KMUs brauchen Fach­kräfte für digi­tale Trans­formation

17. Februar 2025

Österreich braucht dringend eine Digitalisierungsoffensive, um bei der digitalen Transformation den internationalen Anschluss nicht zu verlieren. Die Analyse österreichischer Firmendaten zeigt: Es sind vor allem große Betriebe, die neue Technologien einsetzen – gleichzeitig sind diese produktiver und zahlen höhere Durchschnittslöhne. Bemerkenswert ist außerdem, dass der Einsatz neuer Technologien positive Auswirkungen auf den Gender-Wage-Gap hat. Eine Gefährdung von Arbeitsplätzen ist nicht zwingend der Fall, vielmehr mangelt es an Spezialist:innen im Bereich der Digitalisierung, was vor allem Klein- und Mittelunternehmen vor große Herausforderungen stellt.

Luft nach oben: Österreich im EU-Digitalisierungsvergleich

Seit 2014 misst Eurostat anhand des Digital Economy and Society Index (DESI) die Fortschritte der EU-Länder im Bereich der Digitalisierung. Dieser ist in vier Bereiche gegliedert: Humankapital, Konnektivität, Integration digitaler Technologien und digitale öffentliche Dienstleistungen. Österreich befindet sich im EU-Vergleich im oberen Mittelfeld.

Über die Jahre hinweg machte Österreich zwar Fortschritte, allerdings entsprechen diese mehr oder weniger dem EU-Durchschnitt. Der DESI-Index, basierend auf 33 Indikatoren, verdeutlicht die Komplexität der Messung digitaler Transformation und der Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Es werden u. a. die Beschäftigung von IKT-Spezialist:innen, IKT-Schulungen, Nutzung von Robotern, 3D-Druck, E-Commerce, Cloud-Diensten, Big-Data-Analysen und Künstlicher Intelligenz (KI) erfasst. Für die vorliegende Analyse wurden Daten der IKT-Nutzung in Unternehmen für die Jahre 2015 bis 2022 ausgewertet. Während alle untersuchten Firmen digitale Inhalte wie Websites nutzen, offenbaren sich beim Einsatz von Robotik, KI, Sozialen Medien, Chat-Diensten oder Online-Kommunikation deutliche Unterschiede.

Zwei Drittel der Firmen geben an, dass eigene Angestellte IKT-Aufgaben erledigen, mehr als 80 Prozent betrauen auch externe Dienstleister damit. Etwa die Hälfte der Firmen hat eigene IKT-Spezialist:innen. Viele bekunden allerdings Probleme bei der Rekrutierung von entsprechendem Personal. Die Verwendung neuer Technologien ist jedoch sehr unterschiedlich über die Firmen ausgeprägt. So setzen etwa 10 Prozent der Firmen Industrieroboter ein, 7 Prozent verwenden 3D-Druck. Knapp 10 Prozent nutzen KI für Textanalyse oder Prozessautomatisierung. Die Vernetzung von Geräten (Internet of Things) ist in 50 Prozent der Firmen verbreitet, Big-Data-Analysen werden von 5 bis 7 Prozent genutzt. Mehr als ein Drittel verwendet Cloud-Dienste, und etwa 75 Prozent der Firmen kaufen online ein, während 50 Prozent ihre Produkte auch über Websites oder Apps verkaufen.

Digitale Transformation braucht Fachkräfte

Größere Unternehmen setzen stärker auf IKT-Spezialist:innen, Software und KI-Nutzung. Das dürfte auf die hohen Fixkosten digitaler Technologien und die damit verbundenen Skaleneffekte sowie die Unsicherheiten in Bezug auf die Verfügbarkeit von qualifizierten IKT-Fachkräften zurückzuführen sein. Der Umsatz und die durchschnittlichen Löhne pro Beschäftigten sind in stärker digitalisierten Unternehmen höher. Allerdings hat ein hoher Digitalisierungsgrad keinen signifikanten Einfluss auf Wachstum oder Beschäftigungsstruktur eines Unternehmens. Es gibt daher keine Hinweise, dass Digitalisierung negative Auswirkungen auf die Beschäftigung hat. Das widerspricht der weitverbreiteten These, wonach Digitalisierung Arbeitsplätze gefährde. Vielmehr fehlen qualifizierte Arbeitskräfte in den entsprechenden Bereichen. 75 Prozent der Unternehmen mit Bedarf an IKT-Spezialist:innen berichten von Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung. Während größere Firmen eigens Schulungen und Fortbildungen anbieten können, gestaltet sich der Prozess für KMUs schwieriger.

Ein signifikantes Ergebnis ist jedoch, dass in Firmen, die verstärkt auf digitale Technologien setzen, der Gender-Wage-Gap geringer ist, mit einem Unterschied von durchschnittlich zwei Prozentpunkten.

© A&W Blog


Wirtschaftspolitische Maßnahmen

  • Österreich braucht eine umfassende Ausbildungsoffensive im IKT-Bereich.
  • Besonders junge Frauen sollten stärker dafür gewonnen werden.
  • Kleine und mittlere Unternehmen müssen zudem bei der digitalen Transformation unterstützt werden, um moderne Technologien breit zu etablieren.

KMUs sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft und ihre Förderung sollte besondere Priorität genießen.


Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0: Dieser Beitrag ist unter einer Creative-Commons-Lizenz vom Typ Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International zugänglich. Um eine Kopie dieser Lizenz einzusehen, konsultieren Sie http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/. Weitere Informationen https://awblog.at/ueberdiesenblog/open-access-zielsetzung-und-verwendung