Seit einem Vierteljahrhundert existieren Fachhochschulen in Österreich. Von der Erweiterung der Hochschullandschaft um eine praxisnahe Ausbildungsschiene haben sowohl viele Kinder aus ArbeitnehmerInnenfamilien als auch Berufstätige profitiert. Das Jubiläum ist aber nicht nur ein Anlass zum Feiern, denn nach wie vor gibt es vielfältigen Verbesserungsbedarf.
In den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es mit den neuen FH-Studiengängen erstmals eine Alternative zu den traditionellen Universitätsstudien. Österreich war in diesem Bereich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern eher ein Spätzünder. Die Nachfrage war von Anfang an groß, nicht nur seitens der Wirtschaft. Mit stark praxisbezogenen Studien plus guten Arbeitsmarktchancen, einer überschaubaren Studiendauer sowie verbesserter regionaler Zugänglichkeit durch zusätzliche Hochschulstandorte wurden neue Studierendengruppen angesprochen. Ein besonderer Pluspunkt von Fachhochschulen sind seit Beginn an auch spezielle Studienangebote für Berufstätige sowie ein breiterer Zugang, auch für Personen mit einschlägiger beruflicher Qualifikation, aber ohne traditionelle Matura. Diese Rahmenbedingungen haben erfreulicherweise zu einer ausgewogeneren sozialen Durchmischung des Hochschulsektors geführt.
FH-Sektor: Jung und weiter klein
Die Fachhochschulen mit 21 Erhaltern sind mittlerweile ein fester Bestandteil der österreichischen Hochschullandschaft. Ausgehend von ein paar hundert Studierenden im Jahr 1994 umfasst der Bereich mittlerweile mehr als 53.000 Studierende in fast 500 Bachelor- und Master-Studiengängen. Knapp die Hälfte dieser Studiengänge wird bereits in berufsbegleitenden Organisationsformen geführt. Mittlerweile existieren auch mehrere duale FH-Studiengänge mit den parallelen Lernorten Hochschule und Unternehmen. Finanziert werden die Fachhochschulen nach wie vor hauptsächlich aus staatlichen Mitteln – rund 80 Prozent der Studienplätze sind bundesfinanziert.
Im Vergleich mit den Universitäten ist der FH-Sektor aber weiterhin relativ jung und klein. Vom mittelfristigen Ziel des Wissenschaftsministeriums im Rahmen des Projekts „Zukunft Hochschule“, mindestens 30 Prozent der Studierendenzahl zu erreichen, ist man noch recht weit entfernt. Laut Statistik Austria gab es im Wintersemester 2018/19 insgesamt rund 270.000 ordentliche Studierende an Universitäten und etwa 53.000 an FH.