Wir befinden uns mitten in einer multiplen Energiekrise. Die Versorgung mit Energie ist in Gefahr, die Preise werden weiter steigen. Das ist nicht nur für private Haushalte und Unternehmen ein Problem, vielmehr besteht die Gefahr, dass sich die anhaltend hohe Inflation verfestigt. Dann sind wir mit einer schwerwiegenden wirtschaftlichen Depression konfrontiert, welche zu einem spürbaren Wohlstandsverlust führt. Es braucht jetzt harte Maßnahmen, um das Schlimmste zu verhindern. Und vor allem den politischen Willen, sich über die Interessen mächtiger Unternehmen aus der Energiewirtschaft hinwegzusetzen.
Der Preis von Gas und Strom wird an internationalen Börsen bestimmt. Selbst der Preis für private Endverbraucher wird von den Energieversorgungsunternehmen mittels Indexierung regelmäßig an Börsenpreise gebunden. Das ist eine Konsequenz der von wirtschaftsliberalen Kräften, der Energiewirtschaft forcierten Liberalisierung des Energiesektors in den vergangenen 30 Jahren.
Das mächtigste Unternehmen am Gasmarkt ist die russische Gazprom. Sie agiert nicht nach Marktregeln, sondern manipuliert politisch motiviert. Bereits vergangenes Jahr hat die Gazprom dem Markt weniger Gas zur Verfügung gestellt und eigene Speicher nicht mehr aufgefüllt. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wurde schließlich für alle offensichtlich, wie abhängig Europa von der Gazprom ist. Die Unsicherheit über die zukünftige Versorgung mit Gas hat den Börsenpreis für Erdgas in die Höhe getrieben.
Hinzu kommen spekulative Derivatgeschäfte, deren Zweck kurzfristige Gewinne durch Ausnützen von Preisschwankungen ist. Es sind Unternehmen aus der Finanzbranche, aber auch die Energieunternehmen selbst, die hier auch mit computergesteuertem Hochfrequenzhandel die Unsicherheit, Volatilität und Preise treiben.
Von den hohen Preisen wiederum profitiert die fossile Energiewirtschaft. So konnte etwa die OMV bereits im ersten Quartal 2022 ihren Gewinn (nach Sondereffekten) beinahe verdreifachen. Doch nicht nur die Gaspreise sind von weniger als 25 Euro/MWh in den vergangenen Jahren auf heute rund 180 Euro/MWh massiv gestiegen, auch der Strompreis hat ein Niveau erreicht, das bisher unvorstellbar war. In den vergangenen Jahren lag der Preis bei unter 50 Euro/MWh, derzeit liegt er bei knapp 400 Euro/MWh.