Im Zuge der Corona-Krise wurden ab Mitte März die Hochschulen geschlossen. Studierende und Lehrende mussten sich sehr rasch auf die Umstellung des kompletten Lehrbetriebs auf „Distance Learning“ einstellen. Nicht überall ging das problemlos vonstatten. Die Voraussetzungen (nur teilweise bestehende E-Learning-Angebote und Vorerfahrungen etc.) und Rahmenbedingungen (technische Ausstattung etc.) waren sehr unterschiedlich. Viele Studierende sind nun mit Planungsunsicherheiten bezüglich Abschlussprüfungen, Praktika etc. sowie Geld- und Jobsorgen belastet – ein Situationsbericht.
Rechtsänderungen im Eiltempo
Nach dem Lockdown der Hochschulen gab es bis Mitte Mai im Eilverfahren mehrere Änderungen im Hochschulrecht auf Basis des COVID-19-Hochschulgesetzes. Diese betreffen insbesondere die Umstellung des Lehrbetriebes auf „Distance Learning“, die Organisation und Durchführung von Prüfungen und Aufnahmeverfahren sowie Änderungen im Bereich der Studienförderung.
Vorweg das Positive: Für die Studierenden sind die beschlossenen Regelungen in Bezug auf die Studienbeihilfe und Familienbeihilfe als durchaus erfreulich zu bezeichnen. In beiden Bereichen wurde das sogenannte „neutrale Semester“ eingeführt, die Fristen für die Bezugsdauer und das Erbringen von Leistungsnachweisen sowie die Altersgrenzen wurden dabei verlängert. Wichtige Maßnahmen, um insbesondere sozial benachteiligte Studierende, die auf den Bezug von Studienbeihilfe angewiesen sind, nicht noch weiter zu belasten.
Wie geht es den Studierenden mit dem „Distance Learning“?
Zur Arbeiterkammer und zur HochschülerInnenschaft kommen vermehrt Anfragen und Beschwerden von Studierenden. Sie machen sich Sorgen, weil Prüfungen bis September verschoben werden, der Prüfungsablauf völlig unklar ist oder die Kommunikation mit den Lehrenden nicht klappt.
Die Lage der Studierenden war/ist auch Thema mehrerer Erhebungen seit Beginn der Corona-Krise. So wurde von Dr. Peter Hajek im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) vom 8. bis 15. April 2020 eine Online-Befragung von etwas mehr als 500 ausgewählten Studierenden durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen insbesondere auf, dass etwa ein Drittel der befragten Studierenden die Umstellung des Lehrbetriebs als (eher) schlecht beurteilt. Ähnliches ergibt eine Studie mit dem Titel „Lernen unter COVID-19-Bedingungen“ des Instituts für Psychologie der Universität Wien unter Leitung von Prof.in Christiane Spiel: In mehreren Etappen werden Studierende dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Erste publizierte Zwischenergebnisse (ca. 2.600 Studierende) von Anfang Mai zeigen, dass nur 7 Prozent der Studierenden bei der Bewältigung des Studiums im Home-Learning sehr oder ziemlich erfolgreich sind. Auch die Zeit für studienbezogene Aktivitäten sank deutlich – von 32 auf 24 Stunden. Neue Ergebnisse sollen im Juni vorliegen.
Mehr Geld- und Jobsorgen
Ein weiterer Problempunkt mit zahlreichen Anfragen und Beschwerden betrifft das Thema Beruf und Finanzen – vor allem bei berufstätigen Studierenden, die ihren Job verloren haben. Sie arbeiteten vielfach in Aushilfsjobs in der Gastronomie im Bereich der Geringfügigkeit, aber auch in freien Dienstverträgen oder Werkverträgen, bei denen kein Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht und die auch nicht von der Kurzarbeitsregelung erfasst sind. Probleme ergeben sich im Einzelfall auch durch den Wegfall der Krankenversicherung.
Das Ausmaß der finanziellen Belastung zeigt die Befragung des BMBWF. Sie hat ergeben, dass seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie etwa ein Drittel der Befragten mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft. Das ist kein Wunder, denn das Ausmaß der Berufstätigkeit der befragten Studierenden ist deutlich gesunken – von durchschnittlich 17,3 Stunden auf 11,4 Stunden.