Immer mehr in immer kürzerer Zeit: arbeiten, Haushalt erledigen, Angehörige pflegen, Kinder betreuen und unterrichten – da bleibt kaum mehr Zeit für Regeneration oder die Pflege sozialer Kontakte. Wächst dann auch noch der finanzielle Druck, weil das Geld einfach nicht reicht für Wohnen, Tanken, Schulsachen und Lebensmittel, dann setzt das psychisch zu und macht krank. Diese Entwicklungen gab’s schon vor Corona – sie haben sich aber mit dem Pandemieausbruch deutlich verschärft! Damit wird klar, was für unser Wohlbefinden essenziell ist: ein gut ausgebauter Sozialstaat, der unterstützt und entlastet – im Alltag, wie in besonderen Lebenslagen.
Verschlechterung psychosozialer Gesundheit bei beinahe jedem/r Zweiten
Eine im März 2022 von SORA für die AK Oberösterreich durchgeführte repräsentative Befragung unter 1.212 Oberösterreicher:innen ab 16 Jahren wirft auch einen Blick auf die Arbeitnehmer:innen und legt offen: Mehr als 40 Prozent der Arbeitnehmer:innen berichten von einer Verschlechterung ihrer psychosozialen Gesundheit infolge der Corona-Pandemie. Die Pandemie hat darüber hinaus bereits bestehende Ungleichheiten verstärkt, denn das untere ökonomische Drittel ist von den psychosozialen und finanziellen Folgen insgesamt am stärksten betroffen. Die aktuelle Inflation gießt hier Öl ins Feuer eines bereits bestehenden Flächenbrands.
Ökonomische Sicherheit als Schutzfaktor in Krisenzeiten
Ökonomische Ressourcen sind zentral für die Bewältigung von unsicheren, belastenden oder krisenhaften Situationen – darauf verweist auch die vorliegende Studie: Während 52 Prozent der Oberösterreicher:innen im unteren Einkommensdrittel eine Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit berichten, gilt dies für (nur) weniger als halb so viele Menschen im oberen Drittel (22 Prozent). Der Spalt zwischen unten und oben ist durch die Pandemie auch in Oberösterreich weiter aufgegangen: Im Vergleich zu 56 Prozent im unteren Drittel berichteten im März nur zehn Prozent im oberen Drittel von einer Verschlechterung ihrer finanziellen Situation.
Fast ein Drittel denkt an Selbstmord
In den Wochen vor der Befragung litten 78 Prozent der Oberösterreicher:innen im unteren ökonomischen Drittel an zumindest einzelnen Tagen an Schlafstörungen, jeweils rund 75 Prozent an depressiven Symptomen und Erschöpfung. 40 Prozent von ihnen berichten außerdem von schweren Konflikten zu Hause, und 29 Prozent hatten wiederkehrende Gedanken, nicht mehr leben zu wollen. Im oberen und mittleren ökonomischen Drittel lagen die Zahlen niedriger, bereiten aber immer noch Grund zur Sorge.