Seit dem Beginn der Krise im Jahr 2008 hat sich der Arbeitsmarkt nicht wieder erholt, zwar ist die Beschäftigung laufend angewachsen, aber die Zahl der Arbeit Suchenden ist nicht wieder unter das Niveau vor der Krise gefallen: Im Gegenteil, momentan gibt es so viele Menschen auf Arbeitsuche wie in den letzten 15 Jahren nicht.
Folgende Grafik bildet die Entwicklung der Erwerbstätigen (nach ILO-Definition ) und der durchschnittlich beim AMS registrierten Arbeitslosen inkl. SchulungsteilnehmerInnen der letzten 15 Jahre ab.
© A&W Blog
Mehr Erwerbstätige, vor allem über Teilzeit
Die Entwicklung zeigt, dass die Erwerbstätigenquote in diesem Zeitraum von 67,8% auf 72,5% gestiegen ist. Wenn man sich die Zahl der Erwerbstätigen näher ansieht, dann besteht nur mehr verhaltene Freude über den Anstieg der Erwerbstätigenquote. In der oben abgebildeten Quote werden auch Personen als erwerbstätig gezählt, die lediglich mehr als eine Stunde wöchentlich einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Wie Norman Wagner in seinem Blogbeitrag bereits veranschaulicht hat, ist in Österreich der Anstieg der Beschäftigung fast ausschließlich auf den Anstieg von Teilzeitarbeitsplätzen zurückzuführen. 1998 betrug der Teilzeitanteil (= bis zu 35 Wochenstunden) unter den Beschäftigten noch 15,7%, im Jahr 2012 lag er bei 25,7%. Es gibt ein Plus von 88% bei den Teilzeitarbeitsplätzen, während die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze um nur 1,8% gestiegen ist. Das heißt, obwohl die Beschäftigung nach der Anzahl der Arbeitsverhältnisse noch steigt, sinkt das tatsächliche geleistete Arbeitsvolumen. (Quelle: Statistik Austria ).
Bei der Zahl der Arbeit Suchenden lässt sich ein wellenförmiger Verlauf feststellen: Seit Beginn der 2000er Jahre gab es einen Anstieg auf 301.244 Personen im Jahr 2005. Danach folgte eine Phase des Rückgangs der Arbeitslosenzahlen bis zum Jahr 2008. Im Jahr 2009 machte sich die Wirtschafts- und Finanzkrise auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar und die Arbeitslosigkeit stieg relativ deutlich (um + 23%) innerhalb eines Jahres an. Danach war eine leichte Erholung spürbar, aber seit 2012 steigt die Arbeitslosigkeit wieder stärker an.
Warum steigt die Arbeitslosigkeit wieder an?
Das hängt vor allem mit dem steigenden Arbeitskräfteangebot (es bewegen sich also mehr Menschen auf dem Arbeitsmarkt) und der gedämpften wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. In diesem Zusammenhang ist die Politik, dass gesundheitlich (stark) beeinträchtigten Menschen der Zugang zur Invaliditätspension massiv erschwert wird (siehe dazu folg. Blogbeitrag ) oder dass ältere Personen länger erwerbstätig sein sollten, ohne dass es aber ausreichende Arbeitsmöglichkeiten für diese Menschen gibt, aus meiner Sicht nicht unproblematisch.
Und wie geht es weiter?
Laut der aktuellsten Konjunkturprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo ) zeichnet sich zwar ein vorsichtiges Ende der Rezession ab, für das kommende Jahr wird nur mehr eine leichte Erhöhung der Arbeitslosenquote erwartet, auf Dauer ist jedoch kein wirklicher Aufschwung in Sicht. Markus Marterbauer hat in seinem Artikel „Verstärkte Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit notwendig“ bereits die konjunkturelle Entwicklung erklärt und die wichtigsten wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen dargelegt.
In der Arbeitsmarktpolitik muss man sich, neben der verstärkten Ausrichtung der Arbeitsmarktförderung auf sinnvolle Qualifizierungen, vor allem die Frage stellen, wie man zusätzliche und vor allem längerfristige Beschäftigungsmöglichkeiten für Personen schafft, die auf dem Arbeitsmarkt aufgrund des Alters oder wegen gesundheitlichen Beeinträchtigungen keine Chance mehr bekommen. Jedoch: ohne eine wirksame Bonus-Malus-Regelung , die Unternehmen verstärkt in die Pflicht nimmt, auch ältere Menschen zu beschäftigen, wird es nicht gehen!
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