Extrem hohe Temperaturen führen zu Hitzebelastung in der gesamten Bevölkerung, treffen aber vulnerable Gruppen besonders hart, insbesondere armutsbetroffene Kinder. Eine aktuelle Studie des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit (an der GÖG) und der Volkshilfe zeigt: Die Hälfte derKinder der befragten armutsbetroffenen Familien ist bei Hitze unruhiger, fühlt sich unwohl, weint mehr, schläft schlechter, ist weniger motiviert, sich zu bewegen, und aggressiver. Gleichzeitig ist die Nutzung von öffentlicher Infrastruktur, wie z. B. Schwimmbädern, Museen etc., für fast die Hälfte der befragten Familien zu teuer. Es besteht daher Bedarf an leistbaren bzw. kostenfreien öffentlichen Räumen im Freien, aber auch an kühlen und kindgerechten Innenräumen, um Kinder besser vor Hitze schützen zu können.
Armutsbetroffene und Kinder leiden besonders unter der Hitze
Was für uns alle spürbar ist, unterstreichen auch zahlreiche Studien: Die gesundheitlichen, psychischen und sozialen Folgen der Klimakrise sind auch in Europa längst angekommen. Und: Sie werden in den nächsten Jahren noch dramatisch zunehmen. Doch sie treffen nicht alle Menschen gleich, Armutsbetroffene leiden besonders unter Folgen wie der Hitze.
Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber strukturell angelegt: Schlechtere Wohnbedingungen wie Überbelag, stärkere regionale Betroffenheit durch städtische Hitzeinseln, schwere körperliche Arbeit (im Freien) und die größere Betroffenheit von chronischen Erkrankungen führen alle dazu, dass Armutsbetroffene der Hitze stärker ausgeliefert sind. Zusätzlich fehlen die finanziellen Mittel und Möglichkeiten, die Hitze abzumildern. So wohnen z. B. die meisten Armutsbetroffenen in Mietwohnungen, weshalb Außenjalousien zum Kühlhalten des Wohnraumes nicht nur zu teuer, sondern auch rechtlich meist nicht einfach umsetzbar sind.
Aber auch Kinder sind aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen besonders vulnerabel für gesundheitliche Auswirkungen einer Hitzewelle. Gleichzeitig haben sie eingeschränkte Möglichkeiten, die Effekte der Hitze einzuschätzen, wirksame Strategien dagegen anzuwenden und sind zudem häufiger im Freien körperlich aktiv.
Neue Studie zu den Hitzefolgen für armutsbetroffene Kinder
Die spezifischen Belastungen armutsbetroffener Kinder waren jedoch bisher wenig erforscht – eine Studie der Gesundheit Österreich GmbH gemeinsam mit der Volkshilfe finanziert durch das Startclim Programm nahm dies in den Blick. Durchgeführt wurde eine Befragung von 99 armutsbetroffenen Eltern zu Hitzefolgen, Bewältigungsstrategien und Bedarfen ihrer insgesamt 190 Kinder im Alter unter zehn Jahren.
Hitze führt zu starker Belastung der Kinder und hat grundlegende Auswirkungen auf ihre Gesundheit
Rund ein Drittel der Befragten gab für die eigenen Kinder eine sehr starke oder starke Belastung durch Hitze an. Bei der Frage nach spezifischen gesundheitlichen Veränderungen nahmen die Eltern zahlreiche und grundlegende Veränderungen wahr (siehe Grafik 1).
Mehr als 6 von 10 Kindern schlafen schlechter bzw. sind unruhiger und weinen mehr. Mehr als jedes zweite Kind hat geringere Motivation, sich zu bewegen, ebenso viele zeigen mehr aggressives Verhalten. Für fast jedes zweite Kind wurden körperliche Symptome wie Übelkeit, Ausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel bzw. ein Rückzug der Kinder beschrieben. Die Studie zeigt auch, dass Familien an heißen Orten eher Veränderungen bei ihren Kindern beobachten.