Ein funktionierendes Miteinander, Orte der Begegnung und das Gefühl, in der eigenen Gemeinde gut aufgehoben zu sein, sind keine Selbstverständlichkeiten, sondern das Ergebnis vieler kleiner und großer Leistungen der Gemeinden und ihrer Bevölkerung. Doch was, wenn das Geld knapp wird? Was bedeutet es, wenn Gemeinden zunehmend unter „Konsolidierungsdruck“ geraten?
Die multiplen Krisen der letzten Jahre sind auch an den Gemeinden nicht spurlos vorübergegangen: Hohe Energiepreise, Inflation, steigende Personalkosten, die dynamische Entwicklung der Gesundheitsausgaben, Unwetterereignisse etc. sind ausgabenseitige Herausforderungen, mit denen die Einnahmen der Gemeinden nicht Schritt halten können. Die Konjunkturschwäche drückt auf die Entwicklung der Kommunalsteuer, und die – ohne Gegenfinanzierung auf Bundesebene durchgesetzte – Steuerreform dämpft die Ertragsanteile. Beides erschwert den Kommunen einnahmenseitig den Haushaltsausgleich.
In der jüngsten Gemeindefinanzprognose vom Dezember 2024 rechnet das Zentrum für Verwaltungsforschung (KDZ) für 2025 österreichweit mit bis zu 45 Prozent an Abgangsgemeinden. Das heißt: Fast die Hälfte der Gemeinden braucht finanzielle Unterstützung, um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Der budgetäre Konsolidierungsdruck macht also auch vor den Gemeinden nicht halt. Leider wird dabei manchmal vergessen, dass es ganz konkret um die Lebensqualität in Österreichs Städten und Gemeinden geht.
Leistungen der Gemeinden sind vielfältig
Erste Berührungspunkte mit der Gemeinde beginnen im Kindesalter: Die Finanzierung der Elementarpädagogik und die Instandhaltung der Pflichtschulen obliegen den Gemeinden. Mit Vollzeitarbeit verträgliche Öffnungszeiten von Kinderbildungseinrichtungen, kleinere Gruppengrößen oder die Sanierung der Volksschulen stehen auf dem Spiel. Bei freiwilligen Leistungen der Gemeinden ist der Kürzungsdruck klarerweise als Erstes zu spüren. Konkret geht es zum Beispiel um soziale Dienstleistungen wie Essen auf Rädern, kleinräumige Mobilitätsangebote in Gemeinden („Mikro-ÖV“) oder öffentliche Treffpunkte wie Parks, Bibliotheken, Freibäder sowie Vereins- und Kulturzentren.
„Third Spaces“ auch demokratiepolitisch wichtig
Es geht also auch um sogenannte „Third Spaces“. Das sind Orte, an denen unser Leben außerhalb des Zuhauses oder des Arbeitsplatzes stattfindet. Begegnungen in „Third Spaces“ sind zentral für sozialen Austausch, zivilgesellschaftliches Engagement, Bildung und ein funktionierendes Miteinander und somit demokratiepolitisch höchst relevant. In Großbritannien konnte beispielsweise eine Korrelation zwischen Schließungen von Pubs und Stimmen für die rechtsgerichtete Partei „UK Independence Party“ (UKIP) festgestellt werden. Es gilt, das Entstehen oder die Verfestigung von abgehängten Regionen zu verhindern.
Ohne Geld keine Musik – aber woher kommt das Geld der Gemeinden?
Einen großen Teil der kommunalen Einnahmen machen die Ertragsanteile aus. Das ist jener Teil an den gesamtstaatlichen Steuereinnahmen, den die Gemeinden über den Finanzausgleich erhalten. Weniger Steuereinnahmen des Bundes bedeuten daher auch geringere Einnahmen der Kommunen. So haben Reformen der letzten Jahre wie die ökosoziale Steuerreform, das Abschaffen der kalten Progression oder die Senkung der Körperschaftsteuer die Gemeindefinanzen nachhaltig geschwächt. Dazu kommt, dass auch eine weitere wichtige Einnahmequelle vieler Gemeinden, die lohnsummenbezogene Kommunalsteuer, von der konjunkturellen Lage abhängig ist. Insolvenzen wie beispielsweise die von Motorradhersteller KTM treffen so direkt die gesamte Gemeinde, in der der Betrieb ansässig ist.
Steigende Umlagenbelastung der Gemeinden
Über Umlagen kofinanzieren Gemeinden eigentliche Landesaufgaben. Dadurch verringern sich die Ertragsanteile, die die Gemeinden tatsächlich bekommen. Die Umlagenbelastung der Gemeinden ist in den Jahren 2012 bis 2022 pro Kopf um mehr als 50 Prozent gestiegen.