Entwicklung der österreichischen Handelsbranche 2018: Kapitalgesellschaften zeigen solides Bild
Der Handel hat eine hohe Bedeutung für die österreichische Volkswirtschaft. Rund ein Drittel der Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft sind dem Handel zuzuordnen. Dabei ist der Großhandel das wesentliche Bindeglied zwischen den Wirtschaftssektoren. Die wirtschaftliche Situation der österreichischen Handelsbetriebe kann sich sehen lassen, so das Fazit der alljährlich von der AK Wien durchgeführten Branchenanalyse. Steigende Umsätze, eine gute Ertragslage und eine solide Eigenkapitalausstattung sind die wesentlichsten Ergebnisse der Analyse.
Umsätze: Zuwachsraten 2018 geringer, aber noch positiv
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet nach einem regen Wirtschaftswachstum von real +2,7 Prozent im Jahr 2018 (Euro-Raum: +1,9 Prozent) eine deutliche Abschwächung der Konjunktur: Das Wachstum soll im Jahr 2019 real +1,7 Prozent und 2020 +1,5 Prozent betragen. Die schwache internationale Konjunktur dämpft die Exportentwicklung und damit auch die österreichische Industrieproduktion. Für den Prognosezeitraum bleibt das robuste Wachstum des privaten Konsums eine Konjunkturstütze.
Die Umsatzsteigerungen des österreichischen Handels zeigen laut Statistik Austria insgesamt im Jahr 2018 in der Gesamtbetrachtung positive Zuwachsraten, sie fallen jedoch im Vergleich zum Vorjahr geringer aus. Laut Statistik Austria verzeichnet der nominelle Umsatz im Handel 2018 ein Plus von 3,7 Prozent. Unter Berücksichtigung der Preiseffekte stieg der Absatz mit 1,3 Prozent. Damit liegt der Handel sowohl nominell als auch real etwas unter den Werten des österreichischen BIP-Wachstums. Im ersten Halbjahr 2019 kommt es zu einem etwas schwächeren Umsatzanstieg, jedoch bleibt das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft hier noch unberücksichtigt. Der nominelle Anstieg der Umsatzerlöse des österreichischen Handels liegt dabei mit Zuwachsraten von 1,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau, das preisbereinigte Absatzvolumen zeigt einen Rückgang um 0,2 Prozent. Ein Plus im Handel verbucht im Zeitraum Jänner bis Juni 2019 sowohl der Großhandel als auch der Einzelhandel, negativ bilanziert hingegen der Kfz-Handel.
Umsätze Veränderung gegenüber Vorjahr in % | 2017 | 2018 | 1. Halbjahr 2019 | |||
nominell | real | nominell | real | nominell | real | |
Kfz-Handel inkl. Reparatur | 7,5 | 6,3 | 2,1 | 0,7 | –2,0 | -3,8 |
Großhandel inkl. Handelsvermittlung | 5,7 | 1,8 | 4,9 | 2,1 | 1,7 | 0,3 |
Handelsvermittlung | 7,1 | 4,7 | 8,6 | 6,6 | 0,8 | -0,2 |
Landwirtschaftliche Grundstoffe, Tiere | 4,1 | –2,0 | 1,0 | – 1,4 | 1,0 | –3,9 |
Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren | 1,4 | –0,4 | 3,7 | 1,4 | 0,4 | –1,6 |
Gebrauchs- und Verbrauchsgüter | 3,3 | 2,9 | 1,3 | 1,2 | 1,1 | 0,7 |
Datenverarbeitungsgeräte | 6,5 | 3,9 | 4,0 | 6,1 | 5,9 | 8,7 |
Sonstige Maschinen, Ausrüstungen, Zubehör | 6,0 | 2,6 | 6,2 | 5,0 | 3,4 | 1,8 |
Sonstiger spezialisierter Großhandel | 9,5 | 2,3 | 8,5 | 2,3 | 1,9 | 0,4 |
Einzelhandel inkl. Tankstellen | 3,0 | 0,7 | 2,4 | 0,3 | 1,8 | 0,6 |
Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren | 2,9 | 0,4 | 2,3 | 0,6 | 1,7 | 0,6 |
Tankstellen | 8,1 | 1,8 | 11,8 | 3,2 | 5,3 | 3,3 |
Pharmazeutische, medizinische, kosmetische Produkte | 4,0 | 3,1 | 3,2 | 1,2 | 1,3 | –1,6 |
Textilien, Bekleidung, Schuhe | –0,1 | –1,5 | –1,8 | –2,1 | –0,4 | –0,9 |
Elektrische Geräte, Möbel, Hausrat | 0,7 | –0,3 | 1,8 | 0,4 | 1,7 | 0,8 |
Versand- und Interneteinzelhandel | 7,2 | 5,3 | 2,9 | 1,3 | 1,6 | 0,6 |
Handel gesamt | 5,1 | 2,1 | 3,7 | 1,3 | 1,1 | –0,2 |
Quelle: WIFO, Statistik Austria, Konjunkturstatistik
Die betriebswirtschaftliche Untersuchung der Arbeiterkammer analysiert die Ertragslage, die Kostensituation und die finanzielle Stabilität (Eigenkapitalausstattung und Entschuldungsdauer) von Kapitalgesellschaften des österreichischen Handels. Dabei können jene Unternehmensbilanzen in die Analyse einbezogen werden, welche zum Erstellungszeitpunkt verfügbar[1] sind und in den letzten drei Jahren durchgängig vollständige und verwendbare (vergleichbare) Daten beinhalten[2]. Die AK-Branchenanalyse errechnet für die 210 im Sample befindlichen Unternehmen für das Jahr 2018 ein durchschnittliches Umsatzplus von nominell +2,76 Prozent, 123 der 210 untersuchten Handelsunternehmen können sich über eine Umsatzsteigerung freuen.
Umsätze* nominell in TEUR | 2016 | 2017 | 2018 | Δ zu VJ in % |
Kfz-Handel | 5.294.617 | 5.952.797 | 5.942.995 | –0,16 % |
Großhandel | 17.091.930 | 17.091.930 | 18.546.205 | 4,01 % |
Einzelhandel | 19.946.803 | 19.433.394 | 19.920.011 | 2,50 % |
Handel gesamt | 42.333.350 | 42.333.350 | 44.409.211 | 2,76 % |
Quelle: AK-Bilanzdatenbank,
* Umsätze inkl. sonstige Erträge
Kosten zeigen im Jahr 2018 insgesamt sinkenden Verlauf
Über die Kostenentwicklung der Gesamtbranche gibt es zum Erstellungszeitpunkt der Studie keine entsprechenden Daten. Einen Einblick in den Kostenverlauf der letzten Jahre gibt jedoch die Analyse des AK-Branchensamples. Dabei wird deutlich, dass der Handelswareneinsatz den weitaus größten Kostenfaktor darstellt. Dieser Bereich bleibt im Jahr 2018, mit einem Umsatzanteil von 74,14 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr annähernd konstant. Die zweitgrößte Position, die Betriebs-, Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen zeigen einen leichten Rückgang um 0,2 Prozentpunkte, auch die Abschreibungen bleiben auf einem konstant niedrigen Niveau, da Handelsunternehmen traditionell wenig anlageintensiv sind. Die Personalaufwendungen erhöhten sich hingegen geringfügig: Im Jahr 2018 werden etwa 11,03 Prozent der erwirtschafteten Umsätze für Personalausgaben ausgegeben.
Aufwandsanteile am Umsatz in %, Handel gesamt | 2016 | 2017 | 2018 |
Umsatz | 100,00 | 100,00 | 100,00 |
– Handelswareneinsatz + bezogene Leistungen | 73,83 | 74,18 | 74,14 |
– Personalaufwand | 11,03 | 10,92 | 11,03 |
– Abschreibungen | 1,20 | 1,16 | 1,14 |
– sonstiger Betriebsaufwand | 12,34 | 12,15 | 11,95 |
= EBIT-Quote* | 1,60 | 1,59 | 1,74 |
Quelle: AK-Bilanzdatenbank
*ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung
Gewinnausschüttungen zeigen steigendes Volumen, Eigenkapital steigend
Die Jahresüberschüsse der untersuchten Handelsunternehmen legten im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 6,76 Prozent zu. Gesamt wurden Jahresüberschüsse in Höhe von fast 832 Mio. Euro erwirtschaftet, rund 90 Prozent der Unternehmen des AK-Branchensamples verbuchen in ihren Jahresabschlüssen ein positives Jahresergebnis. Zum Untersuchungszeitpunkt liegen bereits Ausschüttungsbeschlüsse von 208 Unternehmen vor. Diese betragen insgesamt 652 Mio. Euro, das Ausschüttungsvolumen steigt im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr somit um rund 15 Prozent. Damit gehen 70 Prozent der gesamten erwirtschafteten Jahresüberschüsse[3] an die EigentümerInnen.
Die Eigenkapitalquote der untersuchten Handelsunternehmen der AK-Analyse liegt im Jahr 2018 im Schnitt bei 33,47 Prozent und stellt damit ein stabiles finanzielles Fundament dar. Das beste Viertel der Untersuchungsgruppe hat hervorragende Eigenkapitalquoten von 45 bis 90 Prozent, nur etwa 3 Prozent der Unternehmen haben eine sehr dünne Eigenkapitaldecke mit Eigenkapitalquoten von bis zu max. 8 Prozent.
Gesamtergebnis:
Für das Jahr 2018 zeigt sich ein solides Bild der Handelsunternehmen. Wirtschaftskennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Eigenkapitalquote steigen – ebenso wie die Ausschüttungen an EigentümerInnen. Das erste Halbjahr 2019 zeigt laut Statistik Austria weitere (nominelle) Umsatzzuwächse, jedoch fallen diese etwas niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres aus. Auch die Beschäftigung im Handel steigt: Der Gesamthandel verzeichnet einen Beschäftigungszuwachs von 1,3 Prozent im Jahr 2018.
Der Artikel basiert auf der AK-Branchenanalyse des österreichischen Handels 2018.
[1] Im Firmenbuch veröffentlicht
[2] Nicht in die Analyse miteinbezogen wurden Personengesellschaften (da keine Veröffentlichungspflicht), Unternehmen, welche nur ein Rohergebnis ausweisen, sowie Unternehmen des Mineralölhandels.
[3] Bei der Berechnung der Ausschüttungsquote werden nur jene Unternehmen berücksichtigt, welche einen Jahresüberschuss erwirtschaften und Ausschüttungsbeschlüsse aufweisen. Die Berechnungsbasis kann daher höher ausfallen als die Gesamtgewinne, da keine Jahresfehlbeträge in die Berechnung einfließen.