Über die Geschlechterunterschiede in den Gesundheitsberufen und in der informellen Pflege kann man nur bei völliger Ignoranz hinwegsehen – Berufsangehörige und pflegende Angehörige sind klar überwiegend Frauen. Bessere Arbeitsbedingungen in den Gesundheitsberufen und Unterstützung für pflegende Angehörige verbessern insbesondere auch die Lebensbedingungen von Frauen.
Wer schafft die Arbeit?
„Wer schafft die Arbeit?“ Diese banale Frage von Sozial- und Arbeitsministerin Beate Hartinger-Klein in der Nationalratsdebatte über den Karfreitag am 27. Februar 2019 erweist sich als symbolträchtig für die derzeitigen politischen Verhältnisse. Außerdem verhalf der Satz der Sozialministerin wohl zu über ihre Amtszeit hinausgehender Berühmtheit. Beantwortet hat sie die Frage jedenfalls völlig einseitig, indem sie den Begriff „Wirtschaft“ mit Unternehmensleitungen gleichsetzte.
Wenn es darum geht, wer Arbeitsplätze generiert, ist völlig klar, dass der Begriff „Wirtschaft“ sich nicht auf UnternehmerInnen allein, sondern auf die gesamte Volkswirtschaft – inklusive der ArbeitnehmerInnen und der VerbraucherInnen – beziehen muss.
Richtet sich die Frage aber danach, wer die Arbeit leistet, ist die Antwort wiederum eine andere. Rückt man nämlich das zu bewältigende Arbeitspensum in den Fokus, lautet die einzig mögliche Antwort darauf: „Die ArbeitnehmerInnen, tagein, tagaus, mittlerweile bis zu 60 Stunden in der Woche.“ Fragt man nun, wer die Arbeit im Gesundheitswesen und in der Langzeitpflege leistet, sind es vor allem Frauen, wenn es um dieses Berufsspektrum geht. Aber auch die unbezahlte häusliche Betreuung und Pflege übernehmen in großer Mehrheit Frauen. Frauen arbeiten überwiegend in einem Sektor, der von persönlichen Dienstleistungen gekennzeichnet ist.
Dazu ein paar Zahlen: 85 Prozent der diplomierten Pflegekräfte, 84 Prozent der Berufsangehörigen der medizinisch-technischen Dienste und 79 Prozent der Berufsangehörigen in den Pflegeassistenzberufen in Krankenhäusern sind Frauen. In der Langzeitpflege sind es 88 Prozent; bei den pflegenden Angehörigen 73 Prozent.