Öffentlich Beschäftigte leisten einen essenziellen Beitrag, damit Leistungen wie Bildung, Gesundheit oder (soziale) Sicherheit möglichst allen zur Verfügung gestellt werden. Obwohl sie damit wichtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Funktionen erfüllen, wird selten mehr öffentliche Beschäftigung gefordert, auch wenn das für einen Ausbau sozialer Dienstleistungen notwendig wäre. Im Gegenteil, meist geht es darum, einen möglichst dicken Rotstift anzusetzen. Auch die Bundesregierung setzt auf Personalkürzungen. Dabei tut sie so, als ob Personalkürzungen des Staates nur Ärmelschoner tragende Bürokraten betreffen würden. Ein substanzieller Beschäftigungsabbau ist aber ohne Leistungskürzungen nicht möglich – vor allem im Gesundheits- und Bildungsbereich.
In welchen Bereichen fallen Ausgaben für öffentlich Beschäftigte an? Und welche Aufgaben erfüllen diese bzw. welche Leistungen erbringen sie?
Personalausgaben für Bildung und Gesundheit am höchsten
Möchte man ein möglichst umfassendes Bild über öffentliche Beschäftigung haben, darf man nicht nur die direkt bei Bund, Ländern und Gemeinden beschäftigten Bediensteten betrachten. Viele öffentliche Leistungen werden von ausgelagerten Einheiten erbracht, aber dennoch von der öffentlichen Hand bezahlt.
Im Gesundheitsbereich wird das besonders augenscheinlich. In manchen Bundesländern werden die Krankenanstalten direkt vom Land betrieben, in den meisten sind sie in Holdings ausgegliedert. Für BürgerInnen macht es keinen Unterschied, ob PflegerInnen direkt beim Land, bei der Gemeinde oder bei einer ausgelagerten Holding beschäftig sind. Für unsere Analyse muss man dies aber beachten. Auch der Schulunterricht kommt nicht von heute auf morgen ohne Lehrpersonal aus, weil man diese nicht direkt, sondern über eine dazwischen gelegte Organisationseinheit beschäftigt. Man muss also versuchen, möglichst alle von der öffentlichen Hand für die Erbringung öffentlicher Leistungen bezahlten Beschäftigten einzubeziehen.
Die am besten vergleichbare Datenbasis für den Gesamtstaat bieten die ArbeitnehmerInnenentgelte des Sektors Staat in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, gegliedert nach Aufgabenbereichen. Hier werden die Gebietskörperschaften Bund, Länder und Gemeinden, die Sozialversicherung und alle dem Sektor Staat zurechenbaren Einheiten erfasst – also alle Einheiten, die auch bei der Berechnung der Staatsschulden und des Defizits einbezogen werden.
Im gesamten Sektor Staat betrugen die Ausgaben für ArbeitnehmerInnenentgelte im Jahr 2016 etwa 38 Mrd. Euro – das entspricht 21 Prozent der staatlichen Gesamtausgaben. In die Bereiche Bildung und Gesundheit fließen fast 55 Prozent der Personalausgaben. Wenn man zusätzlich die Personalaufwendungen für (soziale) Sicherheit und Verteidigung miteinbezieht, kommt man sogar auf 70 Prozent der Personalgesamtausgaben im Sektor Staat.
Etwas plastischer ausgedrückt: Wenn man für ein Film- oder Serienprojekt den typisch öffentlich Beschäftigten darstellen soll, dann sollte man nicht an Ingenieur Breitfuß, Frau Knakal und Herrn Weber aus der MA2412 denken, sondern an Dr. Foreman aus Doktor House, Major Bibi Fellner aus Tatort oder eine Verfilmung der Blogs der Berliner Lehrerin Frau Freitag.
Weit abgeschlagen hinter den Bereichen Bildung und Gesundheit liegt mit 15 Prozent der Verwaltungsbereich. Dieser Bereich ist sehr weit gefasst. In diese Kategorie fallen etwa die Entgelte für allgemeines Verwaltungspersonal in Bund, Ländern und Gemeinden – konkret etwa die Bediensteten der Finanzämter – oder auch die Bezüge der gewählten politischen Organe.
Dementsprechend schlagen die angeblich so harmlosen Einsparungen bei der Verwaltung sich auch spürbar für die BürgerInnen nieder. Sie zeigen sich in Steuerausfällen, wenn BetriebsprüferInnen eingespart werden, in langen Verfahrensdauern, wenn die UmweltprüferInnen überlastet sind und in langen Wartezeiten auf den Reisepass, sollte das halbe Passamt in den Ruhestand versetzt und nicht nachbesetzt werden. Der wesentliche Unterschied zwischen einem hochentwickelten Land und einem Failed State liegt nicht in der Qualität der privaten Güter – vorausgesetzt man kann sie sich leisten –, sondern in der Qualität der öffentlichen Verwaltung.