Referate via Videokonferenz, Englischunterricht mit Eltern an der Seite und sehr viele erledigte oder verstaubte Arbeitsblätter brachte das COVID-Jahr 2020/21. In den langen Wochen und Monaten der Pandemie wurde der Schul- und Lernalltag der Kinder und Jugendlichen massiv eingeschränkt. Neben den Herausforderungen für den Lernerfolg kamen fehlende soziale Kontakte außerhalb der Familien, wie z. B. zu MitschülerInnen, hinzu. Auch Eltern, insbesondere berufstätige Eltern, sind Mehrfachbelastung und Betreuungsunsicherheit ausgesetzt. Die Herausforderung, Lernen zu Hause zu organisieren, ist seit einem Jahr enorm. Zwar wird seit Herbst der Schulbetrieb vonseiten der Schulen mittels Distance-Learning deutlich besser organisiert, die Entwicklung des Schulbetriebs stagniert jedoch auf Kosten aller Beteiligten: SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen. So sinnvoll das Einrichten von Distance-Learning kurzfristig war, es dauerte zu lange an. Für die kommenden Schulmonate sollte Schule verlässlich mit regelmäßigen Präsenzphasen geplant werden.
Bildungslücke und steigende Lernverluste
Wenn Schulen zur Pandemiebekämpfung geschlossen werden, sind die familiären Ressourcen für den Lernerfolg umso entscheidender. Kinder, deren Eltern nicht über Geld, Zeit und Bildung verfügen, spüren negative Konsequenzen auf ihrem Bildungsweg noch unmittelbarer: schlechtere Noten, Klassenwiederholungen und Schulabbruch werden wahrscheinlicher – wie nun auch die Ergebnisse des 3. Corona-Moduls der AK-Schulkostenstudie zeigen (1.234 befragte Eltern). Seit Beginn der Pandemie befürchten immer mehr Eltern Nachteile für die Bildungslaufbahn ihrer Kinder. Mehr als die Hälfte der befragten Eltern (54 Prozent) haben die Sorge, dass ihre Kinder zumindest in einzelnen Fächern Schwierigkeiten haben werden, mit dem Lernstoff im kommenden Halbjahr zurechtzukommen. Darüber hinaus rechnen sie mit deutlich schlechteren Noten im Jahreszeugnis (39 Prozent), und jeder Zehnte erwartet eine Klassenwiederholung seines Kindes. Jene Eltern, die ihre Kinder beim Lernen selbst kaum unterstützen können, befürchten zu einem deutlich höheren Anteil Lernschwierigkeiten für ihre Kinder (60 Prozent der Eltern ohne Studienabschluss gegenüber 40 Prozent der Eltern mit Studienabschluss). Obwohl die vergangenen zwölf Schulmonate historisch außergewöhnlich waren, wurden weder die Lernziele noch die Beurteilung maßgeblich an die neuen Voraussetzungen angepasst. Vielmehr werden spätestens seit dem letzten Herbst die hohen Ansprüche und Lernziele im Distance-Learning weitertradiert. Das bringt Druck, Frustration und psychische Konsequenzen mit sich.
Psychische Belastungen bei SchülerInnen nehmen immer weiter zu
Bereits das erste Modul der AK-Schulkostenstudie nach den ersten Corona-bedingten Schulschließungen hat deutlich gemacht, dass sich die psychische Gesundheit bei fast jedem/r dritte/n SchülerIn (31 Prozent) seit dem Beginn der Corona-Pandemie (subjektiv) verschlechtert hatte. Das äußerte sich vor allem durch gestiegene Nervosität (28 Prozent), Gereiztheit (36 Prozent) oder Verängstigung (30 Prozent).