Ob Freizeitgestaltung, Kochen, Körperhygiene oder das Heizen der Wohnung – Energienutzung betrifft uns alle. Können sich Menschen die ausreichende Nutzung von Energie nicht leisten, hat das enorme Auswirkungen auf ihren Lebensalltag. Seit Beginn des Jahres 2022 wird die Nutzung von Energie immer teurer. Das bedeutet gleichzeitig für viele Menschen, dass die Gefahr, von Energiearmut betroffen zu sein, erheblich steigt. Einzelne Bevölkerungsgruppen sind dabei einem höheren Risiko ausgesetzt als andere – die Schere zwischen ihnen und anderen Bevölkerungsgruppen geht immer weiter auseinander. Aber welche Personengruppen sind laut aktuellen Erhebungen überhaupt besonders betroffen?
Energiearmut in Krisenzeiten
Allgemein kann Energiearmut als Zustand, in dem ein Haushalt oder eine Person keinen sozial und materiell adäquaten Zugang zu Energiedienstleistungen in der Wohnung hat beziehungsweise sich diese nicht leisten kann, beschrieben werden. Energiearmut ist keineswegs ein neues Phänomen. In den Jahren 2010 bis 2017 lag die Energiearmutsquote in Österreich auf einem relativ stabilen Niveau zwischen 2,9 und 3,7 Prozent. Danach ist bis Anfang des Jahres 2021 ein leichter Rückgang auf durchschnittlich zwei Prozent zu beobachten.
Seit dem letzten Quartal des Jahres 2021 führt die Statistik Austria die Umfrage „So geht’s uns heute“ durch, um die Lebenslage der österreichischen Bevölkerung mit den immer weiter steigenden Preisen zeitnah abzubilden. Hierfür werden alle drei Monate neue Befragungen durchgeführt. Das macht die dabei erhobenen Daten besonders wertvoll, da die Zeitspanne, die zwischen Erhebung und Auswertung der Daten liegt, um einiges geringer ist, als es bei statistischen Erhebungen die Norm ist. Aktuelle empirische Daten dienen oft als Grundlage für politische Handlungsempfehlungen und als Orientierungshilfe für die Entwicklung von (Unterstützungs-)Maßnahmen. Damit diese Maßnahmen dort ansetzen, wo sie am meisten gebraucht werden, haben wir die aktuellen Zahlen zu Energiearmut ausgewertet, um Rückschlüsse für den kommenden Winter zu ziehen.
Wird der zeitliche Verlauf der Energiearmut betrachtet – gemessen an Personen, die ihre Wohnung nicht angemessen warm halten können – wird deutlich sichtbar, dass der Prozentsatz energiearmer Menschen in Österreich eklatant gestiegen ist: Berechnungen zeigen, dass bei der Erhebung im 4. Quartal 2021 6 Prozent als energiearm galten. In den darauffolgenden Quartalen lag die Energiearmutsquote bei 6,1 Prozent, 8,4 Prozent und 11,3 Prozent, während die Zahl derer, die als energiearm bezeichnet werden können, im 4. Quartal 2022 bereits 12,1 Prozent betrug. Das entspricht knapp 765.000 Personen und bedeutet, dass sich die Zahl der Betroffenen in einem Jahr verdoppelt hat. Das kann unter anderem auf die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Teuerungswelle bei Energie zurückgeführt werden.