In einem halben Jahr, zwischen 23. und 26. Mai 2019, finden in den 27 EU-Mitgliedstaaten die nächsten Wahlen zum EU-Parlament statt. Erste Prognosen sagen einen starken Stimmenanstieg für rechtspopulistische Gruppierungen voraus. Auswirken dürfte sich der Rechtsruck in weiterer Folge auch auf andere EU-Institutionen wie die Europäischen Kommission oder den Europäischen Gerichtshof.
Fest steht, dass auf das Europäische Parlament erhebliche Änderungen zukommen. Nach dem voraussichtlichen Ausscheiden der BritInnen aus der Europäischen Union im März 2019 werden nur noch 27 Mitgliedstaaten im EU-Parlament vertreten sein. Damit verbunden verringert sich auch die Anzahl der Sitze: Verfügt das Hohe Haus auf EU-Ebene derzeit noch über 751 Sitze, so sollen es ab der nächsten Periode nur noch 705 Sitze sein. Österreich profitiert jedoch wie einige andere EU-Länder sogar von den durch Brexit freiwerdenden Plätzen im EU-Parlament und wird künftig 19 statt 18 EU-Abgeordnete stellen.
Vorhersagen prophezeien schwere Verluste für SozialdemokratInnen und Volkspartei
Auch die politische Zusammensetzung des EU-Abgeordnetenhauses dürfte sich zum Teil ganz wesentlich verändern: Eine Prognose der Nachrichtenplattform Politico von Oktober 2018 geht von dramatischen Verlusten – vor allem für die SozialdemokratInnen, aber auch für die Europäische Volkspartei – aus. Für beide Gruppierungen zeichnet sich das schlechteste Ergebnis seit 40 Jahren ab. Vor allem die beiden rechtspopulistischen Fraktionen „Europa der Freiheit und der Nationen“ (ENF) und „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“ (EFDD) könnten beachtliche Zuwächse verzeichnen.
Besonders im Fall von Frankreich und Italien gleichen die Vorhersagen über den Ausgang der EU-Wahlen für die traditionellen Parteien einem schweren Erdbeben:
Von den 79 Sitzen, die für die französischen EU-Abgeordneten zur Verfügung stehen, sollen die VertreterInnen der Volkspartei laut der Prognose gerade einmal 15 Mandate erhalten. In der aktuellen Legislaturperiode halten sie 20. Für die SozialdemokratInnen (derzeit zwölf Sitze) geht es sogar um die Existenz im EU-Parlament: Politico geht in seiner Vorhersage davon aus, dass die Parti socialiste keinen einzigen Sitz ergattern wird. Und das, obwohl Frankreich sogar fünf Mandate mehr als bisher zugestanden werden. Bei der Partei „En marche“ von Frankreichs Präsident Emanuel Macron ist mittlerweile die Katze aus dem Sack: Sie werden mit den Liberalen zusammenarbeiten und dürften laut Prognose 19 Mandate erhalten. Die Linken sollen 13 und die Grünen auf fünf Sitze kommen. Am besten dürften die beiden rechtspopulistischen Fraktionen ENF und EFDD mit zusammen 25 Mandaten abschneiden.
In Italien stellen die populistischen Parteien Lega Nord und MoVimento 5 Stelle laut Prognose sogar 53 der 76 Sitze, das entspricht knapp 70 Prozent der Stimmen. Die italienischen SozialdemokratInnen verlieren 15 Mandate und kommen demnach auf 16 Sitze, die Volkspartei erhält sieben Sitze – um acht weniger als bisher.
Im Falle Österreichs gibt es laut den Prognosen vor allem eine Veränderung: Die Grünen sind demnach im EU-Parlament nicht mehr vertreten. ÖVP (sieben statt sechs), SPÖ (sechs statt fünf) und FPÖ (fünf statt vier) gewinnen je ein Mandat hinzu; bei den Liberalen (ein Vertreter) gibt es keine Änderungen.