In Österreichs Unternehmen, in Behörden und bei Dienstleistern beginnt der Arbeitstag früh. Spätestens um acht Uhr morgens sind alle am Arbeitsplatz und die Kinder in der Schule – und das ist schon spät! ÖsterreicherInnen sind traditionell FrühaufsteherInnen – knapp 40 Prozent beginnen ihren Tag zwischen 5 und 6 Uhr. 17 Prozent stehen zwischen 6 und 6.30 Uhr auf. Lediglich 4 Prozent aller ÖsterreicherInnen wachen nach 8 Uhr auf. Dass dieses Verhalten auf Dauer nicht gesund ist, Arbeitszeitlagen nach chronobiologischen Merkmalen und nach gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet werden sollen, Unternehmen und PolitikerInnen beginnen müssen, die Forschungsergebnisse der Chronobiologie und Schlafforschung bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen, wird in diesem Beitrag thematisiert.
Von „Eulen“ und „Lerchen“
In der Chronobiologie, der Wissenschaft von der zeitlichen Organisation physiologischer Prozesse, werden Morgenmenschen als „Lerchen“ und SpätaufsteherInnen als „Eulen“ bezeichnet. Von der Zeitdauer schlafen beide Gruppen gleich viel, sie unterscheiden sich aber deutlich in ihren Aktivitätsmodi. Während Lerchen früh wach und ebenso früh wieder müde werden, haben Eulen ihre Aktivitätsspitzen am Nachmittag. Die unterschiedlichen Chronotypen (Zeit-Typen) lassen sich in weiterer Folge in extreme, moderate und leichte Frühtypen, in Normaltypen, leichte, moderate und extreme Spättypen klassifizieren. Der persönliche Chronotyp, also zu welcher Tageszeit wir aktiv sind und wann wir besser schlafen sollten, ist genetisch determiniert und unveränderbar. Ein früheres Zubettgehen und das Erzielen von Gewöhnungseffekten kann daher nicht erreicht werden. Aus der Forschung weiß man, dass der Takt der „inneren Uhr“ zwar angeboren ist, jedoch über den Lebenszyklus variiert. Ob jemand zu den Lerchen zählt oder zu den nachtaktiven Eulen, die abends spät müde werden und morgens lange schlafen, verändert sich nur während der Pubertät, pendelt sich aber später wieder auf das bekannte Muster ein. Je später der Chronotyp, desto schlechter sind die schulischen Leistungen, weil die Schulbeginnzeiten für diesen Chronotypen deutlich zu früh beginnen.
Abbildung 1 zeigt Studienergebnisse des Zentrums für Chronobiologie am Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, und zwar wieviel Prozent der Bevölkerung den jeweiligen Chronotypus aufweisen. Etwa zwei Drittel gehören zu einem der drei durchschnittlichen Chronotypen. Je ein Sechstel fällt in die Kategorien Lerchen und Eulen (moderate bis extreme Typen). Die meisten Menschen (ca. ein Drittel) schlafen von 0 bis 8 Uhr oder von 0:30 bis 8:30 Uhr. Dabei ist die individuelle Schlafdauer unabhängig vom individuellen Chronotypus. Die Verteilung der Chronotypen ist ähnlich wie die Verteilung der Körpergrößen in der Bevölkerung – die meisten Menschen befinden sich in der Mitte der Verteilung.
Abbildung 1: Chronotypen – Umfrageergebnisse zu Schlafzeiten an arbeitsfreien Tagen von ca. 150.000 ZentraleuropäerInnen.