Aus unserem Alltag sind elektronische Geräte kaum wegzudenken. Die Welt hinter den Produkten ist aber problematischer, als es manchmal scheint. Um Produktionskosten zu reduzieren, werden Elektronikgeräte großteils in Ländern mit geringen Löhnen und schlechten Standards bei Arbeitsrechten hergestellt. Eine aktuelle Studie, welche auf Interviews mit Arbeiter:innen basiert, bietet einen Überblick zu arbeitsrechtlichen Problemen bei der Fertigung von Elektronikgeräten.
Komplexe Lieferketten und lasche Gesetze
Über schlechte Arbeitsbedingungen innerhalb globaler Lieferketten wird laufend berichtet. Zuerst fallen vielen dabei die Ausbeutung von Arbeiter:innen bei der Produktion von Kleidung oder auf großen Plantagen ein. Aber auch in der Elektronikindustrie ist die Missachtung minimaler Arbeitsrechte vielfach dokumentiert.
Unternehmen sind in der Regel bestrebt, ihre Produktionskosten zu senken, um ihre Gewinne zu steigern oder abzusichern. Den führenden Unternehmen der IT-Branche ist es gelungen, große Teile ihrer Produktion in Länder mit niedrigem Lohnniveau auszulagern. Die dort vorherrschenden niedrigen Standards zum Schutz von Arbeitnehmer:innen sind ein wesentlicher Faktor, um ihre Kosten gering zu halten.
Aufgrund der technischen Komplexität sind die Lieferketten in der Elektronikindustrie sehr intransparent. Dadurch entsteht ein hohes Risiko, dass Arbeiter:innen ausbeuterischen Verhältnissen ausgesetzt sind. Die laschen Gesetze im Globalen Norden, wo ein großer Teil der global produzierten elektronischen Geräte gekauft wird, begünstigt diese Missstände.
Zwangsarbeit in der Elektronikfertigung
Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) definiert Zwangsarbeit wie folgt: „[…] jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat“ (Übereinkommen Nr. 29, Artikel 2). In absoluten Zahlen ist die Anzahl der von Zwangsarbeit betroffenen Menschen schwer zu eruieren. Die IAO hat im Jahr 2022 Schätzungen veröffentlicht, in denen von 28 Millionen Menschen in Zwangsarbeit über alle Branchen hinweg ausgegangen wird.
Electronics Watch untersucht seit 2015 aktiv die Arbeitsbedingungen in der Elektronikindustrie. Südwind setzt sich seit Jahrzehnten für die Achtung von Menschenrechten in globalen Lieferketten ein. Die Publikationen wurden im Rahmen des Projektes „Faire Elektronik-Lieferketten“ erstellt, gefördert vom Digitalisierungsfonds der AK Wien.