Die Auswirkungen der Rentenreformen und der Arbeitsmarktentwicklungen in Deutschland machen sich bereits in merklich steigenden Armutsgefährdungsquoten Älterer bemerkbar. Insbesondere bei den „jüngeren Älteren“ weist Österreich eine deutlich günstigere Entwicklung auf.
Vorweg eine Begriffsklärung: In Deutschland werden Pensionen als Renten bezeichnet, der Begriff Pension wird nur für Beamtenpensionen verwendet. Zur leichteren Lesbarkeit wird im Folgenden, wenn auf Österreich oder auf beide Länder Bezug genommen wird, der Begriff Pension verwendet.
Laut EU-Standard gelten Personen, deren Äquivalenzeinkommen auf Basis des Haushaltsnettoeinkommens unter 60 Prozent des Medianwerts der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung (Armutsgefährdungsschwelle) liegen, als einkommensarm bzw. armutsgefährdet. Durch die Äquivalenzgewichtung werden die Haushaltsgröße und -zusammensetzung mitberücksichtigt. Dieser Armutsbegriff stellt also sinnvollerweise auf die relative Einkommensposition innerhalb einer Gesellschaft ab.
Armutsgefährdungsquoten geben den Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle an der jeweiligen Gesamtpopulation wieder. Die konkreten Jahreswerte sind aufgrund der statistischen Schwankungsbreiten mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren. Daher und um etwaige Entwicklungstrends erkennen zu können, bietet sich eine Betrachtung über einen längeren Zeitraum an. Im Folgenden wird die Entwicklung der Armutsgefährdungsquoten auf Basis von Daten der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) ab 2008 für Personen ab 65 Jahren gegenübergestellt. Ein Vergleich ab einem früheren Zeitraum ist aufgrund von Zeitreihenbrüchen wenig aussagekräftig. So wurden die Einkommensdaten für Österreich ab dem Erhebungsjahr 2008 möglichst umfassend durch Administrativdaten ergänzt. Die verbesserte Berechnungsmethode bewirkte eine merkliche Erhöhung der Armutsgefährdungsgrenzen und -quoten.
Den von Eurostat ausgewiesenen Armutsgefährdungsquoten liegen die Einkommen und die Einkommensverteilung des jeweils vorangegangenen Jahres zugrunde, während sich die Haushaltsstruktur auf das angegebene Jahr bezieht. Tatsächlich werden in weiterer Folge daher die Einkommen und Armutsgefährdungsquoten der Jahre 2007 bis 2015 betrachtet und auch als solche dargestellt.
Die Höhe der Armutsgefährdungsquoten Älterer ist nicht allein auf das Pensionssystem und seine Leistungen zurückzuführen. Die individuelle Einkommenslage im Alter wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dazu zählen vor allem die Haushaltsstrukturen, die vorangegangene Erwerbsintegration, die sich in der Höhe der Pensionsansprüche widerspiegelt und schließlich auch andere Einkommensquellen.#