Der Weltraum: unendliche Weiten, die nie ein Mensch zuvor betreten hat. So oder so ähnlich beginnen viele Sci-Fi-Romane. Der Griff nach den Sternen und in die Weiten des Weltraums ist heute nicht mehr so utopisch, wie er sich anhört. Denn der Weltraum ist schon heute stark umkämpft: Private Unternehmen schaffen digitale Infrastrukturen, die ehemals staatliche Raumfahrt wird kommerzialisiert und die ersten Tourist:innen brechen auf in die Umlaufbahn der Erde. Der Weltraum ist auch Ausblick auf ein Versprechen. Ein Versprechen nach endlosen Ressourcen, nach denen es nur zu greifen gilt. All dies sind aktuelle Entwicklungen, die wirtschafts-, gesellschafts- und umweltpolitische Auswirkungen haben. Auch für Österreich: ein Land mit einem kleinen, aber hochpotenten Weltraumsektor, der Teil der internationalen Spitzentechnologie ist.
Die Unendlichkeit des Alls und die Suche nach Einfluss und Ressourcen
Neue Missionen in Richtung Weltraum sind in Planung, neue Förderprogramme werden eingesetzt oder bestehende aufgestockt. Der Strom an Geldmitteln in die Erforschung und Erkundung des Alls oder des Orbits ist dabei oft sicherheits- oder verteidigungspolitisch motiviert. Wer die digitale Infrastruktur im All besitzt und steuert, hält auch die Geschicke der planetaren digitalen Wirtschaft in seinen Händen. Es geht um politische Macht und Einfluss, die sich in den Händen privater Unternehmen oder Staaten befinden: Wer errichtet am schnellsten die Infrastrukturen und verfügt über digitale Daten aus dem Orbit. Die Kommerzialisierung der Satelliteninfrastruktur wird damit zu einem neuralgischen Punkt und zur gesellschaftspolitischen Frage.
Auch der Ressourcenhunger unserer Wirtschafts- und Lebensweise treibt uns immer mehr in Richtung Weltraum. Der Abbau von Rohstoffen am Mars oder die Vergabe von Schürfrechten auf dem Mond sind mittlerweile nicht mehr ausschließlich der Stoff, aus dem Sci-Fi-Romane geschrieben werden. Zu alldem gibt es bereits erste ernsthafte Überlegungen und die Beschäftigung mit den technischen Herausforderungen, die es dafür zu lösen gilt. Damit hat der „Space-Sektor“ industriepolitische Relevanz.
Aufbruch zum „New Space“
In den Debatten rund um die Zukunft der Weltraumnutzung wird viel über das Verhältnis zwischen „Old Space“ und „New Space“ gesprochen. Wobei „Old Space“ die traditionelle Raumfahrt meint und „New Space“ den Aufbruch in die Zukunft der Kommerzialisierung des Alls. Dabei wird staatlichen Akteuren ihre federführende Rolle strittig gemacht. An ihre Seite treten auch private Akteure – Start-ups und Unternehmen –, die mithilfe von privatem Risikokapital die Weltraumforschung und -aktivitäten vorantreiben und ein neues Zeitalter der kommerziellen Weltraumnutzung einläuten möchten.