Die Kosten von Kindern sind deutlich höher als gedacht. Im Schnitt betragen die Kosten für ein Kind in einem Paarhaushalt 494€ und in einem Alleinerziehendenhaushalt 900€. Die Geldleistungen, die Familien mit Kindern vom Bund bekommen, decken die Kinderkosten nur zum Teil ab, mit steigendem Alter der Kinder immer weniger. Kinder in Familien mit niedrigem Einkommen profitieren am wenigsten von monetären Familienleistungen.
Aktuelle Kinderkostenstudie: Seit Jahren gefordert, jetzt veröffentlicht
Seit vielen Jahren forderten Interessensvertretungen, NGOs, Wissenschaft und Expert:innen eine neue Kinderkostenstudie, wie zuletzt in einem von über 80 Organisationen unterschrieben offenen Brief. Die aktuelle Kinderkostenanalyse 2021 wurde nun von der Statistik Austria im Auftrag des Sozialministeriums umgesetzt. Sie hilft bei der Einschätzung der Lebensrealitäten von Familien und dient als Orientierung für die Höhe und Ausgestaltung von Transferleistungen.
Die Kinderkostenanalyse ermittelt die direkten Kinderkosten, d.h. die unmittelbaren Ausgaben für Kinder. Indirekte Kinderkosten, etwa durch Einkommenseinbußen, weil Erwerbsarbeit aufgrund von Kinderbetreuung reduziert wird, werden nicht berücksichtigt. Die Berechnung der Kinderkosten erfolgt auf Basis der zusammengefassten Konsumerhebungen 2014/15 und 2019/20.
Ergänzend zur Kinderkostenanalyse wurde das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) mit der Berechnung der monetären Familienleistungen für unterschiedliche Haushaltskonstellationen beauftragt. Darin werden die öffentlichen Familienleistungen des Bundes analysiert und zwar sowohl direkte Geldleistungen (Familienbeihilfe, Kinderabsetzbetrag, Mehrkindzuschlag) als auch steuerliche Begünstigungen (Familienbonus Plus, Kindermehrbetrag, Alleinerzieher-/Alleinverdienerabsetzbetrag, Unterhaltsabsetzbetrag).
Mit dem Alter der Kinder steigen die Kosten stark, die Familienleistungen kaum
Die Kosten für ein Kind in einem Paarhaushalt betragen im Durchschnitt 494€. Dem stehen monetäre Familienleistungen von 328€ gegenüber. Es können folglich 66% der Kinderkosten durch Familienleistungen abgedeckt werden. Es besteht eine Lücke von 166€ bzw. 34% pro Monat. Diese Differenz muss jeden Monat von den Eltern aufgebracht werden. Es hängt daher vom Einkommen der Eltern ab, ob die Kosten für Kinder abgedeckt werden können und ihnen die volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden kann.
Die Kosten für ein Kind über 14 Jahre sind mit 659€ um 264€ höher als für Kinder unter 14 Jahren (395€). Während ältere Kinder durch höheren Bedarf an Gütern und Dienstleistungen also deutlich höhere Kosten verursachen, steigen die Familienleistungen mit dem Alter der Kinder dagegen kaum. Die Familienleistungen für Kinder über 14 Jahre sind lediglich um 44€ höher als für jüngere Kinder. Kinderkosten werden mit zunehmendem Alter also weniger durch Familienleistungen abgedeckt. Während Eltern von einem Kind unter 14 Jahren eine Differenz von 72€ abdecken müssen, sind es bei einem Kind über 14 Jahre jeden Monat fast 300€ (siehe Abbildung 1). Das stellt insbesondere Familien mit geringen Einkommen vor große Herausforderungen.