Der von ÖVP und FPÖ angepeilte Viertel-Karfreitag würde für rechtliche Probleme sorgen – und wäre insgesamt ein schlechter Deal für die ArbeitnehmerInnen. Wenn die Koalition einen freien Karfreitag für alle unbedingt vermeiden möchte, wäre ein frei wählbarer Feiertag ein Kompromiss, der den Unternehmen entgegenkommt.
Eigentlich war das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) klar und einfach: Der Karfreitag darf nicht nur für evangelische, methodistische und altkatholische ArbeitnehmerInnen ein Feiertag sein. Alle sind gleich zu behandeln. Ab sofort sei der Karfreitag für alle frei, entschied der EuGH, sofern der Gesetzgeber nicht eine andere Regelung beschließe, die ebenfalls für alle ArbeitnehmerInnen gleichermaßen gelte. 81 Prozent von ihnen, zeigt eine Untersuchung im Auftrag der Arbeiterkammer, sind sehr oder eher dafür, den Karfreitag zum Feiertag für alle zu machen.
Rechtliche Probleme mit dem Viertel-Feiertag
Doch ÖVP und FPÖ wollten das nicht – und die Debatte wurde kompliziert. Die Koalition will nun einen Viertel-Feiertag beschließen: Erst ab 14 Uhr soll für alle frei sein.
Der Vorschlag wirft eine Vielzahl juristischer Fragen auf, darunter: Was passiert, wenn jemand den gesamten Karfreitag frei haben will? Muss er oder sie dann einen ganzen Urlaubstag verbrauchen, um den Viertel-Feiertag freizubekommen? Wie lässt sich verhindern, dass Menschen, die nur vor 14 Uhr arbeiten, gegenüber jenen benachteiligt werden, die am Nachmittag tätig sind? Das betrifft viele SchichtarbeiterInnen, Teilzeit-Beschäftigte sowie Menschen, die regelmäßig Freitag-Frühschluss haben.
Schlechter Deal für die ArbeitnehmerInnen
Der geplante Viertel-Feiertag sorgt nicht nur für zahlreiche rechtliche Probleme. Er wäre für die ArbeitnehmerInnen insgesamt ein schlechter Deal.
Zum einen hätten vier von zehn Beschäftigten gar nichts davon. Laut der bereits genannten Untersuchung gehen 39 Prozent am Freitag generell früher nach Hause. Wer beispielsweise von Montag bis Donnerstag je neun Stunden arbeitet und am Freitag dementsprechend nur noch vier, hat um 14 Uhr ohnehin längst frei. Auch Frühschicht-ArbeiterInnen, die um 6 Uhr zu arbeiten beginnen, haben um 14 Uhr bereits ihren ganzen Arbeitstag hinter sich. Sie alle würden beim Vorschlag von ÖVP und FPÖ durch die Finger schauen.
Zum anderen würden hunderttausende ArbeitnehmerInnen einen Feiertag verlieren. Angehörige der evangelischen, methodistischen und altkatholischen Religionsgemeinschaften haben am Karfreitag seit Jahrzehnten frei. Sie müssten nun zumindest bis 14 Uhr arbeiten, ohne dafür mehr bezahlt zu bekommen. Zurecht sind VertreterInnen dieser Kirchen darüber empört.
Fünf Gründe für einen Feiertag für alle
Die einfachere und bessere Lösung wäre es, das EuGH-Urteil umzusetzen und den Karfreitag zum Feiertag für alle zu machen. Dafür spricht eine Reihe von Gründen:
Erstens arbeiten die ArbeitnehmerInnen in Österreich sehr viel. Vollzeit-Beschäftigte leisten im Schnitt 41,3 Arbeitsstunden pro Woche. Das ist Platz 3 unter den 28 EU-Staaten, deutlich vor wirtschaftlich vergleichbaren Ländern wie Deutschland (40,3), Schweden (39,9) oder Dänemark (37,8). Zudem ist der Arbeitsdruck in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Ein zusätzlicher Feiertag wäre da nur ein kleiner Ausgleich.