Entwicklung der österreichischen Handelsbranche 2018: Kapitalgesellschaften zeigen solides Bild

13. Januar 2020

Der Handel hat eine hohe Bedeutung für die österreichische Volkswirtschaft. Rund ein Drittel der Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft sind dem Handel zuzuordnen. Dabei ist der Großhandel das wesentliche Bindeglied zwischen den Wirtschaftssektoren. Die wirtschaftliche Situation der österreichischen Handelsbetriebe kann sich sehen lassen, so das Fazit der alljährlich von der AK Wien durchgeführten Branchenanalyse. Steigende Umsätze, eine gute Ertragslage und eine solide Eigenkapitalausstattung sind die wesentlichsten Ergebnisse der Analyse.

Umsätze:Zuwachsraten 2018 geringer, aber noch positiv

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO)erwartet nach einem regen Wirtschaftswachstum von real +2,7 Prozent im Jahr2018 (Euro-Raum: +1,9 Prozent) eine deutliche Abschwächung der Konjunktur: DasWachstum soll im Jahr 2019 real +1,7 Prozent und 2020 +1,5 Prozent betragen.Die schwache internationale Konjunktur dämpft die Exportentwicklung und damitauch die österreichische Industrieproduktion. Für den Prognosezeitraum bleibtdas robuste Wachstum des privaten Konsums eine Konjunkturstütze.

Die Umsatzsteigerungen des österreichischenHandels zeigen laut Statistik Austria insgesamt im Jahr 2018 in derGesamtbetrachtung positive Zuwachsraten, sie fallen jedoch im Vergleich zumVorjahr geringer aus. Laut Statistik Austria verzeichnet der nominelle Umsatzim Handel 2018 ein Plus von 3,7 Prozent. Unter Berücksichtigung derPreiseffekte stieg der Absatz mit 1,3 Prozent. Damit liegt der Handelsowohl nominell als auch real etwas unter den Werten des österreichischenBIP-Wachstums. Im ersten Halbjahr 2019 kommt es zu einem etwas schwächerenUmsatzanstieg, jedoch bleibt das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft hier nochunberücksichtigt. Der nominelle Anstieg der Umsatzerlöse des österreichischenHandels liegt dabei mit Zuwachsraten von 1,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau,das preisbereinigte Absatzvolumen zeigt einen Rückgang um 0,2 Prozent. Ein Plusim Handel verbucht im Zeitraum Jänner bis Juni 2019 sowohl der Großhandel alsauch der Einzelhandel, negativ bilanziert hingegen der Kfz-Handel.

Umsätze
Veränderung gegenüber Vorjahr in %
2017 2018 1. Halbjahr 2019
nominell real nominell real nominell real
Kfz-Handel inkl. Reparatur 7,5 6,3 2,1 0,7 –2,0 -3,8
Großhandel inkl. Handelsvermittlung 5,7 1,8 4,9 2,1 1,7 0,3
      Handelsvermittlung 7,1 4,7  8,6  6,6 0,8 -0,2
      Landwirtschaftliche Grundstoffe, Tiere 4,1 –2,0  1,0 – 1,4 1,0 –3,9
      Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren 1,4 –0,4  3,7 1,4 0,4 –1,6
      Gebrauchs- und Verbrauchsgüter 3,3 2,9  1,3 1,2 1,1 0,7
      Datenverarbeitungsgeräte 6,5 3,9  4,0 6,1 5,9 8,7
      Sonstige Maschinen, Ausrüstungen, Zubehör 6,0 2,6  6,2 5,0 3,4 1,8
      Sonstiger spezialisierter Großhandel 9,5 2,3  8,5 2,3 1,9 0,4
Einzelhandel inkl. Tankstellen 3,0 0,7 2,4 0,3 1,8 0,6
      Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren 2,9 0,4 2,3 0,6 1,7 0,6
      Tankstellen 8,1 1,8 11,8 3,2 5,3 3,3
      Pharmazeutische, medizinische, kosmetische Produkte 4,0 3,1 3,2 1,2 1,3 –1,6
      Textilien, Bekleidung, Schuhe –0,1 –1,5 –1,8 –2,1 –0,4 –0,9
      Elektrische Geräte, Möbel, Hausrat 0,7 –0,3 1,8 0,4 1,7 0,8
      Versand- und Interneteinzelhandel 7,2 5,3 2,9 1,3 1,6 0,6
Handel gesamt 5,1 2,1 3,7 1,3 1,1 –0,2

Quelle: WIFO, Statistik Austria, Konjunkturstatistik

Die betriebswirtschaftliche Untersuchung derArbeiterkammer analysiert die Ertragslage, die Kostensituation und diefinanzielle Stabilität (Eigenkapitalausstattung und Entschuldungsdauer) vonKapitalgesellschaften des österreichischen Handels. Dabei können jeneUnternehmensbilanzen in die Analyse einbezogen werden, welche zumErstellungszeitpunkt verfügbar[1] sindund in den letzten drei Jahren durchgängig vollständige und verwendbare (vergleichbare)Daten beinhalten[2].Die AK-Branchenanalyse errechnet für die 210 im Sample befindlichen Unternehmenfür das Jahr 2018 ein durchschnittliches Umsatzplus von nominell +2,76 Prozent,123 der 210 untersuchten Handelsunternehmen können sich über eineUmsatzsteigerung freuen.

Umsätze* nominell in TEUR 2016 2017 2018 Δ zu VJ in %
Kfz-Handel 5.294.617 5.952.797 5.942.995 –0,16 %
Großhandel 17.091.930 17.091.930 18.546.205 4,01 %
Einzelhandel 19.946.803 19.433.394 19.920.011 2,50 %
Handel gesamt 42.333.350 42.333.350 44.409.211 2,76 %

Quelle: AK-Bilanzdatenbank,

* Umsätze inkl. sonstigeErträge

Kostenzeigen im Jahr 2018 insgesamt sinkenden Verlauf

Über die Kostenentwicklung der Gesamtbranchegibt es zum Erstellungszeitpunkt der Studie keine entsprechenden Daten. Einen Einblickin den Kostenverlauf der letzten Jahre gibt jedoch die Analyse desAK-Branchensamples. Dabei wird deutlich, dass der Handelswareneinsatz denweitaus größten Kostenfaktor darstellt. Dieser Bereich bleibt im Jahr 2018, miteinem Umsatzanteil von 74,14 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr annäherndkonstant. Die zweitgrößte Position, die Betriebs-, Vertriebs- undVerwaltungsaufwendungen zeigen einen leichten Rückgang um 0,2 Prozentpunkte,auch die Abschreibungen bleiben auf einem konstant niedrigen Niveau, da Handelsunternehmentraditionell wenig anlageintensiv sind. Die Personalaufwendungen erhöhten sichhingegen geringfügig: Im Jahr 2018 werden etwa 11,03 Prozent dererwirtschafteten Umsätze für Personalausgaben ausgegeben.

Aufwandsanteile am Umsatz in %, Handel gesamt 2016 2017 2018
Umsatz 100,00 100,00 100,00
– Handelswareneinsatz + bezogene Leistungen 73,83 74,18 74,14
– Personalaufwand 11,03 10,92 11,03
– Abschreibungen 1,20 1,16 1,14
– sonstiger Betriebsaufwand 12,34 12,15 11,95
= EBIT-Quote* 1,60 1,59 1,74

Quelle:AK-Bilanzdatenbank

*ordentlicherBetriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung

Gewinnausschüttungenzeigen steigendes Volumen, Eigenkapital steigend

Die Jahresüberschüsse der untersuchtenHandelsunternehmen legten im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 6,76 Prozentzu. Gesamt wurden Jahresüberschüsse in Höhe von fast 832 Mio. Euroerwirtschaftet, rund 90 Prozent der Unternehmen des AK-Branchensamplesverbuchen in ihren Jahresabschlüssen ein positives Jahresergebnis. ZumUntersuchungszeitpunkt liegen bereits Ausschüttungsbeschlüsse von 208Unternehmen vor. Diese betragen insgesamt 652 Mio. Euro, dasAusschüttungsvolumen steigt im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr somit um rund15 Prozent. Damit gehen 70 Prozent der gesamten erwirtschaftetenJahresüberschüsse[3]an die EigentümerInnen.

Die Eigenkapitalquote der untersuchtenHandelsunternehmen der AK-Analyse liegt im Jahr 2018 im Schnitt bei 33,47 Prozentund stellt damit ein stabiles finanzielles Fundament dar. Das beste Viertel derUntersuchungsgruppe hat hervorragende Eigenkapitalquoten von 45 bis 90 Prozent,nur etwa 3 Prozent der Unternehmen haben eine sehr dünne Eigenkapitaldecke mitEigenkapitalquoten von bis zu max. 8 Prozent.

Gesamtergebnis:

Für das Jahr 2018 zeigt sich ein solides Bildder Handelsunternehmen. Wirtschaftskennzahlen wie Umsatz, Gewinn undEigenkapitalquote steigen – ebenso wie die Ausschüttungen an EigentümerInnen.Das erste Halbjahr 2019 zeigt laut Statistik Austria weitere (nominelle)Umsatzzuwächse, jedoch fallen diese etwas niedriger als im Vergleichszeitraumdes Vorjahres aus. Auch die Beschäftigung im Handel steigt: Der Gesamthandelverzeichnet einen Beschäftigungszuwachs von 1,3 Prozent im Jahr 2018.

Der Artikel basiert auf der AK-Branchenanalyse des österreichischen Handels 2018.


[1] Im Firmenbuch veröffentlicht

[2] Nicht in die Analyse miteinbezogen wurden Personengesellschaften(da keine Veröffentlichungspflicht), Unternehmen, welche nur ein Rohergebnisausweisen, sowie Unternehmen des Mineralölhandels.

[3] Bei der Berechnung der Ausschüttungsquote werden nur jene Unternehmen berücksichtigt, welche einen Jahresüberschuss erwirtschaften und Ausschüttungsbeschlüsse aufweisen. Die Berechnungsbasis kann daher höher ausfallen als die Gesamtgewinne, da keine Jahresfehlbeträge in die Berechnung einfließen.

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