Die steigenden Wohnkosten treffen Studierende stark. Die Ausgaben für Miete, Strom, Energie usw. nehmen den größten Teil des monatlichen Budgets ein. Angebote, die leistbaren Wohnraum für Studierende bieten, werden aber immer weniger. Es ist also noch viel zu tun. Den Auswirkungen der Inflation und verfehlter Lenkungspolitik am Wohnungsmarkt müssen sinnvolle und nachhaltige Lösungen entgegengestellt werden.
Erhebungen zeigen dramatische Kostensteigerung
Für viele Studierende gibt es bei der Frage nach der Wohnsituation eigentlich keine Wahl. Wohnen muss man irgendwo – und dafür meistens sehr viel Miete zahlen. Bereits 2019 gaben Österreichs Studierende an, durchschnittlich 442 Euro pro Monat für ihre Wohnung zu zahlen. Laut Studierendensozialerhebung 2019 ergab sich bereits damals eine Steigerung von 27 Prozent im Vergleich zu 2009. Das Momentum Institut hat berechnet, dass es im Zeitraum von 2019 bis 2023 nun wiederum eine Steigerung von 35 Prozent im Bereich Wohnen und Energie gab.
Teuerung setzt Studierenden zu, nicht nur Wohnkosten sind massiv angestiegen
Die Studierendensozialerhebung 2019 zeigt: Das Median-Einkommen von Studierenden lag 2019 bei 600 Euro pro Monat. Das ist angesichts der gestiegenen Lebenskosten für Wohnen, Energie etc. zu wenig zum Leben. Da auch die Eltern der Studierenden höhere Ausgaben zu tragen haben, könnte auch die finanzielle Unterstützung von dieser Seite knapper werden: Das geht sich nicht mehr aus. Die hohen Ausgaben für ein Dach über dem Kopf, das im Idealfall auch noch beheizbar ist, können in Konsequenz dazu führen, dass viele Studierende ihre Erwerbstätigkeit erhöhen müssen und sich dadurch ihr Studienabschluss verzögert oder sogar ganz in unerreichbare Sphären rückt. Genauere Daten bzw. die aktuellste Erhebung werden 2024 mit der neuen Studierendensozialerhebung veröffentlicht. Schon jetzt ist jedoch zu vermuten, dass sich die Situation für Studierende nicht verbessert hat. Studierende haben überdurchschnittlich hohe Ausgaben für ihre Wohnungen.
Laut Statistik Austria lag der durchschnittliche Anteil der Wohnkosten am Haushaltseinkommen 2022 bei 21 Prozent. Während der österreichische Durchschnitt also rund ein Fünftel des Gesamtbudgets für Wohnen ausgeben muss, war dieser Anteil bei Studierenden bereits 2019 deutlich höher: Bis zu 37 Prozent des gesamten monatlichen Budgets müssen sie für ihre Wohnkosten aufbringen. Bei jüngeren Studierenden ist dieser Anteil ein wenig geringer (rund 30 Prozent), während er bei über 26-Jährigen durchwegs über 35 Prozent liegt. Am stärksten trifft es jene Studierende, die aus dem Ausland nach Österreich kommen. Sie müssen durchschnittlich 44 Prozent ihres Budgets für ihre Wohnung ausgeben. Strenge Beschäftigungsgesetze sowie Benachteiligungen am Wohnungsmarkt tragen wohl dazu bei.
Die meisten Studierenden leben in einem gemeinsamen Haushalt mit dem/der Partner:in (28 Prozent), gefolgt von der Wohngemeinschaft (25 Prozent). Immer weniger Studierende wohnen indessen in einem Einzelhaushalt, hier ist der Anteil von 21 Prozent (2015) auf 16 Prozent (2019) gesunken. Aus guten Gründen: Laut einer aktuellen Erhebung sind für eine 40-m2-Wohnung in Innsbruck mittlerweile 680 Euro pro Monat zu berappen. In Wien sind es 580 Euro, in Graz 450 Euro. Wohlgemerkt handelt es sich hier nur um die Miete – Energiekosten müssen extra bezahlt werden. Setzt man diese Zahlen ins Verhältnis zur Höhe der Studienbeihilfe, ergibt sich ein katastrophales Bild. Der Maximalbetrag (den die meisten Studierenden durch verschiedene Abzüge allerdings nicht bekommen) liegt bei 855 Euro.
Auch in Studierendenwohnheimen ist lange nicht mehr alles eitel Wonne. Durch die Kürzung finanzieller Förderungen des Staates ist es immer schwieriger, leistbaren Wohnraum für Studierende anzubieten. Gleichzeitig schießen seit einigen Jahren Luxuswohnheime aus dem Boden. Wenngleich Wohnheime immer noch eine tendenziell günstigere Wohnform sind (362 Euro pro Monat), sind die Ausgaben hier von 2011 bis 2019 um 39 Prozent gestiegen.
Dadurch erklärt sich auch die – absurd anmutende – Maßnahme der Stadt München. Weil leistbarer Wohnraum hier zur absoluten Mangelware verkommen ist, prüft die Stadtregierung gerade, ob Studierende nicht auch übergangsweise auf Campingplätzen unterkommen könnten.
Politische Maßnahmen dringend gesucht!
Solche Ideen klingen auf den ersten Blick vielleicht skurril, machen aber vor allem die Tragik der Auswirkungen von Inflation und verfehlter Lenkungspolitik am Wohnungsmarkt deutlich. Ob man wohnt oder nicht, ist keine Frage. Die Bundesregierung (ÖVP und Grüne) hat jedoch dafür Sorge zu tragen, dass alle – auch Studierende – in einer ausreichend großen, nicht gesundheitsgefährdenden und leistbaren Wohnung leben können.
Vor allem im Bereich der Studierendenwohnheime gibt es immensen Nachbesserungsbedarf. Um der eigentlichen Idee – leistbaren Wohnraum für Studierende für die Dauer ihres Studiums anzubieten – wieder nachkommen zu können, ist die Wiedereinführung der staatlichen Förderung für Studierendenwohnheime essenziell. Durch die bundesweite Finanzierung kann auf der anderen Seite auch sichergestellt werden, dass die Zimmerpreise sich in einem verträglichen Rahmen halten und die Heime sukzessive saniert und nachgerüstet werden. Gesetzliche Rahmenbedingungen für die Wohnraumqualität und eine klimagerechte Ausstattung sind hier zentral. Um auch am freien Wohnungsmarkt ein Dach über dem Kopf zu finden, muss auch hier stärker reguliert werden. Eine flächendeckende Mietzinsobergrenze und effektive Leerstandsabgaben würden auch weiteren Teilen der Gesellschaft zugutekommen. Gekoppelt mit einer Abschaffung befristeter Mietverträge können diese Maßnahmen den Preisexplosionen entgegenwirken. Um speziell Studierenden bei der Bestreitung der Mietkosten unter die Arme zu greifen, müssen außerdem flächendeckend finanzielle Beihilfen zur Verfügung stehen.
Die Frage, ob die Miete im kommenden Monat noch leistbar ist, darf nicht länger die bestimmende Sorge vieler Studierender sein. Die Regierung ist gefordert, hier die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen.