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Vergleicht man die direkten Beiträge von Energie (Elektrizität, Raumwärme, Treibstoffe privater Verkehrsmittel), Nahrungsmitteln (inkl. Alkohol und Tabak), Restaurants und Hotels und sonstigen Gütern und Dienstleistungen, fällt zunächst der hohe Inflationsbeitrag der Energie im Vorfeld sowie nach Beginn des Angriffskriegs Russlands auf. Davon betroffen sind jedoch nicht nur die Haushalte, sondern auch die Unternehmen, die die steigenden Energiekosten im Zeitverlauf weitergegeben haben. Wie eine von der AK beauftragte Studie im Vorjahr gezeigt hat, wäre genau deshalb eine frühzeitige Intervention notwendig gewesen, um diese Übertragung auf die allgemeinen Preise zu reduzieren.
An Besonderheiten für Österreich zeigt sich wie folgt:
- Haben die Energiepreise in Österreich ursprünglich weniger zur Inflation beigetragen als im Euroraum insgesamt, so ist es jetzt umgekehrt. Tatsächlich wurde in Österreich deutlich weniger preissenkend in die Energiemärkte eingegriffen als beispielsweise in Frankreich und Spanien. Insbesondere heizen die Preise für Gas und Wärmeenergie aktuell die Inflation an.
- Gerade der unerwartete Preisanstieg im Jänner lässt sich durch nochmalige Preissteigerungen bei Energieträgern, namentlich bei Elektrizität und Gas, erklären. Tatsächlich wurden im Jänner die gestiegenen Netzverlustkosten auf die Stromkonsument:innen überwälzt. Zwar hat die Regierung mittlerweile beschlossen, diese Kosten zu übernehmen, doch wirkt sich dies erst mit Verspätung im April aus. Zudem haben einige Gasversorger mit Jahreswechsel ihre Tarife verteuert und damit zeitversetzt auf die Börsenpreisentwicklung reagiert. Darüber hinaus sind auch im Gasbereich die Netzkosten mit Jahresbeginn ebenfalls deutlich gestiegen.
- Die Inflationsrate bei Lebensmitteln ist zwar auch in Österreich hoch (12,3 Prozent), aber im Schnitt des Euroraums noch höher (15,5 Prozent). Deswegen und weil im überdurchschnittlich reichen Österreich der durchschnittliche Haushalt einen geringeren Anteil seines Einkommens für Lebensmittel aufwendet, ist ihr Inflationsbeitrag geringer als im Schnitt des Euroraums. Dennoch sind gerade für ärmere Haushalte auch hierzulande Lebensmittel ein enormer Preistreiber.
- Umgekehrt verhält es sich bei der Gastronomie und Hotellerie: Sie sind in Österreich stärker gewichtet als im Schnitt der Eurozone. Vor allem die österreichische Gastronomie hat mit 13,8 Prozent auch Preissteigerungen weit über dem Eurozonendurchschnitt (8,2 Prozent) hingelegt.
Die Beiträge der „sonstigen Güter“ zur Inflation sind in Österreich deutlich höher als im Euroraum. Gemeinsam mit den höheren Beiträgen der Energie und der Gastronomie sind sie der Schlüssel zur Erklärung der unterschiedlichen Inflationsraten im März 2023.
Was hinter den Beiträgen von Gastronomie und „sonstigen Gütern“ steckt
Einiges kann, wie bereits angedeutet, dadurch erklärt werden, dass Energie als Input in die Produktion vieler Güter einfließt. Steigen nun die Produktionskosten, so werden viele Produzent:innen ihre Mehrkosten (zeitversetzt) an die Konsument:innen über höhere Preise weiterreichen. Wie viele Prozentpunkte der Inflationsrate im Februar 2023 auf diese Weise erklärt werden können, lässt sich nur abstrakt schätzen. So ergab eine Analyse vom Sommer 2022, dass sich die Preise für Nicht-Energie-Güter 2022 durch den Anstieg der Energiepreise um etwa 3 Prozent verteuerten. In einer Studie der OeNB vom November 2022 wurden sogar noch weitaus größere Effekte ausgewiesen, die sich bis dato aber nicht vollständig materialisiert haben (und infolge sinkender Großhandelspreise für Energie hoffentlich auch nicht werden).
Definitiv falsch wäre es aber, die gesamte Inflation auf gestiegene Kosten für (energetische) Vorprodukte rückführen zu wollen. Vielmehr haben Unternehmen etlicher Branchen im Schatten der allgemeinen Teuerung ihre Chance genützt und ihre Gewinnmargen gesteigert. Das Momentum Institut dokumentiert dieses Phänomen in einer Studie vom Februar 2023 für Österreich ebenso wie die EZB im März 2023 für die Eurozone insgesamt.
Was Österreich vom Rest der Eurozone unterscheidet
Die außergewöhnlich hohen Inflationsbeiträge von Gas, Wärmeenergie und Gastronomie sind in diesem Beitrag bereits besprochen worden. Ebenfalls überdurchschnittlich zur Inflation tragen hierzulande aber auch Wohnungsmieten bei: Im März sind sie gegenüber dem Vorjahr mit 6,6 Prozent etwa zweieinhalb Mal so stark gestiegen wie in der Eurozone, und weitere Erhöhungen sind bereits beschlossene Sache. Auch wenn die Teuerung bei den Mieten – noch – unter der allgemeinen Inflationsrate liegt: Langfristig betrachtet sind die Mieten stärker angestiegen als die Preise der meisten anderen Produkte (seit 2010: +57 % Inflation bei Mieten; +43 % allgemeine Inflation).
An den Mieten wird generell deutlich, was Österreich in vielen Bereichen versäumt hat: aktiv in die Preisbildung einzugreifen. Ein Mietpreisdeckel wie in Spanien (dort wurde die Mieterhöhung gesetzlich auf 2 Prozent begrenzt) war politisch nicht gewünscht. Ebenso wenig konnte man sich (von der nur für Endverbraucher:innen gültigen Strompreisbremse abgesehen) dazu durchringen, in die Energiemärkte einzugreifen. Stattdessen sind viele Milliarden Transferzahlungen an Haushalte und Unternehmen geflossen, welche die Inflation zwar wohl nicht verschlimmert (siehe oben), aber auch nicht reduziert haben.
Was jetzt in Österreich zu tun wäre
Auch wenn Österreichs Politik in den vergangenen Monaten vieles schuldig geblieben ist, verbleiben noch immer wichtige Hebel, über die sich die Preisentwicklung in den kommenden Monaten beeinflussen lässt. Dazu zählen Zurückhaltung bei administrierten Preisen ebenso wie eine Mietpreisbremse oder öffentliches Aufzeigen ungerechtfertigter Preiserhöhungen. Weitere Handlungsempfehlungen sind hier zu finden: Österreich fehlt gesamtwirtschaftliche Verteilungspolitik.
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