionellen Konzern- und Unternehmerparteien, die Europäische Volkspartei (EVP) sowie die Europäischen Liberalen und die Europäischen Konservativen (EKR), kommen zusammen auf 352 Sitze, was für eine Mehrheit nicht ausreicht. Die Unterstützung anderer Fraktionen wäre also notwendig, um ihre Positionen durchzusetzen.