Die Einführung des Familienbonus Plus im Jahr 2019 wurde unter anderem mit der Förderung einer gleichmäßigeren Verteilung der Erwerbsarbeit begründet. Letztes Jahr wurde der Familienbonus sogar um ein Drittel erhöht. Diese enorme Erhöhung bietet Anlass, den Familienbonus Plus in seiner bisherigen Performance etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Familienbonus Plus soll faire Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit vorantreiben
Im Begutachtungsentwurf zum Familienbonus Plus vom März 2018 ist zu lesen, dass das Vorhaben zum Wirkungsziel, „gleichmäßigere Verteilung der Erwerbsarbeit wie auch der unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern wird durch das Abgabensystem unterstützt“, beiträgt. „Gerade jene Eltern, die neben der Erziehung ihrer Kinder gleichzeitig berufstätig sind, sollen eine höhere Anerkennung erfahren. Dies soll entgegen der bisherigen Förderungslogik nicht durch eine neue staatliche Geldleistung, sondern mit Hilfe einer substanziellen Steuerentlastung erreicht werden.“
Dass Maßnahmen zur Förderung einer gleichmäßigeren Verteilung der Erwerbsarbeit und der unbezahlten Arbeit zwischen Männern und Frauen dringend nötig sind, zeigt die Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria aus dem Jahr 2009. In Österreich werden jährlich 9,7 Mrd. Stunden für Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege von Kranken oder Gebrechlichen oder ehrenamtliche Mitarbeit geleistet. Zwei Drittel dieser Stunden leisten Frauen. Umgekehrt verrichten zwei Drittel der bezahlten Arbeitszeit Männer.
Rund die Hälfte der Arbeitnehmerinnen in Österreich arbeitet Teilzeit, überwiegend wegen Kinderbetreuungspflichten.
Würde der Familienbonus Plus also die beiden Ziele erfüllen, jenen Anerkennung zukommen zu lassen, die neben der Erziehung der Kinder berufstätig sind, und bezahlte und unbezahlte Arbeit gleichmäßiger zu verteilen, so müsste sich die Verteilung des Bezuges von Familienbonus Plus in Richtung 50:50 zwischen Männern und Frauen entwickeln.
Nur 19 Prozent des Familienbonus Plus gehen an Frauen
Ein Blick in die von der Statistik Austria erstellten Lohnsteuerstatistiken der Jahre 2019–2021 zeigt, dass der Familienbonus Plus diese beiden Aufgaben nicht erfüllt. Betrachtet man die Verteilung des Familienbonus Plus, so zeigt sich seit seiner Einführung eine Entwicklung zugunsten der Männer.
Waren anfänglich noch rund 30 Prozent der Bezieher*innen des Familienbonus Plus Frauen, so waren es 2021 nur mehr 27 Prozent. Noch stärker ist der Unterschied, wenn man nicht die Personen betrachtet, sondern einen Blick auf die ausbezahlten Beträge wirft.
So bekamen Frauen im Jahr 2019 von den rund 700 Mio. Euro gerade mal knappe 22 Prozent ausgezahlt. Im Jahr 2021 sind es pro ausbezahlten Euro Familienbonus Plus gerade mal 19 Cent.