Arbeitslosigkeit wird in Österreich, aber auch international unterschätzt. Ein beachtlicher Teil an erwerbslosen Menschen, die arbeiten wollen, aber nicht auf der Suche sind, zählen zur sogenannten „Stillen Reserve“. Dieser Gruppe gehören in Österreich zwischen 100.000 und 155.000 Personen an. Würden sie in die Arbeitslosenquote miteingerechnet werden, stiege diese um bis zu 3,2 Prozentpunkte. Ein Verständnis der Struktur und der Eigenschaften der Stillen Reserve ist notwendig, um wirksame arbeitsmarktpolitische Maßnahmen setzen und ihr enormes Potenzial in Zeiten eines angeblichen „Fachkräftemangels“ nutzen zu können.
Größe und Relevanz der Stillen Reserve
Im Zeitraum von 2016 bis 2020 gehörten in Österreich zwischen 100.000 und 155.000 Personen der Stillen Reserve an. (siehe dazu „Die Stille Reserve in Österreich – ein ungenütztes Arbeitskräftepotenzial“). Dies entspricht durchschnittlich 2,1 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Die Stille Reserve steht in einem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Arbeitslosenquote: Sinkt das Wirtschaftswachstum, steigen sowohl die Arbeitslosigkeit wie auch die Stille Reserve. So sank die Stille Reserve 2018 und 2019 im wirtschaftlichen Aufschwung und stieg während der Corona-Pandemie stark an. Würde sie in die Arbeitslosenquote miteinfließen, läge diese je nach Konjunktur um ca. 2 bis 3,2 Prozentpunkte höher: