© A&W Blog
Wesentlich bessere Verteilungseffekte zeigen sich beim Ökobonus, einer Pro-Kopf-Pauschale für alle Erwachsenen mit Kinderzuschlag. Hier gewinnen (relativ zum verfügbaren Einkommen) die Klein- und MittelverdienerInnen stärker, was die Ungleichheit im Land sogar leicht reduzieren könnte. Eine frühere Studie des Budgetdiensts kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.
Die INEQ-Studie zeigt aber auch, dass 30 bis 40 Prozent der Klein- und MittelverdienerInnen trotz Ökobonus verlieren würden. Für 200.000 bis 300.000 Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen wären bei einem CO2 -Preis von 50 Euro auch deutliche Verluste von 250 Euro oder mehr zu erwarten. Daran zeigt sich, dass die sozialen Probleme der ökosozialen Steuerreform vor allem am Schnittpunkt von horizontalen und vertikalen Verteilungseffekten liegen, also dort, wo ein geringes Einkommen mit hohen Emissionen zusammenfällt.
Verschärfend kommt hinzu, dass sich die sozialen Probleme der CO2 -Bepreisung über die Zeit nicht verringern, sondern vergrößern könnten. Vor allem deshalb, weil sich die kleinen und mittleren Einkommen die Investitionen in die nachhaltigen Technologien schlechter leisten können. Teilweise haben sie überhaupt keine Gestaltungsmöglichkeiten wie z. B. die Mieterinnen und Mieter.
Die sozial ausgewogenste Lösung: Ökobonus plus Wenn die Bundesregierung besonders betroffene Gruppen wie energiearme Haushalte oder PendlerInnen mit kleinen und mittleren Einkommen nicht zu den VerliererInnen der ökosozialen Steuerreform machen will, dann muss sie vom Prinzip der Aufkommensneutralität abrücken und zusätzliches Geld für die Abfederung der CO2 -Bepreisung bereitstellen.
Deutschland hat vorgemacht, wie es NICHT geht. Dort wurden die Einnahmen der CO2 -Bepreisung teilweise für eine Art Ökobonus verwendet, teilweise für Klimaschutzinvestitionen und teilweise für spezifische Entlastungsmaßnahmen für besonders betroffene Gruppen. Im Ergebnis war für keinen der genannten Bereiche genug Geld da, und die Reform ging zulasten der kleinen und mittleren Einkommen .
Die einzig (halbwegs) soziale Lösung für die ökosoziale Steuerreform der Bundesregierung sieht die AK in einem Ökobonus plus, der einen Ökobonus mit Kinderzuschlag um zusätzliche Mittel für besonders betroffene Gruppen ergänzt. Während der Ökobonus den privaten Haushalten die vollen direkten und indirekten Kosten durch die CO2 -Bepreisung rückerstattet, stocken die Plus-Elemente die Unterstützung für besonders betroffene Gruppen zusätzlich auf.
© A&W Blog
Für energiearme Haushalte braucht es einen bundesweiten Heizkostenzuschuss, der über die bestehenden Landesförderungen verteilt werden könnte. Mit einem Energiehilfsfonds könnte zudem sichergestellt werden, dass die einkommensschwachen Haushalte beim Heizungstausch oder anderen Energieeffizienzthemen bessere finanzielle und technisch/administrative Unterstützung erhalten.
Für PendlerInnen braucht es eine Reform des Pendlerpauschales, das PendlerInnen mit kleinen und mittleren Einkommen effektiv entlastet und den Werbungskostenabzug einfacher, sozialer und ökologischer gestaltet. Das zentrale Element der Reform wäre die Umstellung des bestehenden Freibetrags in einen Pendlerabsetzbetrag, damit die BesserverdienerInnen nicht mehr gegenüber kleinen und mittleren Einkommen bevorzugt werden.
Zusätzlich notwendig sind investive Begleitmaßnahmen, wo die Bundesregierung mit dem Bahnausbau oder dem 1-2-3-Ticket schon Akzente gesetzt hat, aber noch viel mehr zu tun ist. Die Arbeiterkammer hat im Rahmen der #initiativeinvestieren auch hier Vorschläge gemacht.
Die Verteilungsfrage im Zentrum Auch wenn manche ÖkonomInnen die sozialen Probleme der CO2 -Bepreisung gerne unter den Teppich kehren wollen, die Bundesregierung ist gut beraten, die Verteilungsfrage ins Zentrum der ökosozialen Steuerreform zu rücken. Nicht nur wegen der tatsächlichen Verteilungsprobleme, sondern auch weil die Bevölkerung ein berechtigtes Bedürfnis nach Steuer- und Verteilungsgerechtigkeit hat. Eine ökosoziale Steuerreform, die in Zeiten der Krise von unten nach oben umverteilt und die Ungleichheit im Land noch weiter erhöht, wird als ungerecht wahrgenommen werden und kann daher schon politisch nicht funktionieren. Das wäre nicht nur für die Bundesregierung ein Problem, sondern für uns alle, weil sie die Akzeptanz für die notwendige sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig beschädigen könnte.
Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0: Dieser Beitrag ist
unter einer Creative-Commons-Lizenz vom Typ Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
International zugänglich. Um eine Kopie dieser Lizenz einzusehen, konsultieren Sie http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ .
Weitere Informationen https://awblog.at/ueberdiesenblog/open-access-zielsetzung-und-verwendung
Beitrag teilen
Nichts mehr verpassen! Jetzt zu unserem Newsletter anmelden!