Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Eine arbeitnehmer:innenorientierte Wohnpolitik muss dabei offen für alle Wohnformen sein. Das gilt gerade in einem Flächenbundesland wie Oberösterreich, wo neben einem starken gemeinnützigen Wohnsektor mehr als 60 Prozent der Arbeitnehmer:innen in einem Eigenheim leben. Ein politisches Abwiegen von Wohnen in Miete gegen Wohnen im Eigenheim ist problematisch. Der AK Wohnzufriedenheitsindex, welcher seit 2022 quartalsweise von der AK Oberösterreich erhoben wird, liefert wichtige Grundlagen zum Verständnis der Wohnrealitäten aller Arbeitnehmer:innen. Im Folgenden werden ausgewählte Erkenntnisse dargestellt.
Wohnen wird für immer mehr Menschen zum unerschwinglichen Luxus. Überteuerte Mieten, hohe Betriebskosten, aber auch steigende Grundstücks- und Baupreise sowie hohe Zinsen
machen vielen zu schaffen. In der Teuerungskrise wurde seitens der schwarz-grünen Bundesregierung verabsäumt, smarte, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Das rächt sich zumindest in zweierlei Hinsicht: Auf individueller Ebene kann das Grundbedürfnis Wohnen von immer mehr Menschen nur mehr unter großen Anstrengungen und Verzicht gedeckt werden. Die quasi ungezügelten Preissteigerungen beim Wohnen stellen einen der wesentlichsten Treiber der gesamten Inflation dar – mit den dazugehörigen Folge- und Nächstrundeneffekten. Die vergleichsweise schlechte Position Österreichs im Inflationsranking erschwert die wirtschaftliche Situation hierzulande zusätzlich.
Die Tatsache, dass Eigenheime immer schwieriger zu finanzieren sind, gepaart mit der Tatsache, dass insbesondere der freie Mietwohnungsmarkt keine Preisregulierungen erfahren hat, führt dazu, dass gerade geförderte Wohnungen immer stärker unter Druck geraten. So steigen etwa die Andrangszahlen, und die Menschen geben auch an, dass es immer schwieriger wird, eine geeignete Mietwohnung zu finden. Hier ist rasches Handeln dringend erforderlich, wenn man verhindern will, dass die Situation am Wohnungsmarkt in Österreich bald so prekär wird wie in vielen anderen europäischen Staaten, insbesondere im urbanen Raum, wie etwa in München, Hamburg, Frankfurt, Paris etc. Etwa 2.000 neue Wohnungen pro Jahr werden in Oberösterreich im Genossenschaftssektor jährlich gebaut. Leider reicht das nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Dennoch kann der gemeinnützige Sektor in Österreich seine preisdämpfende Funktion noch entfalten und einen gewissen Ausgleich leisten.
Wie wohnen Arbeitnehmer:innen in Oberösterreich?
Mehr als die Hälfte der unselbstständig Beschäftigten lebt im eigenen Haus. Zwei von zehn wohnen in einer Genossenschaftswohnung, jeweils einer von zehn in privaten Mietwohnungen bzw. in Eigentumswohnungen. Das ergibt eine Eigenheimquote von mehr als 60 Prozent in Oberösterreich. Immerhin 53 Prozent der Eigenheimbesitzer:innen zahlen wohnbezogene Darlehen oder Kredite zurück (Wohnzufriedenheitsindex 2023/24).
Beachtlich sind auch die regionalen Unterschiede: In den ländlichen Regionen ist der Anteil von eigenen Wohnhäusern besonders hoch: So leben 69 Prozent der Menschen im Mühlviertel und 66 Prozent im Innviertel im eigenen Haus. In der dicht besiedelten Region Linz-Wels liegt der Anteil bei „nur“ 35 Prozent.
Der gemeinnützige Wohnbau ist in der urbanen Region Linz-Wels mit einem Anteil von 25 Prozent sehr stark vertreten, während etwa in den ländlicheren Regionen Traunviertel und Innviertel nur je sieben Prozent in Genossenschaftswohnungen leben.