Über 400.000 Menschen suchen hierzulande derzeit eine Beschäftigung – ein Rekordwert. Dabei ist Österreich mit 4,9 % Arbeitslosenquote im EU-Vergleich noch das Vorzeigeland. In Spanien und Griechenland sind weit mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen ohne Beschäftigung. Das ist sozial- und wirtschaftspolitisch höchst problematisch. Es braucht also mehr als dringend wirksame Maßnahmen für mehr Beschäftigung. Eine neue AK-Studie zeigt am Beispiel der Kinderbetreuung, dass der Ausbau sozialer Dienstleistungen genau das bieten kann.
Die Studie zeigt, dass bei Beseitigung der ärgsten Defizite bei Angebot und Qualität zwischen 30.000 und rund 45.000 Menschen – je nach wirtschaftlicher Gesamtentwicklung – in Österreich zusätzlich in Beschäftigung kommen könnten. Die Berechnung weist außerdem nach, dass solche Investitionen auch im Sinne der Budgetkonsolidierung nachhaltig sind, denn mittelfristig übersteigen die Rückflüsse an die öffentliche Hand die Kosten.
Dabei hat der Ausbau von Kinderbetreuung und Elementarbildung noch weit darüber hinausgehende positive Wirkungen: Nämlich deutliche bessere Bildungs- und Erwerbsverläufe im späteren Leben der so geförderten Kinder. Das ist ein unverzichtbarer Beitrag zur Chancengleichheit unabhängig von der sozialen Herkunft.
Mehr Beschäftigung und Chancengleichheit durch bessere Kinderbetreuung
Durch den schrittweisen Ausbau des Kinderbetreuungsangebots sollen bis zum Jahr 2017 35.000 zusätzliche Betreuungsplätze für Kleinkinder geschaffen bzw. die Öffnungszeiten bei 70.000 bestehenden Plätzen verlängert werden. Darüber hinaus soll bei Gruppen für Kleinkinder mehr Personal für eine intensivere Betreuung ermöglicht werden. Damit wären die größten Mängel in diesem Bereich behoben.
Für den notwendigen Ausbau sollen vom Bund in den nächsten vier Jahren jährlich durchschnittlich rund 100 Mio. im Jahr geleistet werden. Entsprechend der bereits laufenden 15a-Vereinbarung zum Ausbau der Kinderbetreuung ist von den Ländern eine Zuzahlung in gleicher Höhe zu leisten. Die laufenden Kosten sind aufgrund ihrer Zuständigkeit von den Ländern und Gemeinden zu tragen.
Mit den oben dargestellten Investitionen entstehen in der Kinderbetreuung selbst rd 14.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse. Darüber hinaus werden durch die Bauinvestitionen und die zusätzlich erzielten Einkommen der KindergartenpädagogInnen und BetreuerInnen dauerhaft mehr als 2.300 Arbeitsplätze in anderen Branchen geschaffen.
Zusätzlich würden selbst bei einem sehr moderaten Wirtschaftswachstum 14.000 Menschen – vor allem Frauen – mit Betreuungspflichten Beschäftigung finden. Bei besserer konjunktureller Entwicklung sogar bis zu 28.000. Das Potenzial dafür wäre jedenfalls vorhanden: In einer aktuellen Befragung gaben mehr als 140.000 Eltern an, aufgrund fehlender Kinderbetreuungsplätze nicht oder nur in Teilzeit berufstätig zu sein.
Aus den Steuern und Abgaben dieser Beschäftigung sowie den Einsparungen im Bereich der Arbeitslosenversicherung entstehen Einnahmen für die öffentliche Hand, die ab dem fünften Jahr die zusätzlichen Kosten für die Kinderbetreuung übersteigen. Abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung würden dieser Überschuss zwischen +14 Mio. und +168 Mio. Euro jährlich betragen.
Dabei sind die langfristigen positiven Effekte vor allem hinsichtlich der Frühförderung der Kinder, wie stabilere Bildungs- und Erwerbskarrieren, noch gar nicht enthalten. Eine Schweizer Studie, die diese Wirkungen ebenfalls berücksichtig hat, kommt zu dem Ergebnis, dass der volkswirtschaftliche Nutzen von Kinderbetreuung und Elementarbildung langfristig noch deutlich höher liegt als in dem vorliegenden Artikel gezeigt wird.
Insgesamt werden durch die Realisierung dieser Investitionen der Wirtschaftsstandort attraktiver, die Beschäftigungsquote insbesondere von Frauen und die entsprechenden Lohnabgaben gesteigert und die strukturellen Mängel in der Kinderbetreuung und Elementarbildung abgebaut. Damit würden derzeit drängende Probleme gelöst, Beschäftigung geschaffen und zusätzliche Einnahmen für die öffentliche Hand lukriert werden.