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Studierende über 30 Jahre haben durchschnittlich diehöchsten monatlichen Kosten für Wohnen, da sie häufiger in Einzelhaushaltenbzw. mit PartnerIn in einem Haushalt als jüngere Studierende wohnen. DieWohnsituation verändert sich auch mit dem Alter der Studierenden: Der Anteilder Studierenden, die bei den Eltern bzw. in einem StudentInnenwohnheim leben,nimmt mit zunehmendem Alter ab. So leben 39 Prozent der unter 21-jährigenStudierenden noch bei den Eltern, jedoch nur 5 Prozent der über 30-Jährigen. DaStudierende im Schnitt immer älter werden (17 Prozent über 30 Jahre) und auchvermehrt ein Studium im zweiten Bildungsweg aufnehmen, wird sich an der Situation mit den Ausgaben fürsWohnen nach Alter nicht sehr viel ändern. Die für heuer geplante Veröffentlichungder Studierenden-Sozialerhebung 2019 wird aktuellste Daten zum studentischenWohnen liefern. Bei der Preisentwicklung am heimischen Wohnungsmarkt ist davonauszugehen, dass sich die finanzielle Belastung für Studierende auf einemkonstant hohen Niveau bewegen wird.
Zimmer in neuen (privaten) StudentInnenheimen kostenbis zu 700 Euro
Im Studienjahr 2017/18 gab es in Österreich 293StudentInnenwohnheime mit ungefähr 42.000 Heimplätzen und ca. 33.500BewohnerInnen. Für eine schlüssige Erklärung bezüglich der hohen Diskrepanzzwischen Angebot und Inanspruchnahme bei Heimplätzen liegen keine empirischenBefunde vor. Universitätsnahe Standorte (vor allem in Wien) haben eine bessereAuslastung als regionale Standorte, die nur eine kleinere Hochschule mitweniger Studierenden haben.
Im internationalen Vergleich wohnen in Österreichrelativ wenig Studierende – gemessen am
Prozentanteil – in StudentInnenwohnheimen. In Österreich sind es knapp 9 Prozent,in Ländern wie Schweden oder Finnland liegen diese Werte bei rund 30 Prozent (lt.Eurostudent VI 2016–2018). In Finnland gab es 2016 etwa 300.000 Studierende, d. h.rund 90.000 lebten in einem StudentInnenwohnheim. Auf Grundlage dieser Zahlen lässtsich die Hypothese formulieren, dass das Angebot an Heimplätzen in Finnland vielbesser ausgebaut sein muss. Die Preise bewegen sich auf einem ähnlichen Niveauwie in Österreich.
Seit 2011 gibt es keine Förderungen des Bundes mehr fürStudentInnenwohnheime („Investitionsförderung“). Daher ist es für die Betreiberumso schwieriger geworden, kostendeckend zu arbeiten (vor allem bei Neubautenund Renovierungen). Zimmer in neuen (privaten) Wohnheimen kosten bis zu 600–700Euro. Solche Preise fallen daher kaum unter leistbares Wohnen, vor allem für (junge)Studierende. Laut Studierenden-Sozialerhebung 2015 wohnen nämlich 20 Prozentder Studierenden unter 21 Jahren in einem Wohnheim, jedoch nur 2 Prozent derStudierenden über 30 Jahre.
Im Herbst 2018 wurde dasStudentenheimgesetz umfassender novelliert. Die darin vorgenommenen Änderungenhaben aber leider nur wenig Positives für Studierende gebracht. Die Mitspracherechtewurden weiter eingeschränkt. So ist es dem Betreiber bei einem Heim mit wenigerals 31 Plätzen möglich, die Wahl einer Heimvertretung zu verhindern. Ergänzendgab es auch keine Änderungen bezüglich möglicher Mietobergrenzen für privateHeimbetreiber.
Was sind die Vorschläge für mehr leistbaresstudentisches Wohnen?
Die Österreichische HochschülerInnenschaft spricht in ihrem im November 2019 präsentierten Forderungskatalog an den Nationalrat die notwendigen Verbesserungen klar an. Die ÖH verlangt eine österreichweite Vereinheitlichung der Wohnbeihilfe sowie die staatliche Förderung von Studierendenwohnheimen. Die Forderungen der Arbeiterkammer Niederösterreich & Wien in Bezug auf die Wohnheime gehen in eine ähnliche Richtung. Diese plädiert unter anderem für die Wiedereinführung der Investitionsförderung des Bundes für StudentInnenheime und die Einführung von Mietzinsobergrenzen für private StudentInnenheimbetreiber. Mit der Investitionsförderung soll kostengünstiger Wohnraum für Studierende aus finanzschwachen Familien in Hochschulnähe angeboten werden. Einen ähnlichen Effekt könnten mögliche Mietzinsobergrenzen in privaten Wohnheimen zeigen. Ergänzend würden sich Studierende auch zusätzliche Ausgaben fürs Pendeln sparen, sofern genug leistbarer Wohnraum am Hochschulstandort vorhanden ist. In diesem Zusammenhang wäre auch die aktuelle Regierung gefordert, tätig zu werden. Jedoch finden sich im Regierungsprogramm von Türkis-Grün keine konkreten Vorhaben zur Verbesserung der aktuellen Situation für Studierende. Ein erster wichtiger Schritt wäre, das Angebot an kostengünstigen StudentInnenwohnheimen in Österreich auszubauen.
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