Im Bereich der Kinderbildung und -betreuung brennt der Hut. Dem hohen Engagement der Beschäftigten stehen zahlreiche Missstände gegenüber. Die Beschäftigten sehen die Sicherheit und Qualität der Bildung und Betreuung der Kinder und auch ihre eigene Gesundheit gefährdet, sie gehen auf die Straße und fordern bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen. Von der Politik werden ihre Anliegen bislang meist als individuelle Befindlichkeiten abgetan, das strukturelle Problem wurde lange negiert. Eine Befragung, an der mehr als ein Viertel der oberösterreichischen Beschäftigten teilnahm, macht deutlich: Von Einzelwahrnehmungen kann hier keine Rede sein.
Beschäftigte schlagen Alarm
Im Herbst 2021 gingen Tausende Beschäftigte aus dem Bereich der Kinderbildung und -betreuung in mehreren Bundesländern auf die Straße und machten deutlich: So geht es nicht mehr weiter. Die zentralsten Themen, die trotz unterschiedlicher Ausgangslagen aufgrund der Länderkompetenz die Beschäftigten einen: ein völlig unpassender Personal-Kind-Schlüssel, der zu Stress, Druck und Überforderung führt, Arbeitsbedingungen, unter denen die Beschäftigten physisch und psychisch an ihre Grenzen gehen und all das unter einer viel zu schlechten Bezahlung.
„So schlecht, wie ihr mich bezahlt, kann ich gar nicht arbeiten“ war auf einem Schild zu lesen. „Wir sind komplett überfordert. Nicht weil wir nicht gut genug qualifiziert sind, sondern weil es die Bedingungen nicht erlauben, qualitative Arbeit zu verrichten! Oft bin ich mit 23 Kindern allein in der Gruppe“, erzählt eine Beschäftigte und fragt sich: „Warum muss ich so eine große Last an Verantwortung für die Kinder auf meinen Schultern tragen, wenn es mir die Rahmenbedingungen gar nicht anders erlauben?“
Eine Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich, an der 27 Prozent der oberösterreichischen Beschäftigten aus dem Bereich der Kinderbildung und -betreuung teilgenommen haben, verdeutlicht die Dringlichkeit der Forderungen, die die Beschäftigten im Rahmen der Demonstrationen vorgebracht haben, mit Zahlen. Sieben von zehn Beschäftigten sind mit ihrer Entlohnung unzufrieden. Die Relation zwischen Personal und Anzahl der Kinder nehmen viele als Hauptursache der Probleme wahr. Die Gruppengrößen in Oberösterreich werden von rund zwei Drittel der Beschäftigten in Krabbelstube und Hort und von rund 84 Prozent im Kindergarten als zu hoch eingeschätzt. Meist sind in den Gruppen ein/-e gruppenführende/-r Pädagoge/-in und ein/-e pädagogische/-r Assistent/-in („Helfer/-in“) für die Bildung und Betreuung der Kinder zuständig.