Beim heute beginnenden EU-Lateinamerika-Gipfel will die Europäische Kommission den baldigen Abschluss des Handelsabkommens mit dem südamerikanischen Zusammenschluss Mercosur sowie jene mit Chile und Mexiko verkünden. Die EU-Kommission ist voll des Lobes über die angeblichen Vorzüge verstärkten Handels, gleichzeitig ist andernorts in der europäischen Politik viel von Klimapolitik und Regionalisierung die Rede. Zur Frage, wie Handels- und Klimapolitik zusammenhängen, liefert die EU bisher nicht viel mehr als schöne Worte. Welche Rolle spielt der Welthandel also für das Klima? Und wie passen die Handelspolitik und der Diskurs über nachhaltigere EU-Politik zusammen?
Autos gegen Rindfleisch: Das ist die falsche Richtung
Am viel diskutierten EU-Mercosur-Handelsabkommen mit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay wird deutlich, dass vieles derzeit in die falsche Richtung steuern. Das Abkommen sieht niedrigere Zölle und höhere Einfuhrquoten für landwirtschaftliche Produkte aus dem Mercosur in die EU vor: Rindfleisch, Geflügel, Futtermittel-Soja, Milchprodukte, Ethanol und andere. Diese Ausweitung der Agrarexporte würde nicht nur Branchen mit sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen fördern, sondern auch die Klimakrise weiter anheizen. Nimmt der Export landwirtschaftlicher Produkte in die EU im Ausmaß der festgelegten Quoten zu, steigen seine Treibhausgas-Emissionen laut Berechnungen von GRAIN um 34 Prozent – und das noch ohne das besonders klimaschädliche Soja. Hinzu kommt, dass die Ausweitung von Produktionsflächen für den Export nicht nur immer größere Teile des Amazonas vernichtet, sondern auch andere essenzieller Ökosysteme wie die Trockenwälder des Gran Chaco und die Feuchtsavannen des Cerrado zerstört. Durch das Abkommen sollen außerdem Zölle auf die Einfuhr europäische Autos, Autoteile und Maschinen sinken oder wegfallen. Damit würde es europäischen Autokonzernen erleichtern, trotz des geplanten EU-Aus für Verbrenner diese bzw. ihre Bauteile zu exportieren und damit Profite zu machen. Das EU-Mercosur-Abkommen fördert also den Handel mit einigen der klimaschädlichsten Produkte überhaupt.
Welthandel und Klimakrise
Das Problem ist allerdings viel größer als nur dieses eine Abkommen. Die Produktion und der Transport von Gütern und Dienstleistungen für den Welthandel machen 20 bis 30 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen aus – Tendenz steigend. Das fällt auch auf Österreich zurück: Ein Drittel der österreichischen Emissionen wird importiert. Sie fallen bei der Produktion von Waren und Dienstleistungen im Ausland an, die nach Österreich importiert und hier verbraucht werden. Eine echte europäische Klimapolitik muss den Welthandel als Treiber der Klimakrise ernst nehmen. Woher kommen also diese Emissionen und was kann dagegen getan werden?