Analyse: Die österreichi­schen Banken auf der Gewinn­welle

12. März 2025

Anhaltende Rezession? Geopolitische Unsicherheiten? Umsatzrückgänge und Zukunftssorgen? Was auf viele Branchen zutrifft, gilt nicht für die heimischen Banken. Im Gegenteil: Sie surfen in Österreich (und Europa) auf einer Erfolgswelle und verzeichnen neben Rekorderträgen und -gewinnen auch Höchststände beim Eigenkapital. Aktionär:innen können nach Rekordausschüttungen im Jahr 2024 auch weitere hohe Dividendenbeschlüsse bei den Hauptversammlungen im Frühjahr 2025 erwarten.

Gründe für den Banken-Boom

Was bisher geschah: Die gezielte Lieferzurückhaltung von Gas durch Russland ab Herbst 2021 und die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine führten zu einem deutlichen Anstieg des Gas- und Strompreises. Dies führte zu einer Hochinflationsphase, wie sie Österreich und Europa seit über 40 Jahren nicht mehr erlebt hatten. Um die Inflation zu bekämpfen, erhöhte die Europäische Zentralbank die Leitzinsen stark. Ab Mitte 2022 stiegen sie innerhalb eines Jahres von 0 auf 4,5 Prozent.

Durch diese Leitzinserhöhungen stiegen die Kosten der Banken, wenn sie sich Geld von der EZB leihen wollten. Diese Kosten gaben sie rasch an ihre Kund:innen weiter, indem sie die Zinssätze für Kredite erhöhten – deutlich schneller als jene, die sie für Spareinlagen bezahlten. Dies wurde vor allem für Personen zu einem Problem, die sich aufgrund eines variabel verzinsten Kredites plötzlich mit einer deutlichen Erhöhung der Kreditrate konfrontiert sahen. Die Differenz zwischen Einlage- und Kreditzins (der sogenannte Zinsspread) wuchs deutlich an. Für die Banken stieg damit ihre wichtigste Einnahmequelle, die Nettozinserträge.

Geldregen für die Banken

In Zahlen bedeutet das: In der Niedrigzinsphase zwischen 2015 und 2021 bewegte sich der unkonsolidierte Nettozinsertrag für den österreichischen Bankensektor immer zwischen 8 und 9 Mrd. Euro jährlich. Mit der Leitzinsanhebung ab Mitte 2022 setzte dann ein regelrechter Geldregen für die Kreditinstitute ein. Im Jahr 2022 stiegen die Nettozinserträge um rund 1,6 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr auf 10,6 Mrd. Euro an. Dem folgte ein weiteres kräftiges Wachstum auf 16,1 Mrd. im Geschäftsjahr 2023. Im Jahr 2024 folgte – u. a. aufgrund der gedämpften Wirtschaftslage und der sinkenden Leitzinsen der EZB – ein leichter Rückgang auf 15,5 Mrd. Euro. Damit lagen die Nettozinserträge im Jahr 2024 um 72 Prozent über dem Niveau von 2021.

Gleichzeitig wuchsen die Betriebsaufwendungen des heimischen Kreditsektors (Verwaltungsaufwendungen, Kosten für Löhne und Gehälter etc.) im selben Zeitraum nur moderat. Zwischen 2015 und 2021 schwankten sie zwischen 12,9 Mrd. und 14,2 Mrd. Euro jährlich. Im Geschäftsjahr 2024 wuchsen die Aufwendungen um 1,8 Mrd. auf 16,0 Mrd. Euro.

Gewinne mehr als verdoppelt

Diese für den Kreditsektor positive Entwicklung der Ertragslage und der gleichzeitig moderate Anstieg der Kosten führten zu einem deutlichen Anstieg der Gewinne der heimischen Banken. Wie in der Abbildung gezeigt wird, befand sich das unkonsolidierte Periodenergebnis nach Steuern deutlich über dem Niveau aller Vorjahre. Während das Periodenergebnis nach Steuern in der Niedrigzinsphase zwischen 2015 und 2021 nie mehr als 6,5 Mrd. Euro betrug, erwirtschaftete der heimische Kreditsektor im Jahr 2023 ein Rekordergebnis von 11,0 Mrd. Euro. Damit haben sich die Gewinne gegenüber 2022 (5,0 Mrd. Euro) mehr als verdoppelt. Die Wertberichtigungen und Kosten für Kreditrisiken waren trotz höheren Gesamtkreditvolumens, der COVID-Krise und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in den Jahren 2020–2024 deutlich niedriger als in den Jahren der Finanz- und Eurokrise 2008–2014.

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Solide Eigenmittelausstattung

Dies lässt sich auf deutlich strengere Kreditvergabekriterien zurückführen, die als Lehre aus diesen Krisen eingeführt wurden. Außerdem ist positiv hervorzuheben, dass die strengeren Regeln, die die Politik dem Bankensektor nach der letzten Finanzkrise gegeben hat, seine Sicherheit erhöhen. So sind die Eigenkapitalbestände des heimischen Kreditsektors seit 2010 stark gewachsen. 2023/24 befand sich die Eigenmittelquote mit 20,6 Prozent auf einem Rekordniveau. Gleichzeitig konnte der Anteil der notleidenden Kredite, wo die Kreditsumme (zum Teil) nicht mehr einbringbar ist, in den letzten zehn Jahren halbiert werden. Das erhöht die Sicherheit der Banken zusätzlich, da die Notwendigkeit von nachträglichen Wertberichtigungen reduziert wird.

Dividendenausschüttungen auf Rekordniveau

Die Rekordgewinne der heimischen Banken freuen vor allem die Aktionär:innen, denn diese konnten sich in den vergangenen Jahren über stetig steigende Dividendenausschüttungen freuen. Während die gesamte Ausschüttungssumme der fünf größten österreichischen Bankkonzerne – Erste Group Bank AG, Raiffeisen Bank International AG, BAWAG Group AG, UniCredit Bank Austria AG und Oberbank AG – für das Geschäftsjahr 2021 noch rund 1,0 Mrd. Euro betrug, stieg diese Summe, wie in der Tabelle dargestellt, für das Geschäftsjahr 2022 auf rund 1,7 Mrd. Im Jahr 2024 wurden auf den Hauptversammlungen der fünf österreichischen Bankkonzerne Dividenden für das Geschäftsjahr 2023 in Höhe von 2,8 Mrd. Euro beschlossen. Die Dividendenausschüttungen der Erste Group Bank AG allein, in Höhe von fast 1,1 Mrd. Euro, übertrafen dabei das Niveau der Ausschüttungssumme aller fünf Bankkonzerne des Jahres 2021.


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Fazit: Den Banken geht es gut

Der heimische Kreditsektor konnte in den vergangenen zwei Geschäftsjahren seine Gewinne deutlich steigern und erreichte 2023 und 2024 jeweils ein Periodenergebnis nach Steuern, das deutlich über dem Niveau aller Vorjahre liegt. Dies sorgt für Jubelstimmung in den Vorstandsreihen der heimischen Banken. Positiv ist, dass der österreichische Kreditsektor aufgrund der guten Eigenkapitalausstattung auf einer soliden Basis steht. Einen Grund zur Freude haben die Aktionär:innen, da die bisherigen Ankündigungen der Dividendenvorschläge für das Geschäftsjahr 2024, die auf den Hauptversammlungen im Frühjahr 2025 beschlossen werden sollen, weiterhin nahe bei (Raiffeisen Bank International AG) oder deutlich über dem Rekordniveau des letzten Jahres (Erste Group Bank AG, BAWAG Group AG) liegen.

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