Der Verkehr ist das Problemfeld im Klimaschutz, und innerhalb des Verkehrs weist das Fliegen den größten CO2-Anstieg auf. Eine geleakte Studie im Auftrag der EU-Kommission zeigt, dass der Flugverkehr in Europa selbst im globalen Vergleich besonders gering besteuert wird.
Zunahme des Flugverkehrs ist außer Kontrolle
Der Flugverkehr ist der am stärksten wachsende Verkehrsträger. Die Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs in der EU haben sich seit dem Jahr 1990 verdoppelt.
Dass ausgerechnet das Flugzeug als klimaschädlichstes Verkehrsmittel in Zeiten der Klimakrise umfangreiche Steuerprivilegien genießt, stellt einen totalen Kontrollverlust dar.
Ein schnelles Ende des steuerrechtlichen Freiflugs ist angesichts der Klimakrise überfällig. Die CO2-Emissionen von Flügen innerhalb Europas sind allein im Jahr 2018 um 4,9 Prozent gestiegen, während sie in anderen Sektoren, die dem Emissionshandel unterliegen, zurückgingen. Insgesamt haben die Emissionen des Flugverkehrs in Europa binnen fünf Jahren um 26 Prozent zugenommen. Ryanair ist nun in die Liga der zehn größten CO2-Emittenten in Europa aufgestiegen, was bisher allein Kohlekraftwerken vorbehalten war.
In Österreich liegen Austrian Airlines auf Platz vier der größten CO2-Verursacher im EU-Emissionshandel (ETS).
Dass das Fliegen so billig ist und rasant zunimmt, ist unter anderem eine Folge von Steuerbegünstigungen und fehlender Kostenwahrheit. Während die Bahn für den Strom Energieabgaben zu zahlen hat und Autofahrer für Diesel und Eurosuper Mineralölsteuer zahlen, machte die Steuerbegünstigung von Kerosin im Jahr 2018 allein in Österreich rund 490 Millionen Euro aus, wenn vom Mineralölsteuersatz auf Benzin ausgegangen wird. Im Zeitraum 2010 bis 2018 förderte Österreich den Flugverkehr so indirekt in Summe mit fast 3,8 Milliarden Euro, wie eine Analyse des VCÖ zeigt.
In Österreich ist im Jahr 2018 die getankte Menge an Flugtreibstoffen und somit der CO2-Emissionen um rund zwölf Prozent auf ein neues Rekordniveau gestiegen. Eine Milliarde Liter flossen in die Tanks der Flugzeuge. Die CO2-Emissionen des Flugverkehrs aus Österreich machen damit rund 2,6 Millionen Tonnen aus (eine Tonne Kerosin entspricht laut Umweltbundesamt 3,14 Tonnen CO2).
Flugverkehr ist im globalen Vergleich in der EU unterbesteuert
Die EU-Kommission ließ in einer Studie die Besteuerung des Flugverkehrs im globalen Vergleich untersuchen, die Ergebnisse wurden aber bisher unter Verschluss gehalten. Dem EU-Dachverband des VCÖ, Transport & Environment, wurde die Studie nun zugespielt. Sie zeigt, dass das Fliegen im globalen Vergleich in Europa besonders wenig besteuert wird.
Viele große Staaten besteuern Kerosin für Inlandsflüge
Selbst in Staaten wie den USA oder Brasilien sind die Steuern auf den Flugverkehr höher, insbesondere bei Inlandsflügen. Neben den USA gibt es unter anderem auch in Kanada, Japan, Australien, Thailand und sogar in Saudi-Arabien eine Kerosinsteuer bei Inlandsflügen.
Die Studie legt zur Berechnung des Effekts einer EU-weiten Kerosinsteuer 33 Cent pro Liter Kerosin zugrunde (die Mineralölsteuer auf Benzin beträgt in Österreich 48 Cent pro Liter). Dies würde die CO2-Emissionen des Flugverkehrs in der EU um elf Prozent reduzieren, in Österreich um acht Prozent. Den Mitgliedsstaaten brächte dies Einnahmen von rund 27 Milliarden Euro pro Jahr, Österreich jährlich mehr als 300 Millionen Euro.