Arbeitnehmer:innen leisten enorm viel – Unternehmen schütten hohe Gewinne aus

17. April 2023

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leisten enorm viel und tragen mit ihrer Arbeitskraft wesentlich zum Wohlstand in Österreich bei. 2021 hat jede:r Arbeitnehmer:in durchschnittlich deutlich über 100.000 Euro an Wertschöpfung in den Unternehmen beigetragen. Die Gewinnauszahlungen sind 2021 nach einer kurzen Phase der Zurückhaltung im ersten Pandemiejahr 2020 um knapp 40 Prozent angestiegen. Positiverweise haben sich die Sachinvestitionen um über zehn Prozent erhöht. Das sind Ergebnisse aus dem aktuellen AK-Wertschöpfungsbarometer.

Arbeitnehmer:innen bringen fast 36.000 Euro mehr, als sie „kosten“

Der „Wertschöpfungsbarometer“ der AK Oberösterreich errechnet den Überschuss der ordentlichen Wertschöpfung (Produktivität) pro Mitarbeiter:in über die Pro-Kopf-Personalaufwendungen. Nach einem Höchstwert von 38.117 Euro im Jahr 2017 ging der Wertschöpfungsbarometer-Überschuss in den drei Folgejahren bis auf 34.887 Euro im Jahr 2020 zurück. Eine Entwicklung, die auch den nominellen gesamtwirtschaftlichen Pro-Kopf-Kennzahlen entspricht und mit der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums vor der Pandemie korrespondiert. 2021, im zweiten Pandemiejahr, dann der Aufholeffekt. Der Wertschöpfungsbarometer erhöhte sich wieder auf durchschnittlich 35.954 Euro pro Arbeitnehmer:in.

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Die durchschnittliche Pro-Kopf-Wertschöpfung lag 2021 bei 102.898 Euro oder um 53,7 Prozent über dem durchschnittlichen Pro-Kopf-Personalaufwand in Höhe von 66.947 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr konnten sowohl die Pro-Kopf-Wertschöpfung (um 5,4 Prozent) als auch der Überschuss der Pro-Kopf-Wertschöpfung über die Pro-Kopf-Personalaufwendungen (um über drei Prozent) gesteigert werden.

Gewinnauszahlungen erreichen Vorkrisenniveau

Die von den Beschäftigten erwirtschafteten Überschüsse werden unter anderem von den Unternehmen für die Finanzierung von Investitionen sowie für Gewinnauszahlungen an die Eigentümer:innen und Muttergesellschaften verwendet. Die durchschnittlichen Gewinnauszahlungen, pro Arbeitnehmer:in gerechnet, sind im zweiten Pandemiejahr 2021 deutlich um 38,5 Prozent auf 14.025 Euro angestiegen. Nach einer zurückhaltenderen Ausschüttungspolitik im ersten Pandemiejahr 2020, wo die Gewinnauszahlungen im Vergleich zum Jahr 2019 um 36,3 Prozent (10.130 Euro) zurückgegangen sind, ist es 2021 vorbei mit der Zurückhaltung.

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Öffentliche Dividendenförderung

Ein interessantes Bild ergibt sich auch, wenn die Gewinnauszahlungen an die Eigentümer:innen in Relation zum Eigenkapital (vor Abzug der Gewinnauszahlungen) der untersuchten Unternehmen gesetzt werden. Im zweiten Pandemiejahr 2021 haben die analysierten Mittel- und Großbetriebe insgesamt 9,2 Prozent des Eigenkapitals ausgeschüttet. Ein für die Eigentümer:innen sehr lukrativer Wert. In einem Viertel der untersuchten Unternehmen haben sich 2021 die Eigentümer:innen sogar mit 16 Prozent oder mehr bedient.

Eine Studie der Nationalbank zeigt, dass Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie durch wenig treffsichere Förderungen und Hilfspakete (z. B. Fixkostenzuschuss, Umsatzersatz etc.) Gewinne und Vermögenswerte gesteigert haben. Die staatlichen Hilfszahlungen sollten eigentlich den Fortbestand der Unternehmen sichern und nicht die Gewinnausschüttungen ankurbeln und so zu einer Umverteilung nach oben beitragen.

Sachinvestitionen steigen wieder

Erfreulicherweise sind die Sachinvestitionen (z. B. in Anlagen, Maschinen, Gebäude etc.) pro Arbeitnehmer:in durchschnittlich mit 16.193 Euro im Vergleich zu 2020 um fast elf Prozent angestiegen. Dabei wurde vor allem in Großunternehmen mit durchschnittlich 17.795 Euro in größerem Umfang investiert, der Durchschnitt der mittleren Unternehmen lag hier bei 8.357 Euro deutlich darunter. Mit zukunftsfähigen Investitionen in beschäftigungsfördernde Sachanlagen kann ein Unternehmen abgesichert und auch der Unternehmenswert nachhaltig gesteigert werden.

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Insgesamt betrachtet sind 2021 im Vergleich zum Vorjahr die Gesamtinvestitionen der untersuchten Unternehmen pro Arbeitnehmer:in um 9,3 Prozent zurückgegangen, es wurde dabei aber anteilig wieder mehr in die Sachanlagen investiert. Lag der Anteil der Sachinvestitionen an den Gesamtinvestitionen 2020 noch bei 56,7 Prozent, so ist dieser Anteil 2021 auf 69,1 Prozent angestiegen. Der Anteil der Finanzinvestitionen hat sich 2021 mit 26,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (38,4 Prozent) wieder reduziert.

Kein Urlaubsabbau

Ein weiterer Schwerpunkt der AK-Wertschöpfungsbarometer-Untersuchung lag darin, zu analysieren, ob sich offene, nicht verbrauchte Urlaube durch die Corona-Pandemie relevant verändert haben. Keine wesentlichen Veränderungen konnten bei den Urlaubsguthaben und Urlaubsrückstellungen festgestellt werden. Entgegen der Hypothese, dass aufgrund von Lockdowns, der damit einhergehenden vorübergehenden Schließung von z. B. Handels- und Dienstleistungsunternehmen, anhaltender Lieferkettenproblemen, Produktionsstillständen, Kurzarbeit und Arbeitskräfteknappheit Urlaube vermehrt konsumiert und abgebaut werden würden, konnte durch die Analyse nicht bestätigt werden.

Spielraum für gute Entlohnung und sozial-ökologischen Umbau

Die Berechnungen des Wertschöpfungsbarometers zeigen wieder sehr eindrücklich, dass ausreichend finanzielle Mittel in Österreichs Mittel- und Großunternehmen vorhanden sind, um endlich den sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft einzuleiten und voranzutreiben. Der Einsatz und die hohe Wertschöpfung der Beschäftigten lassen es jedenfalls zu, auch die Arbeitnehmer:innen in Form von höheren Löhnen und Gehältern angemessen mitpartizipieren zu lassen, anstatt einseitig hohe Gewinne in Richtung Eigentümer:innen auszuzahlen. Eine Anhebung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter auf mindestens 2.000 Euro brutto ist jedenfalls auch betriebswirtschaftlich möglich.

Zudem wäre eine deutliche Ausweitung der Übergewinnsteuer und eine Rücknahme der Gewinnsteuer-Senkung angebracht, zumal diese jedes Jahr ein 800 Millionen Euro schweres Geschenk an die Unternehmen darstellt.

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