Im Herbst ging von einem Tag auf den anderen ein riesiges Budgetloch auf. ExpertInnen und durch sie angesteckte JournalistInnen überboten sich über Wochen in neuen Horrorzahlen. Von bis zu 40 Mrd. Euro war die Rede. Schnell herrschte große Einigkeit, dass neue Sparpakete dringend notwendig seien. Mit großer Anstrengung vollzogen ExpertInnen einen Kassasturz für alle einzelnen Jahre bis 2018 – das laufende Jahr jedoch, war angeblich unmöglich zu schätzen. Nun stellte sich heraus, dass dieses nur 1,5% statt 2,3% des BIP betrug. Das Budgetdefizit für 2013 wurde somit sowohl vom Finanzministerium als auch von WirtschaftsforscherInnen um über eine Milliarde Euro zu pessimistisch eingeschätzt. Dadurch verbessert sich nun die Ausgangslage für die Zukunft.
Wie jedes Jahr präsentierte Statistik Austria Ende März ihre Notifikation für das gesamtstaatliche Ergebnis der öffentlichen Haushalte für das abgelaufene Jahr. Die gemeldeten Daten sind viel besser als von vielen erwartet und die AK hat mit ihrer Warnung vor übertriebener Panik bezüglich des Defizits Recht behalten. Es zeigt sich ein übliches Muster über die vergangenen Jahre: jeweils ist das Ergebnis deutlich besser als budgetiert bzw. bis zuletzt kolportiert. Statt des veranschlagten gesamtstaatlichen Defizits für 2013 von 2,3% sind es 1,5% des BIP. Selbst Ende letzter Woche gaben WirtschaftsforscherInnen das Defizit für 2013 noch mit 1,9% an.
Maßgeblich dazu beitrug die Verbesserung beim Bund, welcher statt 2,0% mit 1,5% abschloss. Auch Länder, Gemeinden und die Sozialversicherungen hatten bessere Ergebnisse als angenommen, statt dem geplanten Defizit von 0,3 wiesen sie in Summe ein ausgeglichenes Ergebnis aus. Die Länder waren leicht negativ, die Gemeinden nahe Null und die Sozialversicherung leicht positiv. Über alle Gebietskörperschaften ergibt sich eine Verbesserung von 0,8 Prozentpunkten. Abweichungen in dieser Größe können zwischen dem Zeitpunkt der Planung des Budgets und dem Abschluss passieren, jedoch sollte man analysieren, warum man daneben lag.
Gründe für die Abweichung
Die Konjunktur war es jedenfalls nicht, denn diese war deutlich schlechter als erwartet. Statt dem erhofften realen Wachstum von 1,0%, waren es nur 0,4%. Die Folge waren unter anderem höhere Arbeitslosenzahlen, statt 277.000 waren über 287.000 ArbeitnehmerInnen von Arbeitslosigkeit betroffen. Aus Perspektive einer antizyklischen Wirtschaftspolitik war das Defizit des Staates für eine Beinahe-Rezession sehr niedrig, wahrscheinlich zu niedrig: Für ein starkes Gegensteuern zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hätte sowohl Spielraum als auch Notwendigkeit bestanden.
Auch der Bankensektor war im letzten Jahr wenig hilfreich, um das Ergebnis zu verbessern. In Summe wurden 2,1 Mrd. Euro für Banken defizitwirksam. Ohne die Belastungen der Banken läge das Defizit 2013 deutlich unter 1 % des BIP. Die Grafik zeigt, die Entwicklung des Defizits seit Ausbruch der Finanzkrise mit und ohne Auswirkungen des Bankenpakets.