Mehr und bessere Kinderbetreuung und Elementarbildung könnte nicht nur Tausende neue Arbeitsplätze schaffen, sie würde sich mittelfristig auch selbst finanzieren. Diese positiven Effekte zeigte eine AK-Modellrechnung aus dem Jahr 2013. Der Ausbau der Elementarbildung wäre auch ein Betrag zu einer sozial-ökologischen Investitionsstrategie, weil diese Steigerung in der Beschäftigung kaum Energie oder andere natürliche Ressourcen kostet. Doch grau ist alle modellierte Theorie und die Frage lautet: Lassen sich diese Ergebnisse auch in der Realität zeigen? Ein kurzer Check der Entwicklungen in der Kinderbetreuung der letzten Jahre zeigt: die Rechnung geht auf!
Trotz der Fortschritte in den letzten Jahren besteht in Österreich noch immer Bedarf an mehr Plätzen in der Elementarbildung, vor allem bei den Unter-3-Jährigen. Das EU-weite Ziel von 33% Betreuungsquote wird mit Ausnahme von Wien und Burgenland in allen Bundesländern deutlich verfehlt. Auch bei den täglichen und auch jährlichen Öffnungszeiten – Stichwort: Ferienschließzeit – gibt es Verbesserungsbedarf. Zudem müsste das Verhältnis zwischen pädagogisch ausgebildetem Personal und Kindern verbessert werden, damit dem Bildungsauftrag wirklich nachgekommen werden kann.
Aber mit Investitionen in die Kinderbetreuung könnten nicht nur die akuten Defizite bezüglich Angebot und Qualität behoben werden, sondern auch beachtliche Beschäftigungs- und Budgeteffekte generiert werden.
AK-Modellrechnung: Mehr Qualität und Beschäftigung
Eine Modellrechnung von Buxbaum/Pirklbauer et al (Wien, 2013) versuchte das zu veranschaulichen. Dabei wurde von einer Anstoßfinanzierung seitens des Bundes von jährlich 100 Mio. Euro für die nächsten vier Jahre ausgegangen. Diese Summe sollte um den gleichen Betrag von den Ländern ergänzt werden. Die Modellrechnung ergab, dass damit beispielsweise 35.000 zusätzliche Plätze für Kleinkinder und bessere Öffnungszeiten bei 70.000 bestehenden Kindergarten-Plätzen geschaffen werden könnten. Zusätzlich würde damit für jede Kleinkindgruppe halbtags eine zusätzliche pädagogische Fachkraft zur Verfügung stehen.
Hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse kommt die Rechnung zu dem Ergebnis, dass damit 14.000 neue Jobs in der elementaren Bildung selbst geschaffen würden. Je nach Konjunkturverlauf könnten darüber hinaus zwischen 14.000 und 28.000 Eltern einer (höheren) Erwerbstätigkeit nachgehen, die bislang durch ihre Betreuungspflichten daran gehindert waren.
Aus den Steuern und Abgaben dieser Beschäftigung würden damit Einnahmen für die öffentliche Hand entstehen. Zusätzlich gäbe es Einsparungen im Bereich der Arbeitslosenversicherung, da ein Teil der neuen Jobs mit vormals arbeitslos gemeldeten Personen besetzt werden kann. Diese positiven Effekte für die öffentlichen Haushalte übersteigen nach dem vierten Jahr die zusätzlichen Kosten für die Elementarbildung – je nach wirtschaftlicher Entwicklung um bis zu +168 Mio. Euro jährlich.
Elementarbildung in Modell und Wirklichkeit
Drei Jahre danach soll diese Kalkulation einer Überprüfung unterzogen werden, ob die in der Modellrechnung erhobenen Effekte auch tatsächlich entstehen. Datenbasis für den Reality-Check bildet die Kindertagesheimstatistik. Diese ist eine österreichweite Erhebung über institutionelle Betreuungsformen, sprich Krippen, Kindergärten, Horte und altersgemischte Einrichtungen. Als Basisjahr wird 2011/12 herangezogen, also das Jahr bevor der Ausbau laut Modellrechnung einsetzt.
Seit 2008 gibt es in Österreich Mittel vom Bund, um den Ausbau der elementaren Bildung anzustoßen, mit einer kräftigen Aufstockug ab 2014. Diese Maßnahme hat zu einem deutlichen Anstieg der für die elementare Bildung eingesetzten Mittel geführt. Für den Vergleich werden nur die Steigerungen in den Jahren nach 2011/12 betrachtet.
Was sollte laut AK-Modell realisiert sein?
Die Modellrechnung hat für das Erreichen der oben genannten Ziele fünf Jahre ab 2013 vorgesehen. Der Beobachtungszeitraum umfasst allerdings nur drei Jahre, deswegen müssen die realen Fortschritte mit der Ausbaustufe des Modells, die für 2016 berechnet wurde, verglichen werden. Diese stellen sich folgendermaßen dar: