Die Kinderbetreuung und -bildung ist nicht der Schlüssel zu einem bestimmten Problem, die Kinderbildung ist ein ganzer Schlüsselbund. Egal, ob für Vereinbarkeit, Gleichstellung oder faire Chancen für jedes Kind – Kindergärten spielen eine zentrale Rolle. Die Industriestaaten investieren im Schnitt knapp ein Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Kindergärten. In Österreich sind Kinder deutlich weniger wert. Wir müssen hier aufschließen. Mit diesen zusätzlichen Investitionen könnte ein Rechtsanspruch auf einen hochwertigen Platz ab dem ersten Lebensjahr umgesetzt werden.
Österreich bei der Kinderbetreuung abgeschlagen
Trotz Verbesserungen in den letzten Jahren ist Österreich bei den Kindergärten nach wie vor viel zu geizig. Das macht der internationale Vergleich deutlich. Mit Ausgaben von 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung liegt die Alpenrepublik weit unter dem Durchschnitt der Industriestaaten von knapp einem Prozent, wie die Daten der OECD zeigen. Damit liegt Österreich bei den Investitionen in diesem Zukunftsbereich am Rande des letzten Drittels.
Ein Prozent für erstklassige Kinderbildung
Das ist Sparsamkeit am ganz falschen Platz. Wesentlich klüger wäre es, eine Politik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Chancengerechtigkeit für die Kinder zu verfolgen. Würde Österreich auf den Schnitt von einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Kinderbildung aufschließen, stünden jährlich rund 1,5 Milliarden Euro mehr für diesen Zukunftsbereich zur Verfügung. Damit können sowohl hinsichtlich Quantität als auch Qualität große Sprünge finanziert werden:
- Genug Plätze für die Jüngsten: In allen Bundesländern bekommen 40 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen hochwertigen Platz, in Wien sogar die Hälfte der Kinder.
- Umfassende Öffnungszeiten: Drei Viertel der Kindergartenkinder bekommen einen Platz, der ganztägig und ganzjährig zur Verfügung steht.
- Qualitätsschub: Eine zusätzliche pädagogische Fachkraft für den größeren Teil des Tages in allen Gruppen der Krippen und Kindergärten.
- Kostenloses Kindergartenjahr für alle Vierjährigen: Damit alle Kinder zwei Jahre lang von Sprachförderung, sozialem Lernen und Vorbereitung auf die Volksschule profitieren können.
- Entlastung bei den Kosten: Eltern erhalten pro Kind bis zu 100 Euro monatlich.
Der Einsatz dieser Mittel ist auch im Vergleich zu anderen Bildungsinvestitionen besonders effizient: Investitionen in frühkindliche und vorschulische Bildung haben einen deutlich stärkeren Effekt als gleich hohe Geldmittel für spätere Bildungsmaßnahmen.
Rechtsanspruch auf Kinderbildungsplatz wäre möglich
Damit würden die Voraussetzungen geschaffen, einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer elementaren Bildungseinrichtung ab dem ersten Lebensjahr umzusetzen und so einen wesentlichen Beitrag zur Planungssicherheit für die Eltern und Chancengerechtigkeit für die Kinder zu leisten. Das rechnet sich für die Gesellschaft, aber auch fürs Budget: Denn zumindest 70 Prozent der direkten Investitionen kommen in Form von Abgaben für die Beschäftigten sofort wieder an die öffentliche Hand zurück. Damit stünden weitere Mittel in den Jahren danach zur Verfügung, etwa für:
- eine Modernisierungsoffensive für in die Jahre gekommene Krippen und Kindergärten
- eine Schulausbau-Offensive, um gute Arbeitsbedingungen für die Lehrer:innen und echte Aufenthaltsqualität für Schüler:innen sicherzustellen
- die Umsetzung des Chancen-Index, der die unterschiedlichen Bedingungen an den Schulstandorten ausgleicht
- Lohnerhöhungen für die Angleichung der Bezahlung der Elementarpädagog:innen an die der Lehrer:innen
Modellrechnung zeigt: Es wäre möglich!
Die folgende Modellrechnung veranschaulicht, wie ab 2022 innerhalb von fünf Jahren die Lücken beim Kinderbetreuungsangebot geschlossen und neue Qualitätsstandards etabliert werden könnten. Ausgehend von der Peilgröße von Investitionen in Höhe von einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) wird ein stufenweiser Ausbau modelliert, bei dem nach fünf Jahren die oben genannten Zielsetzungen und damit das gesamte Investitionsvolumen erreicht werden.
Ausgehend von den Daten der Statistik Austria für 2020 (379 Mrd. Euro) wurde das BIP mit der aktuellen Prognose des WIFO, das nominell hohe Wachstumsraten für die kommenden Jahre erwartet (2021: +6,5%, 2022: +7,4%, 2023: +4,0%), hochgerechnet.
Bei den konkreten Berechnungen wurde bei den neuen Beschäftigten durchwegs von einem Bruttomonatsgehalt von 3.300 Euro ausgegangen – das sind Arbeitgeberkosten von 60.050 Euro/Jahr. Zum Vergleich: Der höchste Mindestlohntarif für Kindergartenpädagog:innen beträgt nach 39 Berufsjahren 3.312 Euro brutto monatlich. Das verwendete Bruttoeinkommen entspricht zudem dem Median von Frauen und Männern, die ganzjährig Vollzeit beschäftigt sind (RH-Bericht 2019, hochgerechnet auf 2021). Das bedeutet erstens, dass hier ausschließlich von pädagogisch qualifizierten Fachkräften ausgegangen wurde, und zweitens, dass sich die Kalkulation am oberen Rand der Bandbreite befindet.
In der Kleinkindbetreuung wurde von 15 Kindern und bei den 3- bis 5-Jährigen von 20 Kindern pro Gruppe ausgegangen – mit jeweils einer zusätzlichen pädagogischen Fachkraft je Gruppe für den überwiegenden Teil des Tages.
Daraus ergibt sich folgende Kalkulation:
Plätze | ||||||
2022 | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 | ||
Krippenplätze 40% | 1.600 | 10.600 | 19.600 | 28.600 | 37.600 | |
75% Kinder VIF-Kindergartenplatz | 21.800 | 33.800 | 45.800 | 58.800 | 71.800 | |
2. kostenloses Kindergartenjahr | 5.400 | 5.400 | 5.400 | 5.400 | 5.400 | |
3. pädagogische Fachkraft/Gruppe | 59.700 | 159.700 | 259.700 | 359.700 | ||
Lohn vorhandenes Personal +10% | ||||||
Eltern 100/50 Euro entlasten | ||||||
Summe | 28.800 | 109.500 | 230.500 | 352.500 | 474.500 | |
Personal in VZÄ | ||||||
2022 | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 | ||
Krippenplätze 40% | 200 | 1.400 | 2.600 | 3.800 | 5.000 | |
75% Kinder VIF-Kindergartenplatz | 700 | 1.100 | 1.500 | 2.000 | 2.400 | |
2. kostenloses Kindergartenjahr | 540 | 540 | 540 | 540 | 540 | |
3. pädagogische Fachkraft/Gruppe | 0 | 2.000 | 5.300 | 8.600 | 11.900 | |
Lohn vorhandenes Personal +10% | ||||||
Eltern 100/50 Euro entlasten | ||||||
Summe | 1.400 | 5.000 | 9.900 | 14.900 | 19.800 | |
Kosten in Mio. Euro | ||||||
2022 | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 | ||
Krippenplätze 40%* | 12 | 86 | 166 | 242 | 319 | |
75% Kinder VIF-Kindergartenplatz* | 43 | 67 | 94 | 127 | 156 | |
2. kostenloses Kindergartenjahr* | 103 | 103 | 105 | 107 | 109 | |
3. pädagogische Fachkraft/Gruppe | 0 | 120 | 330 | 550 | 770 | |
Lohn vorhandenes Personal +10% | 144 | 147 | 149 | 152 | 155 | |
Eltern 100/50 Euro entlasten | 261 | 270 | 280 | 290 | 300 | |
Summe | 563 | 793 | 1.124 | 1.470 | 1.810 | |
Ausgaben Kinderbildung bisher** | 2.893 | 2.951 | 3.010 | 3.070 | 3.131 | |
gesamt | 3.456 | 3.744 | 4.134 | 4.539 | 4.941 | |
1% Bruttoinlandsprodukt | 4.335 | 4.508 | 4.675 | 4.825 | 4.979 | |
Werte für Plätze gerundet; * inkl. 3% Instandhaltungskosten und 2%/Jahr Lohnerhöhung für alle Beschäftigten, ** inkl. 2% Kostensteigerung
Arbeitsplätze gesamt (inkl. Eltern) | |||||
2022 | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 | |
30% der Eltern zusätzl. erwerbstätig | 6.600 | 16.100 | 27.500 | 39.100 | 50.600 |
50% der Eltern | 8.000 | 19.300 | 32.500 | 45.900 | 59.200 |
70% der Eltern | 9.400 | 22.500 | 37.500 | 52.700 | 67.800 |
Genug Platz für die Kleinsten
Gute Betreuungsangebote von Kleinkindern sind in den meisten österreichischen Bundesländern Mangelware. In der hier vorgeschlagenen Kalkulation könnten in diesem Bereich 37.600 Plätze für unter Dreijährige in ganz Österreich geschaffen werden. Im Vollausbau 2026 würden 319 Mio. Euro jährlich dafür eingesetzt.
Damit würde die Betreuungsquote in dieser Altersgruppe in allen Bundesländern auf 40 Prozent ansteigen – ohne Einrechnung der Tageseltern. In Wien würde sie sogar auf 50 Prozent angehoben (dort liegt sie bereits über 40 Prozent). Probleme beim Wiedereinstieg wegen fehlender Plätze würden damit der Vergangenheit angehören.
Echte Vereinbarkeit durch umfassende Öffnungszeiten
Im Bereich des Kindergartens für die 3- bis 5-Jährigen gibt es kein Problem mit der Zahl der Plätze, aber sehr wohl mit den Öffnungszeiten. Nachmittagsbetreuung gibt es viel zu selten, und auch mehrwöchige Sommersperren machen berufstätigen Eltern das Leben schwer.
Derzeit sind nur knapp 48 Prozent der Kindergärten mit einer Vollzeitbeschäftigung der Eltern vereinbar. Mit dem hier vorgeschlagenen Paket würde das anders: 75 Prozent der Kinder, die einen Kindergarten besuchen, bekämen einen Platz, der ganztägig und ganzjährig zur Verfügung steht. Dabei wurde angenommen, dass im Schnitt 2-mal ein Drittel eines Vollzeitäquivalents erforderlich ist, also zwei Fachkräfte, die ihre Arbeitszeit entsprechend aufstocken. Im Endausbau würden 156 Mio. Euro pro Jahr hier eingesetzt, damit Frauen nicht deswegen Teilzeit arbeiten, weil die Kinderbetreuung nichts anderes zulässt.
Es ist davon auszugehen, dass nicht alle eine Vollzeitbetreuung in Anspruch nehmen wollen. Ebenso ist diese in sehr ländliche Regionen oft sinnvoller durch ergänzende Tageseltern bereitzustellen. Daher sollte mit einem Vollzeitplatz für 75 Prozent der Kindergartenkinder das Auslangen gefunden werden.
Elementare Bildung statt nur Betreuung
Österreich hat ein im internationalen Vergleich schlechtes Verhältnis zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern. Auch das soll in Angriff genommen werden. Für jede einzelne Gruppe in allen Krippen und Kindergärten soll künftig zusätzlich eine pädagogische Fachkraft den größeren Teil des Tages zur Verfügung stehen. Damit wird jene Zeit, in der die Gruppen am vollsten sind, besser abgedeckt, und es würden konkrete Fördermaßnahmen ermöglicht – etwa indem eine Fachkraft mit jenen Kindern arbeitet, die besondere Unterstützung in einem Bereich brauchen. Für diesen enormen Qualitätsschub, der Rahmenbedingungen schafft, wie sie für eine Bildungseinrichtung notwendig sind, würden im Vollausbau 770 Mio. Euro jährlich aufgewendet werden.
Zu diesem Punkt gehört auch, endlich ein kostenloses 2. Kindergartenjahr für alle Vierjährigen umzusetzen. Dafür müssen die fehlenden Plätze für die Vierjährigen und der Entfall der Elternbeiträge finanziert werden (mit Kostensteigerungen von gesamt 109 Mio. im 5. Jahr). Diese Maßnahmen sind gut investiertes Geld, denn keine Maßnahmen hat eine derart positive Auswirkung auf die weitere Bildungs- und Erwerbskarriere eines Kindes als gute elementare Bildung.
Aufatmen für die Eltern bei den Kosten
Die EU-SILC Statistik weist für Kinder im Schnitt monatliche Kosten zwischen 138 und 180 Euro pro Kind und Monat aus – abhängig von der Kinderzahl (Tabelle 8.9). Das bedeutet, dass ein Haushalt mit zwei Kindern im Schnitt 360 Euro und mit drei Kindern fast 500 Euro monatlich zu bezahlen hat. Wenig überraschend sahen Eltern auch in der von AK und ÖGB durchgeführten Umfrage zu „Kind und Job – Wie schaffen Sie das?“ das Thema Elternbeiträge als ein besonders problematisches an.
Das zweite kostenlose Kindergartenjahr würde für Eltern mit vierjährigen Kindern eine Erleichterung bringen, allerdings wäre (wie auch bei den Fünfjährigen) nur der Vormittag kostenfrei. Das bedeutet, dass auch hier Beiträge für Essen oder die Nachmittagsbetreuung anfallen können. Zudem sollen alle Eltern mit Kindern im Vorschulalter entlastet werden. Deswegen wurden folgende Zuschüsse vorgesehen:
- für die Vier- und Fünfjährigen (kostenloser Vormittag): 50 Euro pro Kind und Monat,
- für alle anderen Kinder im Vorschulalter: 100 Euro pro Kind und Monat.
Ausbezahlt würden die Beträge elfmal jährlich, also abzüglich eines Ferienmonats. Die Kosten dafür würden sich mit dem Vollausbau auf 300 Mio. Euro im Jahr belaufen.
Anmerkungen zur Berechnung
Es handelt sich um eine Modellrechnung und kein detailliertes Szenario, insofern kann und will diese Berechnung nur illustrieren, was möglich wäre, wenn Österreich die Investitionen in der Elementarbildung auf den Zielwert von einem Prozent der Wirtschaftsleistung erhöhen würde.
Die Rechnung ist in mehrerlei Hinsicht sehr großzügig:
- Es wurde ein relativ hohes Bruttogehalt für die neuen Pädagog:innen veranschlagt (siehe oben).
- Es wird von einem hohen Ausbildungsstandard ausgegangen: Alle neuen Beschäftigten werden als ausgebildete Elementarpädagog:innen berechnet. Derzeit ist das nur bei einer Person pro Gruppe der Fall (die unterstützenden Kräfte verdienen in der Praxis deutlich weniger als Pädagog:innen).
- Bei den Kindergartengruppen wurden nur 20 Kinder pro Gruppe angenommen (Maximum wäre 25 Kinder).
- Es wurden Instandhaltungskosten in Höhe von jeweils 3 Prozent der Personalkosten angenommen – also wurden auch diese dynamisch über die Jahre berechnet.
- Um das Gehaltsniveau der alten Beschäftigten in der Kinderbildung an das relativ hohe Einkommen der neuen Pädagog:innen anzupassen, wurde eine Lohnerhöhung von +10 Prozent für alle bisher Beschäftigten berechnet.
- Zu guter Letzt wurde die Entlastung bei den Elternbeiträgen sehr großzügig geschätzt, weil keine Rücksicht darauf genommen wurde, dass in einzelnen Bundesländern die Betreuung selbst für Kinder bestimmter Altersgruppen kostenlos ist. In Wien gilt das für alle Kinder von null bis sechs Jahren. Allerdings fallen auch hier Essensbeiträge und Kosten für Zusatzprogramme an.
Nicht eingerechnet wurden die Ausbildungskosten. Hier wird einerseits davon ausgegangen, dass Teile davon über arbeitsmarktpolitische Budgets abgedeckt werden, weil angesichts der noch immer hohen Arbeitslosigkeit als Folge der Corona-Krise und des Strukturwandels dringend Umqualifizierungen notwendig sind.
Zum anderen besteht Umschichtungspotenzial, weil die derzeitige Ausbildung über den fünfjährigen maturaführenden Zweig der Bundesanstalten für Elementarpädagogik extrem ineffizient ist, weil nur eine Minderheit der Abgänger:innen tatsächlich in den Beruf geht.
Beschäftigungsturbo zur Überwindung der Arbeitsmarktkrise
Die Folgen der Corona-Krise sind am Arbeitsmarkt noch immer stark spürbar. Es sind also dringend Maßnahmen notwendig, die neue Beschäftigung schaffen. Die Investitionen in die Kinderbildung müssen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, denn sie sind eine wahre Jobmaschine: Allein in der Elementarbildung selbst würden rund 30.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Dazu kommen die Beschäftigungseffekte durch bessere Vereinbarkeit. Die Arbeitsmarktlage ist zwar derzeit schwierig, aber wenn nur drei von zehn Frauen aufgrund der besseren Kinderbetreuung entweder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen oder mehr Stunden arbeiten können, sind das 21.000 Personen mit einem besseren Einkommen, die damit wiederum Steuern und Abgaben zahlen. In Summe würde dieses Zukunftspaket selbst bei vorsichtiger Rechnung über 50.000 neue Arbeitsplätze bedeuten – im besten Fall sogar fast 68.000. Das wäre der Fall, wenn 70 Prozent der Eltern mit den nun in einem Kindergarten untergebrachten Kind erwerbstätig würden. Bei der letzten Erhebung dazu waren zwei Drittel der Eltern von Kindergartenkindern beruflich aktiv – es ist also keine illusorische Zahl.
Investitionen bringen Ertrag
Mit dem Ausbau sind enorme Rückflüsse an die öffentliche Hand verbunden, denn jede und jeder der neuen Beschäftigten zahlt Sozialversicherung und Steuern. Über 700 Mio. Euro jährlich wären es allein durch die in der Elementarbildung Beschäftigten. Bei der Entlastung bei den Elternbeiträgen wurde davon ausgegangen, dass diese in Form anderer Ausgaben von den Eltern verwendet werden und damit 20 Prozent Umsatzsteuer umgehend an die öffentliche Hand zurückfließen. Aus diesem Titel kämen umgehend 60 Mio. an die öffentliche Hand zurück.
Das WIFO errechnete für Investitionen in die Pflege Rückflüsse beim Steueraufkommen und den Sozialversicherungsabgaben von 70 Prozent. Die volkswirtschaftlichen Multiplikatoren des Pflegesektors sind aufgrund des hohen Anteils von Löhnen und Gehältern an den direkten Ausgaben und der damit verbundenen hohen direkten Wertschöpfung vergleichsweise hoch. Dasselbe gilt auch für die Kinderbetreuung, deswegen ist davon auszugehen, dass die direkten Rückflüsse ähnlich hoch sind. Aufgrund der zusätzlichen Erwerbstätigkeit der Eltern sind zusätzliche positive Effekte in der Kinderbetreuung tendenziell noch höher als in der Pflege.
Damit würden jedenfalls zwei Drittel der investierten Mittel unmittelbar an die öffentliche Hand zurückfließen. Das wären im Jahr 2026 3,3 Mrd. Euro! Somit wären weitere zukunftsträchtige Investitionen möglich.
EcoAustria kommt in einer erst gestern veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass ein Ausbau der Kinderbetreuung langfristig die öffentlichen Haushalte sogar entlastet; und selbst kurzfristig könnten die Rückflüsse die Ausbaukosten übersteigen.
Sozialpartner gemeinsam für die Zukunft der Kinder
Aktuell haben die Sozialpartner und die Industriellenvereinigung gemeinsam wieder ein starkes Zeichen für den Ausbau der Kinderbildung gesetzt. Bei der Pressekonferenz am 11. Oktober wurde ein Ausbauplan für die nächsten fünf Jahre präsentiert. Die vorliegende Modellrechnung zeigt, dass das Ziel, die Voraussetzungen zu schaffen, um einen Rechtsanspruch auf einen hochwertigen Kinderbildungsplatz ab dem ersten Lebensjahr zu verwirklichen, ambitioniert, aber machbar ist.
Allerdings darf keine Zeit mehr verloren werden. Wir müssen jetzt beginnen, eine chancengerechte Zukunft für unsere Kinder zu schaffen.
(Dieser Beitrag wurde kurz nach Erstveröffentlichung um die EcoAustria-Studie ergänzt.)