Im Frauen.Management.Report der AK Wien werden jährlich die Geschlechterverhältnisse im Top-Management österreichischer Spitzenunternehmen erhoben. Im Jahr 2024 zeichnen sich erneut besonders zwei Entwicklungen ab: Erstens, immer mehr Frauen gelangen in Spitzenpositionen in der österreichischen Unternehmenslandschaft. Zweitens, dieser Fortschritt passiert im Schneckentempo und hauptsächlich dort, wo gesetzliche Vorschriften geltend werden.
Lichtblicke
Im Fokus stehen dieses Jahr die Best-Practice-Unternehmen, die bereits mindestens 40 Prozent Frauenanteil in der Geschäftsführung haben. Von den 200 größten und umsatzstärksten Unternehmen erfüllen 20 dieses Kriterium; sprich: jedes zehnte Unternehmen. 16 davon weisen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Management von 40 bis 60 Prozent Frauen bzw. Männer aus, sie liegen in der sogenannten „Gender-Balance-Zone“. Im Aufsichtsrat ist der Frauenanteil historisch höher: 2024 können 44 der Top-200-Unternehmen einen Frauenanteil von mindestens 40 Prozent aufweisen. Im Sample jener 32 börsennotierten Unternehmen, die unter die seit 2018 geltende Quotenpflicht im Aufsichtsrat von mindestens 30 Prozent Frauen fallen, sind es bereits 13 (40,6 Prozent), die die 40-Prozent-Schwelle erreichen. Im Vorstand schaffen es von diesen 32 Unternehmen allerdings auch nur vier auf die Best-Practice-Liste.
Leuchttürme
Trotz einzelner Lichtblicke bleiben auch in diesem Jahr Leuchttürme – in Form einer deutlichen strukturellen Verbesserung der Chancengleichheit im Management – aus. Der Frauenanteil in den Vorständen der Unternehmen des Börsenleitindex ATX liegt Anfang 2024 bei lediglich 11,8 Prozent. Das ist auch im europäischen Vergleich erschreckend niedrig. Österreich liegt damit auf dem vorletzten Platz in der europäischen Vergleichsgruppe (EU-Schnitt: 22,2 Prozent), nur in Luxemburg sind noch weniger Frauen unter den Mitgliedern der Entscheidungsgremien mit Exekutivfunktion zu finden. Als Referenz: In Deutschland, wo seit 2022 eine Mindestbeteiligung für Vorstandsmitglieder börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen von einer Frau und einem Mann ab einem dreiköpfigen Vorstand gilt, ist der Frauenanteil in den DAX-Unternehmen mit 23,5 Prozent doppelt so hoch wie in Österreich. Die Trägheit der Entwicklung zeigt sich auch bei einem Blick auf die Neubesetzungen, die im vergangenen Jahr in die Vorstände und Geschäftsführungen bestellt wurden. In den Top-200-Unternehmen wurden insgesamt 100 neue Geschäftsführungspositionen besetzt, 19 davon, also nicht einmal jede fünfte, mit einer Frau. Im Vergleich zu den derzeit 12,2 Prozent Frauenanteil in den Geschäftsführungen und Vorständen dieser Unternehmen sind 19 Prozent immerhin ein positiver Trend. Etwas besser ist die Lage in den ATX-Unternehmen: Dort waren im vergangenen Jahr bereits 29,4 Prozent der Neubesetzungen im Vorstand weiblich.