Die Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem ist jungen Oberösterreicherinnen besonders wichtig, erhebt eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich. Leider ist gute Vereinbarkeit bei Weitem nicht für alle Realität: Insbesondere, wenn Kinder da sind und die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und der eigenen Berufstätigkeit als Belastung empfunden wird, sind Frauen mit der Vereinbarkeit eindeutig unzufriedener. Zusätzlich zeigt sich eine enorme Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern.
Eine von fünf ist mit der Vereinbarkeit unzufrieden
Für fast alle in der Online-Erhebung des Instituts für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung (IBE) zu unterschiedlichen Lebensbereichen im ersten Quartal 2023 befragten jungen Frauen (3.576 junge Oberösterreicherinnen zwischen 18 und 35 Jahren) hat die Vereinbarkeit einen hohen Stellenwert: 99 Prozent haben angegeben, dass die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie für sie sehr bzw. eher wichtig ist. Leider ist diese in der Realität für viele junge Frauen nicht gegeben: Rund eine von fünf Frauen ist sehr bzw. eher unzufrieden mit der Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem. Viele müssen aufgrund der vielfältigen Anforderungen an sie privat zurückstecken: Knapp jede Dritte (30 Prozent) findet (eher) keine Zeit für soziale Kontakte. 41 Prozent haben (eher) nicht genügend Zeit für eigene Interessen und Hobbys. Besonders unzufrieden mit der Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem sind Mütter, die die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und eigener Berufstätigkeit als belastend wahrnehmen. Das geben zwei Drittel der berufstätigen jungen Frauen mit Kind an!
Eine Ursache des Problems: fehlende Kinderbetreuung
Häufige Ursache für die beschriebene Lebenssituation bzw. die Unzufriedenheit ist ein unzureichendes Kinderbildungs- und -betreuungsangebot, das nicht zeitgemäß ist und sich nicht an den Realitäten von Arbeitnehmer:innen orientiert. Oberösterreich belegt im Bundesländer-Ranking bei den unter Dreijährigen weit abgeschlagen den letzten Platz: Nur 5 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe waren 2022/23 „vollzeittauglich“ betreut. Nicht sehr viel besser zeigt sich die Situation bei den Drei- bis Sechsjährigen: Hier belegte Oberösterreich im Kindergartenjahr 2022/23 den vorletzten Platz. Jungen Oberösterreicherinnen mit Kind(ern) bekommen das deutlich zu spüren, wenn sie einen Betreuungsplatz suchen: Mit den verfügbaren Plätzen in den Krabbelstuben sind 34 Prozent (eher) unzufrieden, mit den Kosten der Kinderbetreuung sind 42 Prozent (eher) unzufrieden. Ein unzureichendes, kostenintensives und unflexibles Angebot an Kinderbildung und -betreuung erschwert eine gute Vereinbarkeit. Das Problem bleibt dann in den allermeisten Fällen an den Frauen hängen, die sich im Spannungsfeld der Vereinbarkeit aufreiben. Besonders in ländlichen Regionen widerspricht das Angebot den Bedürfnissen junger berufstätiger Mütter stark. Eine Befragungsteilnehmerin schildert:
„Am Land hat der Kindergarten von 8 bis 12 geöffnet und die Volkschule von 7.30 bis 12.30. Wie soll man bei diesen Zeiten arbeiten gehen?!“
Vor diesem Hintergrund ist es auch wenig überraschend, dass viele junge Frauen, besonders wenn sie Mütter sind, in Teilzeit arbeiten (müssen), um selbst Rahmenbedingungen für eine Vereinbarkeit zu schaffen.
Teilzeit, um Vereinbarkeit sicherzustellen
90 Prozent der in der Studie befragten Berufstätigen mit Kind arbeiten in Teilzeit. Bei jenen ohne Kind sind es „nur“ 23 Prozent. Junge Frauen mit Kind arbeiten nicht nur häufiger in Teilzeit als Frauen ohne Kind – auch ihre Motive unterscheiden sich weitgehend: Für Frauen ohne Kind(er) sind Zeit für persönliche Interessen (49 Prozent) und Aus- und Weiterbildung (46 Prozent) häufig der Grund ihrer Teilzeitbeschäftigung. Zeitdruck und Stress drängen rund ein Viertel der Befragten ohne Kinder (23 Prozent) in Teilzeit. Erschreckend ist, dass fast ein Fünftel (19 Prozent) aufgrund gesundheitlicher Gründe keiner Vollzeitstelle nachgehen kann. 13 Prozent sind in Teilzeit gezwungen, weil sie keine passende Vollzeitstelle gefunden haben. Bei Befragten mit Kind stellt Teilzeit für 90 Prozent eine Möglichkeit dar, um Beruf und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Trotzdem ist das nicht immer freiwillig – denn ein Viertel der Frauen mit Kind gibt an, dass sie kein passendes Kinderbetreuungsangebot gefunden haben und deshalb zu Teilzeit gezwungen sind.